Fast geschafft

Die Backform eingefettet
Den Kessel aufgesetzt

Das Tor geöffnet
Die Ankunft geschätzt

Das Kleid bereitgelegt
Die Auffahrt gefegt

Das Abenteuer eingeräumt
Das Hindernis erkannt

Den Mut aufgebracht
Das Vorhaben benannt

Den Ertrag errechnet
Das Glück geträumt

Das Wesentliche kurzgefasst
Das Manuskript gedruckt

Das Notwendige angemahnt
Die Kröte geschluckt

Ein Leid geschaffen
Das Begehrte begafft

Mit den Füßen geschart
Die Waffe scharfgemacht

Die Mächtigen gewarnt
Die Ängstlichen angefacht

Leidenschaft geplant
Die Unschuld gut bewacht

Die Illusion gerettet
Das Undenkbare verlangt

Den Zugangscode
Ein Rettungsboot

Und als niemand kam
Es selbst gemacht

Ein Vermögen angespart
Ein Vermögen verwettet

Das Wagnis gewagt
Zweifel: unangebracht

Hirnverbrannt
Bewusstsein erlangt

Das Falsche fortgeleitet
Die Fragen befragt

Den Exzess studiert
Demut offenbart

Die Wogen geglättet
Den Feind umarmt

Das Schicksal pariert
Farbe bekannt

Das Unbekannte angelächelt
Das Bekannte ausgelacht

Über den Rand gezeichnet
Bunt ausgemalt

Den Entwurf gespeichert
Im Ordner Neue Ideale

Den ersten Stein gesetzt
Ein Zeichen

Ich liebe dich gedacht
Alles Wichtige

Den Anker geworfen
Die Leinen gekappt

Den Hafen befestigt
Die Freiheit bewahrt

Die Hände gewaschen
Das Richtige getan

Und das legitime Illegale
In Lavendel und Vanille

Der Weg ist das Ziel
Überleben

Freier Wille
Du kannst fliegen

Vorstoß

Am Schreibtisch
Ein neuer Kollege
Ich beuge mich über ihn
Mh, du riechst gut
Ich rieche gar nichts
Das PDF findest du dort
Ich greife die Maus
Seine Haut ist sehr zart
Hier in der Dropbox
Mein Pulsschlag ist hoch
Im Monat März
Haar streift meinen Bart
Doppelklick
Warte, nein da
Maus rutscht vom Tisch
Oh, Verzeihung
Auf sein linkes Bein
Bootcut, ganz warm
Es tut mir so leid
Und noch weiter hinab
Er spreizt die Beine
Der Boden ist hart
Ich taste, er auch
Au, was ist das
Ein Dorn, eine Rose
Die sich öffnet
Duftend, tiefrot
Was tust du
Ich drücke sie an sein Herz
Er atmet tief ein
Ich lege meinen Kopf
In seinen Schoß
Atem berührt mein Ohr
Du bist famos

Ein Durst so fürchterlich

Es ist spät um zehn am Abend
Der Fahrstuhl bleibt stehen
Auf ein Viertel dimmt das Licht
Drei Kerzen entzünden sich

Oh, wir stecken fest

Ich biete meine Schulter an
Schuldig meiner Pflicht
Die Wange auch, Haut an Hau
Ich küss dich wie versehentlich

Verzeihung, es tut mir leid

Mein Kinn liegt am Kragen auf
Atem bürstet die feinen Haare
Ich habe das nicht geplant
Hilfst du mir beim Gürtel?

