Der Urknall betritt den nackten Bühnenraum des Theaterdiscounter. Ein bisschen wahnsinnig scheint er bereits von Natur aus zu sein. Der Blick auf die Weltverhältnisse des Planeten Erde scheint diesem Wahnsinn Rechnung zu tragen, und er hat die sarkastische Haltung des Urknalls geprägt: „Die Nacht ist das Zuhaus. Millionen Eulen können nicht irren.“ Tiefe Traurigkeit und Verletztheit schwingen da mit und eine ungeheure Humorbegabung.
Mit „Das Urknall-Syndrom“ hat Christian Saak unserer gesellschaftlichen Realität ein stimmiges Mahnmal gesetzt. Als leidenschaftliches Manifest eines an der Welt Erschrockenen offeriert er dem Publikum nebst des Genusses einer unverhofft intelligenten, lyrischen Sprache auch das Vergnügen an der Dechiffrierkunst. Denn der Autor ergeht sich nicht in bloßen Theorien und Hypothesen, sondern widmet deren Essenzen den Perversionen staatsbürgerlicher Lebensrealität. Diese Auseinandersetzung durchdringend, entwirft Christian Saak eine erstklassige Jobcenter-Realsatire, die auf die Renitenz menschlicher Würde hoffen lässt und der man offene Ohren vonseiten des Publikums wünschen möchte.
Mit Heide Kuhl hat der Autor die geeignete Darstellerin für dieses Spannungsfeld gefunden. Ihre umfängliche Erfahrung als Clown erweist dem Bühnenwerk einen ausgezeichneten Dienst und der unrechtsstaatlichen Wirklichkeit eine angemessene Zeichnung. Text und Spiel legen den Finger mitten in die klaffende Wunde des zur Warenförmigkeit zugerichteten Individuums. Charaktere wie „Daisy Dinger“ und „Universal Enlargements Girl“ entpuppen sich daher rasch als Synonyme und Metaphern für den Status quo des kollektiven ethischen Bewusstseins.
„Das Urknall-Syndrom“ ist wütend reflektierendes Schauspiel, handgemacht und humorvoll, kurzum: Bezaubernd. Mehr davon!
/ hier entsteht in Kürze eine Welt
/ ein Mysterienspiel in Echtzeit
Hier geht’s um nichts Geringeres als genau den Moment, wo Alles begann. An einem Abend, an dem noch nichts da ist, tritt gegen ein kleines Honorar der Urknall höchstpersönlich auf und wird uns sagen, wie es wirklich war. Denn wir brauchen einen Anfang. Ein phantastischer Moment, wo alles scheinbar auch noch ganz anders hätte werden können. Und doch wohl auch anders hätte werden sollen? Ohne Anfang ist das Ende schwer. Kämpfen wir gemeinsam gegen die Desinformationskampagnen der Geheimdienste und Lobbyisten! Kinder des Alls, das ist keine Übung!
Das Urknall-Syndrom switcht zwischen irdischen Details und kosmischem Überblick, zwischen Materie, Raum, Zeit und allem was uns heute in seiner scheinbaren Stabilität so erfreulich und lähmend umgibt: schönen, traurigen und absurden Realitäten und möglichen Paralleluniversen. Die Physik hilft uns da nicht weiter. Astronomen sind sowieso Scheiße. Und seien wir ehrlich: Theorien, die nur zehn Personen verstehen, wirken schon bei Fußballspielen deplatziert.
Hier erfahren Sie, was der Urknall vor dem Urknall fühlte, bekommen ein komplexes Verständnis vom Anfang aller Dinge, der so ziemlich hier sein kann oder auch so ziemlich dort. Anwesend sind neben dem Urknall: das Universal Enlargements Girl, der Astronaut, einige Konjunktive, die fabelhafte Daisy Dinger und der Rest der Welt. Auch die Kranken können kommen. Und wenn das Universum erst aus der Warteschleife der Kundendiensthotline von Universal Enlargements Eclectrical Industries befreit worden sein wird (Futur II), können wir uns auch der Beantwortung weiterer Fragen zuwenden: Wer fängt uns, wenn wir fallen, auf? Wo sind die Jungs vom FBI denn jetzt? Werden wir diesmal tun, was wir uns vorgenommen haben? Und: Wann kommt endlich eine Durchsage?
Von Christian Saak. Mit Heide Kuhl als Der Urknall, Sabine Penschow als Universal Enlargements Girl, Etta Streicher als Die dritte Person, Miriam Töpfer als Daisy Dinger.