Unverbesserlich quijotisch

Zur Unhayligen Nacht im FLOW, Berlin-Mitte, präsentierte die Ostprinzessin neben Bewährtem auch druckfrische Texte. Das Publikum zeigte sich diskussionsfreudig und – wie immer – polarisiert. Für musikalische Ausbrüche aus dem Mainstream sorgten u. a. Marten Mühlenstein (sax) und Artus Unival (e-guitar). Ein Textbeitrag von Elke Günther gewehrte intime Einblicke in die mit Luftpolsterfolie gegen die Unbill der Außenwelt abgedichtete Innenwelt der Autorin. Und auch Doña Ostprinzessin ließ tief blicken:

„Ich hasse Feiertage und Weihnachten ganz besonders. Ich sage das fröhlich und gelassen. (…) und was passiert einem Engel, der so weit hinaufgeworfen wurde, von einem Gedanken, von der Idee, das Leben neu zu interpretieren (…) ja, auch er fällt hinab auf die Erde, und das ist auch gar nicht schlimm, denn dann ist er wieder dort, wo er das Glück gesehen hat, ein paar Momente lang; und natürlich: nichts davon wird er festhalten können, doch ein wenig davon wird immer bei ihm sein…

Und nun möchte ich einen weihnachtlichen Gruß von Benedict Ugarte Chacón, meinem Freund, dem Bösen Wolf, vortragen.

Glücklich und heiter soll uns das Lichterspiel in den Straßen Berlins stimmen (…). Vattenfall bezaubert Berlin: im Fall der Fälle hätten wir davon noch viele tausend Jahre was. Hiervon handelt mein Weihnachtsgedicht Energiewende.

Der eine oder die andere fragt sich: Von was eigentlich lebt man als Prinzessin? Die Antwort darauf ist einfach: Von Luft und Liebe; im glücklichsten Fall auch von einer Apanage. Das jedoch trifft in meinem Fall nicht zu. Erwerbsarbeit oder Hartz IV sind für Prinzessinnen überhaupt nicht vorgesehen und deshalb auch in meinem Leben nicht Teil der Realität. Das hat Konsequenzen – solche, die ich lang schon auf mich zukommen sah und die jetzt zum Tragen kommen. Doch ist das auch ganz gut so, denn es macht nachdenklich, und es gibt Anlass, zu schreiben: Werden und Sein.

Mit dem Los, Prinzessin zu sein, hadere ich nie, aber die Kälte, allem voran die soziale (…). Unreflektierte Lebenslust ist eine Gnade. Manche von uns verwirken diesen Segen. Leid und Frust prasseln auf sie herab. Doch haben wir das Wachstum. Was ganz besonders stark wächst, das ist die Armut, allem voran die geistige. Frohsinn und Heiterkeit – vor trügerischer Kulisse – verderben zu einer weitreichenden Sinnleere.

Wenn die Kraft zur Wut nicht reicht und die Liebe zum Leben auf Eis liegt, dann klingt das nicht heiter und fröhlich, dann klingt das so: Da war doch was, da ist doch was – da wird doch was sein? Und auch so.

Sobald die Kraft wieder ausreicht, kommt auch die Wut zurück, und die Liebe; die war ja schockgefrostet worden und hat deshalb kaum Schäden davongetragen. Der ganze Rest aber ist im Gefrierfach über die Dauer der Einlagerung verdorben und nun ungenießbar. Da kann man von Glück sagen, dass es die Müllabfuhr gibt. Doch manchmal kommt die nicht und manchmal, da läuft etwas ganz und gar verkehrt herum: Die tägliche Müllanfuhr.

Und wenn mit dem Verzweifeln endlich Schluss sein soll, dann muss man Selbstmitleid an den Nagel hängen. Allerdings sollte man dabei aufpassen, sein Mitleid nicht mit dazu zu hängen: Mein Lied ist das der Welt. Vielen Dank.

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