Dein Paradies, Rebelliera
Es gibt keine leichte Zeit für freie Menschen. Warum
ist etwas so Leichtes wie die Freiheit so schwer
zu tragen, zu verstehen, zu akzeptieren, zu leben,
und weshalb wird Freisein so sehr entmutigt?
Sind wir nicht stolz, wenn unser Sein unangepasst,
wundersam absonderlich, wenn es einzigartig ist?
Berlin verhieß uns jene Freiheit, ein Gefühl
– Befreiung –, das schmutzige Paradies,
Rebelliera, unter deinen kleinen Füßen. Sag,
prägen wir diese Stadt nicht viel zu wenig?
Zu kraftlos dünkt das Schwert mich, Brutus, das Steuer noch herumzureißen des Fahrzeugs, in dem stehnde Leute sitzen, auf dem Weg zum Strom, der uns vom Ufer trennt. Warum noch prägen, was doch längst geschändt?
Als neulich ich erwacht und wahrheitdürstend zur Karaffe schlich, fand ich das Naß darin betrübt, und auf ihm schwammen Maden wie im „Outback“ in der Straße, die sich Cranach nennt.
Wes Kopf ist es noch wert zu rollen, wes Herz des blutgen Federkiels noch würdig, da doch der Horizont des Folgs, das zu erheben wir einst kamen, am Handy-Display vor der eignen Nase endt?
Wer wollt sich ihrer annehmen, da noch hier sie waren und doch auch längst gegangen,
wes saubre Hand schlüg des Volkgesindels Zerebra an erhabne Mauern der Erkenntnis,
welch Sudel gewagte das Erbarmen, sich solches einzuwohnen, wer wollt es vermögen,
Orchideen zu säen inmitten von Narzissen, ein Einhorn zu führen an toxische Wasser,
wer, Apollo, vermocht zu würdigen, was aller Würde floh – in die vier Arme der Kali,
und sag, Athena, wem sollt dein Wissen geborn sein, wenn nicht dir selbst allein?