Ich blicke in seinen Blick

Übergroße helle Augen, Lächeln
Zahnlücken, Wahnsinnsglück
Blasse Waden, fester Rumpf
Der Strickpullover fällt

Sein Haar ihm ins Gesicht

Eine Hand hebt die Wäsche
Bauch an Bauch an Lust
Der Duft von Aftershave
Mein Bart streift sein Gemächt

Wir atmen, keiner spricht

Ich fasse seine Fesseln
Ein Tropfen rinnt abhin
Seine Backen öffnen sich
Er hebt ein Knie in meinen Schritt

Ich drücke den Alarmknopf

Wir lassen alles los
Der Aufzug sackt hinab
Wändebeben, Wadenzittern
Ein Docht versinkt im Wachs

Der Kundendienst ist unterwegs

Sein Blick glimmt ernst
Ich halte stand
Ein Zauber hält das Band
Und er sagt Ich liebe dich

Eine Träne füllt den Moment

Ich trinke ihn und er mich
Ins Dunkel reitet ein Held
Die Finsternis verbrennt
Wir tränken uns am Licht

Ein ungeheures Feuer
Ein Durst so fürchterlich

GIVE PEACE A CHANCE

Glaubenssätze sind naturgemäß
Immer unglaubwürdig, im Krieg
Vor allem aber in der Friedenszeit
Es glaubt nur, wer nicht weiß

Pardon, wer braucht ein blütenreines Gewissen
Es zählt nicht, nichts zählt wider besseres Wissen
Auf 100 x Krieg sag ich 100 x Ohne mich, Give peace a
Chance, und manch x brauch ich dafür Waffen, Defense
Ein Nie wieder gibt’s nicht geschenkt, It’s in your hands

Antikrieg ist kein Nichtstunmüssen

Come on, ohne Wehr ist Frieden gewiss ein
Heuchlerisches Wort für Sichergebenmüssen
Auf Nicht unser Krieg folgt bald Vergessen
Nach der Friedenspfeife tanzen heißt Helfen
Come on, dance, hab Mut, hier und sofort
Edel sei der Mensch, hilfreich und gut

Erschienen in Literatur outdoors: Akrostichon for peace

Alles den Russen überlassen

das Kinderabholen mit Bussen
den Schinken, die Würste, den Speck

die Fusselbürste von Onkel Wanja
PIN, Passwort, Blankoscheck

Juri, den Dorfpunk – Genickschuss
den stillen Fluss am unbestellten Feld

die blau-gelb lackierte Badewanne
am Ufer der schönen neuen Welt

die Flamme der Freiheit
Tante Olgas Gusseisenpfanne

den Blumenkohl im Garten
das Baumhaus am Graben

die Zündschnur unter dem Laub
den Morgentau auf den Ruinen

das Wundkraut und den Glücksklee
Iljas, Olegs, Bogdans Samen

Jesus, Gott, zwei bis drei Kusinen
Julia, Angelina, Viktoria – zum Spaß

Wladimir, Opas greisen Ziegenbock
die Schaufeln fürs Massengrab

das Haus Europa, den Bienenstock
das Kinderzimmerregenbogenmobile

den viel zu lauten Dieselgenerator
Donald Duck und die Soljankatassen

Helme, Nerze, Zwergschimpansen
den Flugverbotszonensimulator

die Korruption, die Krankenkassen
den Komiker im Sonnenblumenfeld

Oma Majas Küchenwaage
den treuen Hund, der niemals bellt

jede Antwort und alle Fragen

bln

Wie könnte ich dich nicht lieben,
deine Wunden und Narben,
die weltverlorenen Brachen,
all deine gutartigen Tumore,

Läsionen und Transfusionen,
die Prothesen und Implantate,
deine juckenden Ausschläge,
die verstopften Poren,

deine kaputten Zähne,
deine spröden Lippen,
die unheimlichen Träume,
deine Fehlsichtigkeit,

deine unheilbaren Leiden,
Sorgen und Depressionen,
das Gejammer, dein hartes Herz,
die Prahlerei und das Gewinsel,

dein Kindskopf, die Dummheiten,
deine Wetterfühligkeit,
die vertrockneten Straßenbäume,
der Phantomschmerz,

die unauflöslichen Gerinnsel,
die Hämatome, die Thrombosen,
deine Zoten, die blöden Witze,
Losigkeiten und Kompromisse,

