Angst hat die Ostprinzessin auch, da seid gewiss. Aber was eine reaktionäre Horde aus Fernseh-, Print- und Internetmedien so an Angst-Suppe zusammenkocht und dann sich und das Publikum beim Auslöffeln geradezu in Ekstase versetzt, ist einfach nur ärgerlich und beschämend – beschämend für jeden halbwegs aufgeklärten Menschen, der es leid ist, immer und immer wieder auf die gleiche peinliche Art hysterisiert zu werden.
Um die eigentlich beängstigenden Entwicklungen geht es in diesen Medien selbstverständlich nur am Rande, man scheint sich zu denken: Das Publikum ist dumm und verträgt das nur in kleinen Portiönchen, a b e r wovon die nie genug kriegen können, das ist Angst, Angst und Angst. Und so tauchen die üblichen Angst-Themen immer wieder ganz plötzlich wie aus dem Nichts auf und werden zum neuesten Aufhänger, bis die Zitrone ausgequetscht auf dem Medien-Kompost landet. Das ist genauso durchsichtig wie es peinlich ist. Wenn Medien-Machen so funktioniert, dann will ich keine Medien machen.
Wenn ein solcher Angst-Kompott hier jemals serviert werden sollte, dann habt bitte den Schneid und jagt mich aus der Stadt! Die anderen gern jetzt schon, denn die machen mir Angst.
O.
„Angst! Weltweit im Einsatz als Konzept und modernes Machtinstrument. Ihre Produktion kostet fast nichts und beherrscht ganze Industriekomplexe – zählen wir die Politik ruhig mal dazu.“ Carsten Werner, Junges Theater
„Die Angst hat Hochkonjunktur, die Initiierung immer neuer Angstinhalte und Angstquellen erzeugte einen historischen Wandlungsprozess der Angst und schafft ein sich fortwährend wandelndes Konsumverlangen, um die neuen, vermeintlichen Risiken zu verstehen, einzudämmen, abzuwenden. Angst als Wirtschaftsfaktor und ihre Kultur gehört zu den wesentlichen Schrittmachern, zur Überlebensstrategie der spätkapitalistischen Gesellschaft. Sie gehört zum Kulturgut, zum Luxus von Gesellschaften, die den permanenten Überlebenskampf überwunden oder an die Ränder verdrängt haben.“ Sabrina Zwach, Herbert Fritsch