Zum Abschluss des Monologfestivals im Theaterdiscounter.
… ließen mich gänzlich unberührt.
Die andere Welt beginnt hier und sofort
„Ingrid Caven singt“ im Berliner Ensemble und das – so viel vorweg – klingt.
Im ersten Teil experimentierte die Schmidt dreimal sieben Gedichte lang mit Arnold Schönbergs Pierrot Lunaire Op. 21, was im nicht ganz ausverkauften Haus nur wenige bekennende Anhänger fand. Wer die darauffolgende Pause und Gisela Mays (88) hochtönende Imitation der Cavenschen Interpretation, die May vor der Türe zum Besten gab, überdauerte, wurde im zweiten Teil dann Zeuge eines kalkulierten Wechselspiels, in welchem sich Ingrid Caven nicht nur weiterhin allerbester Laune zeigte, sondern sogar in der gnädigen Güte, ihrem Publikum am ach so schönen Einheitsfeiertag doch noch einige ihm gefallen wollende Gesänge zu bescheren.
Große Teile des Auditoriums erinnerten sich daraufhin an die gutsinnende Aufgabe, Beifall zu spenden, unter ihnen eine begeisterte Zazie de Paris, ein gespannter Sven Ratzke, eine naturgemäß niemals abgeneigte Miss Danger sowie die im Reich adretter Grazien mindestens weltberühmten Schönheitsexperten René Koch und Frank Wilde. Allein die ganz allein erschienene Gitte Hænning zeigte sich weniger ge- als entspannt und hielt derweil via iPhone Kontakt zur Außenwelt. Doch wir wissen: Nicht nur für die May gilt mehr denn je, was Gitte in „Ich will alles“ seit nun 30 Jahren proklamiert: „Ich will kein Zuschauer sein, ich möchte selber was tun.“
Indes als kaum weniger denn großartig zu bezeichnen: Die Gesamtperformance der Caven – Stimmenspiel, Ironie und der zunehmend süß-mädchenhafte Habitus der zarten 74-Jährigen, in musikalischer Begleitung des Pianoroutiniers Jay Gottlieb. Zwar hatte mancheiner bereits während des ersten Teils „einfach gehen“ wollen, fühlte sich „wirklich attackiert von dieser Art und Weise der Darbietung“ sowie der Tatsache, dass es sich beileibe nicht um solch eine hielt, „die man so einfach schluckt, genießt oder vergißt“, da sie daherkam „wie eine Messerattacke, verstörend und gewalttätig“ – gleichwohl sollten wir uns nicht schwer damit tun, einzusehen, dass der Künstlerin schlechterdings das Kunststück gelang, alles zu geben, ohne sich zu wiederholen.
Und deshalb, Ingrid Caven, danke für dein sonderbares Hirn!
Sonderbaren Denkens programmatischer Beleg