Frei hoch drei

Späte Einsicht: Nach Andrej Holm sind nun auch Axel, Florian und Oliver auf freien Fuß gesetzt worden. Sie saßen seit Monaten in Untersuchungshaft – unter menschenunwürdigen Bedingungen.

Interessant ist auch, dass das Tun und Handeln der sog. Militanten Gruppe nicht als Terrorismus eingestuft wird. Das ist mit Erleichterung zur Kenntnis zu nehmen. „Terrorismus“ sollte ein Begriff mit klaren Abgrenzungen gegenüber anderen Gewaltakten sein und Taten von unmenschlichem Charakter beschreiben, nicht aber politisch motivierte Sachbeschädigungen.

Der Bundesgerichtshof hat heute entschieden, dass

1. die drei noch inhaftierten Anti-Militaristen Axel, Oliver und Florian von der Haft „verschont“ werden. Sie werden gegen eine Menge Auflagen und Kaution auf freien Fuß gesetzt. Die Haftbefehle bestehen allerdings weiter.

2. die Aktionen der „militanten gruppe“ nicht als Terrorismus einzustufen sind, also der §129a wegfällt; allerdings wird weiter nach §129 („Kriminelle Vereinigung“) ermittelt.

*schnuppe

Die erste *schnuppe ist da!

*schnuppe - Format 1: Essenz Zeitschrift für A in B, Format 1: Essenz

15 Seiten über Berlin, Depression, Dissens, Freiheit, Friede, Frohsinn und Heiterkeit, Liebe, Rebellion, Sinn, Wahrhaftigkeit und über Zeichen.

Die kostenlose Zeitschrift ist erhältlich

im Osten: RAUM.O, Senefelderstr. 10, 10437 Berlin
im Westen: kulturinventur, Buchstr. 1, 13353 Berlin

oder weltweit bestellbar: ep(at)ostprinzessin.de

Subkultureller Humor

Humor und Ernst liegen hier nah beieinander:

Friedrichstadtpalast bleibt. Köpi auch. Subculture is culture.

Friedrichstadtpalast bleibt. Köpi auch. Subculture is culture.

gesehen in der Petersburger Straße, Friedrichshain

Die schlafende Armut

Das Unrecht läuft heute in feineren Kleidern
und tötet leise per Unterschrift.
Es ist umgeben von höflichen Neidern
und wandelt die goldenen Worte in Gift.

Es lächelt in Güte, wenn es zertritt.
Es spricht von der Freiheit hinter den Mauern.
Und von dem leider notwendigen Schritt.
Das Unrecht kann sehr überzeugend Bedauern.

Auf dem Buckelrücken des Geldstücks gebaut
wird das Schicksal geschaukelt zwischen den Toden.
Man macht sich mit Depressionen vertraut
und mit stählern werdenden Moden.

Der Kaufpreis der Freiheit ist wie immer das Geld.
Die es haben, werden es sicher nicht teilen.
Das gierigste Tier plündert die Welt
mit barmherzigen Gesten und blutigen Beilen.

Wer Geld hat, greift nach höheren Rechten
Und feiert sich selber voll Leidenschaft.
Aber hört ihr den Ruf aus den dreckigen Nächten?
Auch die schlafende Armut ­
Auch die Armut hat Kraft!

Es werden die Krüppel, die Bettler, die Alten,
es werden die, die ihr fortwerft wie Dreck,
plötzlich erscheinen in eurer kalten
Welt aus Bilanzen, Konto und Scheck.

Sie kommen aus ihren Löchern wie Ratten,
die Blicke voll Elend und Hilflosigkeit.
Da klettert die Angst über eure Krawatten,
bis ihr nach Schutz oder Sicherheit schreit.

Ihr könnt sie wie immer zertreten, zerschlagen,
in die hintersten Ecken drängen wie Vieh.
Zwischen Gewalt und verzweifelten Klagen
wird ihre Zahl so groß wie noch nie.

Der Tag gehört euch ­ gestylt und adrett!
Die blitzenden Banken. Der Schritt zum Kredit.
Alles, was leuchtet und bunt ist und fett!
Der Tag gehört euch ­ den nehmt ihr noch mit.

Aber kaum wird es dunkel, sperrt ihr euch ein.
Und vergesst, daß draußen der Hunger schreit.
Es könnten Millionen Schreiende sein.
Eure Fenster verschlucken Geräusche aus Leid.