die unnützen Geschütze,
die engen, durchsichtigen Hosen
deine Inkonsistenz,
deine Schleier, deine Mützen,

die Plastizität deiner Spastik,
die verklebten Faszien,
das besoffene Gewissen,
deine Fissuren und Filmrisse,

dein übervolles Pillenetui,
deine krumme Nase, die Fibrome,
deine Medikamentenallergie,
deine unrasierte Intimzone,

den Zoo, den Zirkus, die Idioten,
deine schillernden Neurosen,
deine Autoimmunität,
deine Impfkomplikationen,

die Flüchtigen, die Bruchpiloten,
dein Autismus, deine Lethargie,
deine durchtriebenen Phantasien,
deine zwingenden Pheromone,

viel zu große Füße, kleine Hände,
dein blaues Auge und das blinde,
deine süße Aufsässigkeit,
die polymorphe Homophilie,

deine lichten bunten Haare,
die permanenten Wechseljahre,
deine Schwind- und Fresssucht,
all deine Perücken,

deine neuronalen Syndrome,
unerklärliche Symptome,
deine Bipolarität, deine Trisomie,
deine legendäre Insuffizienz,

deine unzählbaren Komplexe,
die übergroße Vagina,
dein winzig kleiner Schwanz,
das Geschwätz, die Inkontinenz,

deine geschundenen Venen,
deine Halluzinationen,
fiebriger Puls, septisches Blut,
deine Erbgutschäden,

dein Über- und Untergewicht,
dein gerötetes Gesicht,
die billige Kosmetik,
dein Sonnenstich,

ach weh, Berlin, ich liebe dich

Real Men

If I have to wait in the cold I’ll take it like a man… I miserably die
If you kiss me, darling, I’ll feel blessed… and get impatient
If you don’t like me, honey, don’t do this… you’ll miss me

Bitterly I cry

If anyone criticizes me I’ll take it like a real man… killing him
If I don’t feel man enough I’ll do gym… yeah, that’s me, so tough
If I’m too lazy I’ll call myself intellectual… self-confident

Satisfy me

I believe in equal rights: feminism, trans… that I grant
If there are two good options I will take the third… just for fun
If there’s no reason for anything I’ll find one… let’s say two

Don’t be a fool

If no one takes a risk I’ll do, with my own hands… and a gun
So call me a hero, brilliant, selfless… unbelievably cool
Do you believe in love? I do. Your boss, your president, I’m you

You’ll miss me

Advent, Advent

Advent, Advent,
ein Lichtlein brennt

ein Haus, ein Land
im Finstern, kalt

Flammen schlagen
aus den Fenstern

Teddy liegt versengt
in Barbies Armen

in Omas Häuschen
scheißt der Bär

Drohnen fallen
vom Firmament

in die roten Beete
Europas Seele brennt

Vor der Botschaft der Russischen Föderation

#20

Jedes Leben ist ein Meer, und allein darin sind wir leer. Was uns füllt, macht uns eigen, macht uns schwer. Was kann uns dann tragen, wer? Der es kann, wo ist er, wann, woher, wohin? Niemand kann stehen, kann atmen ohne Grund. Den zu haben, fordert unser Sein. Jede Hoffnung, die wir fassen, rührt daher. Glücklich der, der sagen kann: Ich bin.

Heute bin ich, habe Grund, Geleit, den Weg zu gehen aus der Lebenseinsamkeit.

B.

Ich stehe in der Welt, verwirrt von ihr
Viel hat mit dem Krieg zu tun
Dem, was er aus ihr machte

Die Nacht trägt das Licht
Und das Licht die Namen durch die Nacht
Friesische Küche? Persische

Ich treff Prinz Istro, wir werden ein Paar
Verrückte Vögel in einer verrückten …
Was? Ein Ungeheuer, ungeheures Glück

Heute wird sie zwanzig, wieder mal
Älter nie, jedenfalls nicht am Stück
Wem sie gehört, ist ihr egal

Was hast du nur gemacht mit mich
Sobald ich atme, dichte ich