Tatjana, Beverly Schnett und Gast Luxuria wärmen den Ackerkeller
„Tatjana’s Three Nights Only“, so der vielmeinende Titel der kleinen Programmreihe, in der uns Tatjana zu Playback-Klassikern diverser berühmt gewordener bzw. werdender Diven eine Vielzahl an Filmausschnitten und Bildern nie vergessener Filmstars vorführt. Brillant und auf den Punkt genau zusammengeschnitten, erleben wir hier die dramatischsten Momente diverser Filmperlen, in direkter Bezugnahme auf das unmittelbare Live-Geschehen auf der Bühne des Ackerkellers.
Nicht nur ob dieser überzeugenden Auswahl vermag die Show kalte Gemüter erwärmen. Souverän und ohne Stolpern präsentiert Tatjana die schönsten Anekdoten der Stars und flechtet ihre eigene Person geschickt in die teils wahren, teils erfundenen Geschichtchen ein. Ihre Kostüme strahlen den typischen, eher kalten Flair der Berliner Tunten aus, wobei man Tatjana allerdings nicht zwingend als sogenannte Trümmertunte identifiziert. Etwas prollig erscheint sie, etwas nuttig, doch dies in einer schier unverwechselbaren Art.
Das Format „Tatjana’s Three Nights Only“ passt ausgesprochen gut in den Ackerkeller, welcher im Normalfall mit der Unaufgeregtheit seines queeren Publikums zu glänzen weiß.
Rasche Kostümwechsel hinter dem Kleiderständer, der auf der Bühne platziert ist, führen zu keinerlei Unterbrechung der Show. Tatjana plaudert munter weiter und weiß das Publikum in genügend Spannung zu halten. Gelingende Abwechslung bringen die grandios vorgebrachten Einlagen von Beverly Schnett, die – Paradebeispiel einer wirklichen Trümmertunte – dem Programm nicht nur einigen Tiefgang zu verleihen vermag, sondern mittels ihrer beherzten, authentischen Art auch die Herzen des Publikums erreicht. Die prophezeiende Erläuterung der – weiterhin andauernden – Geschichte des Kapitalismus anhand zweier Luftballons wird dereinst – in postkapitalistischer Zeit – in bester Erinnerung geblieben sein. Unerbittlich hatte er uns in der Zange und auch seine Demontage hatte uns einige Anstrengung abverlangt, aber am Ende dann zersetzte sich der Kapitalismus an der ihm eigenen Gier.
Als Gast tritt die feurig-opulente Luxuria in Erscheinung. Mit einiger Musikalität weiß auch sie das Publikum in den Bann zu ziehen und vergessen zu machen, dass es sich letztlich nur um ein Playbackspektakel handelt, die Gesänge also leider ausschließlich vom Band stammen. Wie berührend es doch sein könnte, wenn die interpretationsgeübten Tunten sich live am Gesang probierten, ganz gleich, wie gebrochen es klingen möge! Doch Playback gehört wohl einfach zur ausgesprochenen Kälte der Tunten, einer Kälte aber, die – so haben wir wieder einmal lernen können – alles andere als unbeherzt ist.
Ein Hoch auf den Ackerkeller und die kalte Wärme der Tunten!
Noch ein letztes Mal: Am 22.12.!