Am Freitagabend hatte ich die Ehre, in der Orangerie Oranienburg eine Strophe aus Brechts Moritat von Mackie Messer singen zu dürfen, a capella mit Gisela May … thank YOU! Ein wahrhaftiger Moment voll Zärtlichkeit.
Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht.
Und man siehet die im Lichte
Die im Dunkeln sieht man nicht.
Paul Werner Wagner im Gespräch mit Gisela May.
Eine Veranstaltung der Friedrich-Wolf-Gesellschaft.
„Kunst ist Waffe!“ F. Wolf
Sie gehört zu den wenigen Frauen, deren Namen man mit der sparsamen Beifügung „die“ verbindet. Frauen, deren Persönlichkeit Geschichte und Kunst gleichermaßen beschreibt: Die Dietrich, Die Weigel, Die Greco und eben Die May. Ihre Interpretation der Brechtsongs setzte Maßstäbe, auf der ganzen Welt sind ihre Schüler anzutreffen. Und im Osten überkommt einen ein Hauch von Überlegenheit, wenn man Gisela May auf der Bühne des Brecht-Theaters in den großen Rollen sah und nicht nur die „Muddi“ der beliebten Fernsehserie „Adelheid und ihre Mörder“.
Am Grunde der Moldau wandern die Steine
Es liegen drei Kaiser begraben in Prag.
Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.
Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag.
Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne
Der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.
Und gehn sie einher auch wie blutige Hähne
Es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt.
Bertolt Brecht
„Liebs Giselschen, flieg mer net zum Himmel nauf, isch weiß ja net, ob Du wieder nunnerkommscht!“ Ferdinand May
Kinder, Frau May hat es wirklich hinter sich. Das geht leider nicht mehr!
Da ist man doch gern Kind…
Interessant, wenn Männchen glauben, über eine 1924 geborene Interpretin sagen zu müssen, sie habe es hinter sich. Wer im Alter von 87 Jahren die Kraft hat, eine Bühne samt Forum für Stunden sinnreich zu erfüllen, Brecht zu interpretieren, junge wie alte Menschen tief zu berühren und zu guter Letzt auch noch seine Kritiker hinterm Ofen hervorzulocken, der hat ganz offenkundig noch so manches vor sich.