Ihr Reichen, ihr Schönen, ihr immer Gerechten,
ihr feiert euch selber voll Leidenschaft.
Aber hört ihr den Ruf aus den dreckigen Nächten?
Auch die schlafende Armut
­ Auch die Armut hat Kraft!

von Heinz Ratz

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Und zum Nachdenken in der „besinnlichen Zeit“ diese Soziale-Wärme-Aktion:

Lauf gegen die Kälte

Lauf gegen die Kälte

Harte Welle Lesetipp

AbrissIndyPrint

Im Eberswalder Jugendmagazin IndyCindy äußert sich die Ostprinzessin zur Entstehung des ABRISSBERLIN/Indymedia-Prints:

„Die Produktion war ein einziges Chaos. Soetwas habe ich noch nicht erlebt! Für mich war das wie ein Lehrgang in Sachen Chaosmanagement. Das Produkt kann sich aber durchaus sehen lassen und schlussendlich haben wir hoffentlich gelernt, dass unser beseelter Zusammenhalt der bedeutendste Vorteil gegenüber den seelenlosen Mediaspree-Investment-Zombies ist.“

Harte Welle Modetipp

Neulich in Kreuzberg gesehen…

T-Shirt mit Flammen und Bundeswehrfahrzeug, Aufschrift:

Kriegsgerät interessiert uns brennend

Anpisspoesie

O.: „Das kann man ruhig mal so sagen.“

Auf die Kacke kotzen

Ihr habt uns lang genug beklaut,
gezockt und Freiraum verbaut,
das ganze Land beschissen,
beraubt und ausgeplündert,
unsere Paläste abgerissen,
Konsumtempel hingeprotzt,
nationalen Dreck gekotzt.

Was wir wollen –

die Nacht erhellen,
phette Parolen posten,
nur Tote ruhen lassen,
uns queer gesellen,
böse Websites hosten,
Widerspruch zulassen,
dialektisch wahrnehmen,
in die Suppe rotzen,
die Regierung lähmen,
all die Reden auskotzen,
die Eide und Schwüre
aus den Ärschen treten,
auf die Scheiße hauen,
ein Haus der Liebe bauen,
für Widerstand beten.

Initiativkreis Mediaspree Versenken verschenken!
AG Pankeufer

Haus des Reisens

Unheil kündigt sich an:

„Das ‚Haus des Reisens‘ steht nicht unter Denkmalschutz und wird im Rahmen der Neuplanungen am Alexanderplatz durch den Neubau eines 150m hohen Hochhauses ersetzt.“ (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung)

Haus des Reisens, InnendeckeHaus des Reisens, InnendeckeHaus des Reisens, Innendecke

Haus des Reisens, Innendecke

Vielleicht aber überwindet das Haus erneut Zeit und Raum…

Haus des Reisens, ReliefHaus des Reisens, ReliefHaus des Reisens, Relief

Relief: Der Mensch überwindet Zeit und Raum

Fotos: Die andere Person

Mein Leben als Terrorist

„Wer terrorisiert hier eigentlich wen?“

Mit dieser Frage endet ein vor einer Stunde in der ARD gesendeter Fernsehbeitrag des rbb-Magazins polylux. Lang, lang hat es gedauert, bis diese Frage auch in der ARD einmal deutlich gestellt worden ist. Im ganz auf ihren Fall zugeschnittenen Beitrag kommen Andrej Holm und Lebensgefährtin Anne zu Wort und werden wirksam inszeniert.

Aus der Ankündigung: „Ohne stichhaltige Begründung wird eine Berliner Familie seit einem Jahr vom BKA überwacht, abgehört und beschattet. Die deutsche Terrorgesetzgebung – ein Orwellscher Alptraum.“

Für das betont moderne Fernsehmagazin polylux, das sich allerdings seit geraumer Zeit durch ein fragwürdiges, mindestens ambivalentes, um nicht zu sagen erbärmliches Niveau auszeichnet, stellt dieser Beitrag einen Meilenstein des – wieder erreichten – sinnreichen Journalismus dar. Endlich gelingt polylux fast eine ganze Ausgabe lang das, wofür es zwischenzeitlich zu Recht gelobt wurde: Investigative Beiträge, nah, direkt und unkonventionell, mit Mut zum Randständigen, in unterhaltsamer, ironischer Form.

Der Beitrag kann im polylog des TV-Magazins angesehen werden:
www.polylog.tv/videothek/videocast/9087

oder in der Wiederholung: Samstag, 03.11.2007, 11.45 – 3sat