Ein Stück Demokratie: SOFA

Am Donnerstag noch haben wir Plakate geklebt und Flyer verteilt, nun war es schon soweit: Am Samstag nahmen zahlreiche Anwohner des Bethanien beim ersten SOFA Platz. Von diesem Auftakt sind wohl alle überrascht, denn Vorbilder für diese Art der Basisdemokratie gibt es kaum.

Der Erfolg bestätigt nochmals nachdrücklich die Forderungen der IZB (Initiative Zukunft Bethanien), die u. a. dieses Anwohnerforum mit Hilfe eines 14.000 Stimmen starken Bürgerbegehrens gegenüber der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und in den darauffolgenden Verhandlungen – gegen den Willen der Grünen, die zunächst jegliches Anwohnerforum ablehnten – durchgesetzt hat.

Auch auf dem Bethanien-Gelände selbst sind sich nicht alle grün. Der Geschäftsführer des Künstlerhauses zum Beispiel, Christoph Tannert, wird vermutlich toben angesichts des „Kiezdödels“ (Zitat!), der sich nun tatsächlich im Hauptgebäude versammelt hat. Wer Lust hat, sich die Hasstiraden des Herrn Tannert in unangenehme Erinnerung zu rufen, sei auf einen früheren Artikel der Ostprinzessin in den blumen & zitronen verwiesen.

Alles in Allem: Ein guter Start für das Selbstverwaltete Offene Forum der AnwohnerInnen.

Eröffnungsfeier des SOFA interkültürel SOFA
Das Foto wurde aufgenommen vom Guten Geist des Bethanien.

Fundstück Poesie

Revolution aus Betroffener Sicht

I    über mir nur sterne
so ferne hab ich gerne
neben mir nur frauen
so lieblich anzuschauen
unter mir die angestellten
und dazwischen ganze welten:

II   ich klug und reich
sie arm und dumm
ich liege weich
sie kommen um
mich abzuknallen
-bumm…-

III  aua…

Thomas Gsella 

BZ-blog

Für Alle, die sich eine eigene Meinung nicht nur ein BILDen.

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Heute Nacht im Tuntenhaus-Vorhof

…regnete es Tausende von Papierschnipseln in die Menschenmenge. Der bezaubernde Hinterhof der K86 in Prenzlauer Berg während des Desperate HousebesitzerInnen Hoffests wieder einmal vollkommen überfüllt. Das Publikum war sehr gemischt, auch ein paar Kinder waren dabei. Auf dem Trottoir vor dem Haus, an dessen Fassade in großen Lettern „KAPITALISMUS NORMIERT ZERSTÖRT TÖTET“ prangt, warteten noch etwa einhundert Leute auf Einlass, als der Hof bereits aus allen Nähten platzte.

Die Bands und die Tunten-Show waren in diesem Jahr nicht besonders überzeugend und irgendwie schienen auch die Protagonisten selbst genau dies bereits zu ahnen, auch wenn Pünktchen am Ende zumindest teilweise als Marlene Dietrich brillierte. Die Moderateusen – unter ihnen die politisch kämpferische Steffi Gras – konnten zwar hin und wieder die Seele des Tuntenhauses hervorkehren, aber insgesamt fehlten klare Projekte und Anregungen. Auch Provakationen blieben leider aus.

Das ist zwar schade, aber auch nicht unendlich schlimm, denn der Hof und das Tuntenhaus gehören so oder so zu den fasziniernedsten Orten der Stadt. Den Kampf gegen den Hausbesitzer Dr. Brauner in Wittenau haben die Tunten und ihre Verbündeten jedenfalls längst aufgenommen, was angesichts der Umstrukturierungspläne auch nötig ist.

Am Schluss dann wurde die Internationale angestimmt. Einige der Gäste sangen mit. Dazu gab es Feuerwerk. Aber nun zurück zu den vom Himmel geregneten Schnipseln. Die Ostprinzessin hat einen aufgefangen:

remember: stonewall was a riotFight capitalism and heterosexism

remember: stonewall was a RIOT! FIGHT capitalism & heterosexism!

Eisfabrik vs. Eisiger Kapitalismus

Der Berliner Senat und der Bezirk Mitte halten weiterhin die Tür weit auf für sinnlose, scheußliche Büroneubauten: Gegenüber des autonomen Kultur- und Wohnzentrums Köpi plant die Treuhand (TLG) den Abriss der unter Denkmalschutz stehenden Eisfabrik. An ihrer Stelle soll im Rahmen des Mediaspree-Projekts ein formschöner Büroneubau entstehen. Angesichts des Leerstands – gerade auch in der unmittelbaren Umgebung (Trias u. a.) ist dies als ein mehrfach blind-ignorantes Vorgehen zu werten.

Die zur Eisfabrik gehörenden Wohnhäuser sollen luxussaniert werden. Wie von Leuten aus dem Haus bekannt geworden ist, sollen sie durch verschiedene mündliche Aussagen der TLG verunsichert werden. Reparaturen an den Dächern der Wohnhäuser werden zugesagt, aber nicht umgesetzt. Die Hausgemeinschaft aber ist gewillt, den Abriss der Eisfabrik zu verhindern und die beeindruckenden Maschinen und die schöne Architektur der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und dazu einen noch zu schaffenden Weg an der direkt angrenzenden Spree einzubeziehen.

Ideen zum Erhalt und Vorschläge zur Nutzung sind sehr willkommen. Der hässlichen Stadtumstrukturierung soll etwas entgegengesetzt werden – für eine öffentliche Nutzung des Spreeraums.

Weitere Informationen:

www.berlin-eisfabrik.de
www.ms-versenken.org (Initiativkreis Mediaspree Versenken)

Endzeitpoesie

Berlin ist – wie wohl alle Orte des Ostens – voller Poesie. An vielen Orten wird diese auch in den nächsten Jahrzehnten wie konserviert erscheinen, an vielen anderen Orten wird die noch verbliebene Poesie schon bald durch Investoren-Charme ersetzt werden. Noch aber gibt es – selbst im neo-kolonialisierten Prenzlauer Berg – viele Orte von bezauberndem Verfall:

Endzeitpoesie.