Im Theaterdiscounter. In „No Time For Revolution“ verstrickt Heiko Senst sich und das Publikum nach und nach in eine sinnliche wie übersinnliche Gedankenoffensive gegen den Unsinn von Privateigentum und entfremdender Arbeit, frei nach dem Motto: Die Würde des Menschen ist unfassbar.
Ein Stück für und gegen Alle, die keine anderen Gedanken als die Gedanken der Anderen denken. Eine Anklage der dauerhaften Ebbe in Phantasie und Geldbeutel. Eine gut begründete Attacke gegen die Demokratie – die Niederwerfung des Volkes durch das Volk, für das Volk; kurzum: Eine ausgesprochene Unverschämtheit.
„Es wird natürlich der Einwand erfolgen, dass ein solcher Entwurf, wie er hier dargelegt ist, unausführbar bleibt und der menschlichen Natur widerspricht. Das ist völlig richtig. Er ist unausführbar und widerspricht der menschlichen Natur. Und eben deshalb ist er es wert, verwirklicht zu werden, deshalb wird er vorgeschlagen.“
Die Performance liest den Stoff wie eine prophetische Prognose voller paradoxer Gedankenwendungen, die den Menschen als handelndes Wesen durchleuchten. Auf der Suche nach den Bedingungen, in denen sich der Mensch frei, vollkommen und ungezwungen zu entfalten vermag, verstricken Senst und Paasonen ihr Publikum in unbekannte Ideen, verknoten sich in alte Gedanken.
Wie viel Zeit bleibt für Revolution? Wie vergangen sind unsere Zukunftsvisionen?
Ein Stück voll abhängiger Autonomie, unkoordinierter Kooperation und antiradikalem Individualismus. Der Ausdruck der vollkommenen Persönlichkeit ist nicht Empörung, sondern Ruhe, hat auch schon Oscar Wilde gesagt.
Eine Handarbeitsperformance nach „Die Seele des Menschen im Sozialismus“ (1891) von Oscar Wilde