Selbstmahnung

da ich es so zu wissen glaube
wie ich es zu wissen glaube
kann ich nicht so leben
als glaubte ich nicht
es so zu wissen

Auge
Der Glaube, es zu wissen.

Demokratie-Poker im Casino

Hier der Beschluss des Bezirks-Parlamentes, der Bezirksverordnetenversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg, vom 04.09.2006:

Beschluss der BVV zum Bürgerbegehren Zukunft Bethanien Zum Bürgerbegehren gegen die Privatisierung und für ein Offenes Zentrum im Bethanien.

Stadt unter Privatisierungszwang?

Die Folgen eigenwilliger Kostenberechnungen zwischen Senat und Bezirken

Man kennt ja das allgegenwärtige Lamento über leere Kassen und hohe laufende Kosten, die das Land Berlin und die Bezirke zu tragen hätten. Im Bereich der landeseigenen Gebäude wird in der Politik immer wieder der Ruf nach Privatisierungen laut, um die laufenden Kosten zu senken und Verkaufserlöse einzustreichen.

Nun wurde in Berlin im Jahr 2004 ein spezielles Konstrukt geschaffen, das für einige Gebäude die Kosten auf absurde Weise in die Höhe treibt und so einen vermeintlichen Privatisierungszwang aufbaut: die sogenannten „kalkulatorischen Kosten”. Bezirke mieten öffentliche Gebäude vom Land an, wobei die Miethöhe über besagte kalkulatorischen Kosten ermittelt wird, die sich auf den Wert des gemieteten Gebäudes beziehen. Errechnet werden laufende Zinseinnahmen des fiktiven Verkaufserlöses eines Gebäudes bzw. eben jene errechnete Kosten, die angeblich daraus entstehen, daß Verkauf und Erlös nicht zustandekommen. Für die Bezirke entsteht ein Anreiz, durch Kostensenkungen bei der Miete, z. B. durch Umzug oder Privatisierung der Einrichtung, Einsparungen zu erzielen.

Man kann sich hier zwar fragen, ob der Besitz von öffentlichen Gebäuden nicht grundsätzlich davor bewahren sollte, überhaupt Miete zu zahlen. Aber seitdem das System darin besteht, sich gegenseitig Kostenstellen aufzurechnen, ist alles etwas komplexer geworden. Ob auch sparsamer, ist die Frage. Noch merkwürdiger wird die Logik der Berechnungen durch eine Neubewertung der Mietkosten. Bei denkmalgeschützten Gebäuden wird dabei nicht wie üblich der Verkehrswert, also ein nach Marktpreisen zu erwartender Verkaufserlös, sondern der Buchwert eingesetzt, also die Kosten eines Neubaus nach heutigen Preisen. Je aufwendiger also ein Bau, und das ist bei denkmalgeschützten Immobilien häufig der Fall, desto höher die Miete.

Im Falle des ehemaligen Krankenhauses Bethanien liegt der Buchwert ungefähr elfmal so hoch wie der Verkehrswert von ca. drei Millionen Euro. Daraus leitet sich nun eine überhöhte Miete ab, die den Bezirk unter Privatisierungsdruck setzt. Jenen Bezirken, die besonders durch denkmalgeschützte Gebäude belastet sind, sind die Auswirkungen der kalkulatorischen Kosten durchaus bewußt, doch zeichnet sich derzeit unter den Bezirken keine ausreichende Mehrheit zu einer Veränderung der Berechnungsgrundlagen ab.

Die Besetzung des Bethaniens hat in Kreuzberg erst einmal quergeschlagen und mit der Initiative Zukunft Bethanien ­ durch ein erfolgreiches Bürgerbegehren ­ die Privatisierung zunächst verhindert. Die Initiative recherchierte zu den Berechnungsgrundlagen und legte die Details offen. Auch wurde dem Bezirksamt aufgegeben, die Rechtmäßigkeit der Berechnung mit dem Senat bis spätestens Ende Januar zu klären und einen öffentlichen Informationstermin dazu anzusetzen.

Noch scheint es sich um einen Berliner Sonderweg zu handeln, ob nun aus politischem Kalkül oder Unfähigkeit, wer vermag da schon so genau zu unterscheiden. Angesichts der Situation bleibt die Frage, inwieweit zivilgesellschaftliche Initiativen ein Modell sein können, um öffentliche Räume dem Markt zu entziehen und Gestaltungsfreiräume zu erweitern.

Malah Helman/E. Princess

www.abriss-berlin.de

via Stadtzeitung Scheinschlag

Schöne neue Welt

1. Friedrichshainer Filmwettbewerb

Bollyhain von Anna Theil, November, Buns und Die Nacht der lebenden Idioten von Eric Esser, Metalcreatures against gentrification von Andrea Behrendt und Tobi Moehring, EKW 1249 von Kai Eckhardt, Die Teletrabbies und Aus einer Mauer wurden tausend Zäune von Carsten Joost
Artikel in Arbeit

Filmwettbewerb

Subversive Kunst?

(…) So sieht sie also aus, die subversive Kunst made in Berlin 2006: Man macht sich nichts vor über einen durch und durch kommerzialisierten Kulturbetrieb. Man weiß: Wer hier mitmachen möchte, der hat sich dem Mainstream anzupassen und sollte sein kritisches Bewußtsein, so überhaupt noch vorhanden, besser über Bord werfen. Und man verwendet gleichzeitig eine unglaubliche Energie darauf, sich diese Kapitulation schönzureden und mit ironischen Statements zu garnieren, die markieren sollen: Ich bin nicht so einfältig wie mein Produkt, ich weiß, was ich tue, ich stehe über den Dingen! Es gibt eine ganze Menge Leute, die sich das einreden wollen, und deshalb gibt es auch einen dazugehörigen Markt. Allein, die Produkte werden dadurch nicht besser.

Florian Neuner

via scheinschlag.de

Eine Frage der Avantgarde

avantgarde akut

die akademische nische hat die avantgarden kanonisiert als historische, und sortierbar gemacht nach den je verwendeten ästhetischen mitteln. die an den rändern des universitären entstandenen subkulturen etablierten in gegenseitiger schuldenabschreibung mit den akademischen nachrückern eine informelle gemengelage, die wir das avancierte nennen; sich mit blossem form-spiel bescheidend verbleibt dieses in sehnsucht zu sein, was verloren ist, hochkultur.

von avantgarde sprechen hingegen heisst, den binnenraum der kunst nicht als feld der entfaltung künstlerischer potenzen zu beobachten, sondern einen standpunkt einzunehmen der zweierlei erlaubt: erstens die struktur des binnenraumes von ihrem blinden fleck her zu decodieren, also z.b. die rede avancierter ästhetiken danach zu befragen, was mit ihr gerade nicht gesagt werden soll; zweitens das verhältnis des binnenraumes zur umgebung neu zu bewerten, also die konstitution des feldes (in doppeltem wortsinn) in ihrer abhängigkeit von peripheren systemen lesbar zu machen als negativen ausdruck zu überwindender verhältnisse. von avantgarde sprechen heisst, sich der frage der macht weiter zu stellen.

gruppe p

via perspektive.at