S. D. U. H. S. G. D. O. Z. in concert

Mama Mushroom und Seit dem Urknall hält sich Gott die Ohren zu feiern ihre beginnende Zusammenarbeit, indem sie mit Lawrence Casserly im Bunde jeweils sich selbst und die Musik der anderen präsentieren.

Seit dem Urknall hält sich Gott die Ohren zu

Seit dem Urknall hält sich Gott die Ohren zu ist eine elektroakustische Formation, welche, so gut es geht, versucht international und über die Generationen hinweg zu arbeiten. Das Alter des in Heidelberg aufgewachsenen Landesjugend-Jazzt-Preisträger-Mitgliedes Marten Mühlenstein ist nicht allen Beteiligten bekannt, das Alter des Evan-Parker-Electro-Acoustic-Ensemble-Mitgliedes Lawrence Casserley ist mit 73 Jahre angegeben. Musikalisch reichen die Bezüge von Klassik über Jodel und Punk zu Neuer Musik und Free Jazz; gebettet wird sich jedoch mit freier Improvisation. Neben Ursula Häse, Ulrich Miller und Lawrence Casserly, die zum zweiten Mal dabei sind, gehört nun auch Marten Mühlenstein zur Gruppe.“

30.09.2014, 20.30 Uhr im Panke an der Panke, Berlin-Gerichtstraße

Mama Mushroom & Seit dem Urknall hält sich Gott die Ohren zu

Über das Vielsagende des Nichts

Bravo zum Quadrat! Durchweg überzeugende Schauspiel-Performance über die Selbstermächtigung, zu schweigen oder zu reden. So kann, so darf, so muss man’s machen, wenn man’s so machen will.

Performance über Bartleby (nach Herman Melville)

Bartleby ist nicht zu fassen. Der Angestellte an der New Yorker Wall Street verweigert sich: „Ich möchte lieber nicht“, erwidert er höflich auf alle Fragen und Aufforderungen seiner Arbeitswelt und löst damit eine große Irritation aus. Die Absurdität der Welt wird auf einmal offensichtlich.

nichts-performanceHerman Melvilles Erzählung Bartleby der Schreiber erschien 1853 und gilt vielen als Beginn der modernen Literatur. Sie ist noch heute aktuell, aber vielleicht notwendiger als je zuvor: Während sich Bartleby zu Beginn seiner Tätigkeit als Schreiber in einer Kanzlei noch in fieberhafte Geschäftigkeit stürzt, legt er schon bald seine Arbeit nieder. Die Figur Bartleby beschreibt sich selbst als NICHTS BESONDERES und ist aber alles andere als das. In seiner bestimmten Freundlichkeit wirkt er weder anarchistisch noch autistisch. Mit seinem Nicht-Handeln stellt er jede andere Handlung in seiner Umgebung in Frage.

nichts-performance-bartlebyEine Darstellung des Nichts ist ein Widerspruch in sich. Wie lässt sich Nicht-Handeln auf der Bühne erzählen? NICHTS setzt sich diesem Widerspruch aus, indem es Vermeidungsstrategien einerseits und zum andern die Frage nach deren politischen Konsequenzen untersucht. Eine Performance über Bartleby kann immer nur die Annäherung an ein Thema beschreiben, das sich permanent zu entziehen versucht und das der Performer eigentlich LIEBER NICHT erzählen möchte: Er zieht es vor zu schweigen. Umgeben von diversen Kopien der Erzählung spürt er dem Dasein des Kopisten eher nach, als dass er es personifiziert. Müssen, können, wollen, dürfen, sollen – daraus wird ein Sturzbach. Dann: Stille.

Konzept, Performance: Thomas Stang. Konzept, Regie, Produktion: Jochen Strodthoff.

Gesehen im Theaterdiscounter.

UNTERGRUND

Das Konzept erhielt den Bremer Autoren- und Produzentenpreis 2013 in Höhe von 10.000 Euro. Die Produktion spiegelt dies in keinster Weise wieder, sie bleibt in Form und Inhalt fragmentarisch, das vorgeschützte „work in progress“ gleichwohl eine schlechte Ausrede. Im Ergebnis sieht sich das Publikum konfrontiert mit einer weitgehend unambitionierten, inadäquat vermittelten, empathie- und belanglosen Sammlung unterschiedlichster Informationsschnipsel zum NSU, von deren enttäuschendem Gehalt auch eine rückwarts gespielte Nationalhymne nur sehr unzureichend abzulenken vermag.

WORK IN PROGRESS SHOWING ::: real*theater*kollektiv & internil

Im Frühjahr 2013 wendet sich eine junge Theatergruppe an das Label internil mit der Bitte um Unterstützung bei der Produktion eines Stücks über den NSU. Das real*theater*kollektiv will anhand von Medienmaterial einen „theatralischen Bericht zur Lage der Nation“ erstellen, um damit ein „Kontinuum der Normalität“ freizulegen, das die Terrorist*innen mit der sozialen Wirklichkeit verband, in der sie untergetaucht waren – einen kollektiven „Untergrund“ des deutschen Bewusstseins.

untergrund_internilNach anfänglichem Zögern erklärt sich internil bereit, das Kollektiv zu unterstützen. Es gelingt, mit dem renommierten Bremer Autoren- und Produzentenpreis mehr Projektmittel zu aquirieren, als die jungen Theatermacher gehofft hatten. Doch im Arbeitsprozess des real*theater*kollektivs treten zunehmend Probleme auf. Diskussionen eskalieren. Meinungen darüber, was politisch zu tun sei – auch auf der Bühne – klaffen immer weiter auseinander. Mitglieder verlassen das Kollektiv. Die Kommunikation mit den Produzenten wird brüchig und reißt schließlich ganz ab. Die drei verbliebenen Mitglieder sind „abgetaucht“, nicht auffindbar.

work-in-progressAuf der Suche nach ihrer verschollenen Theatergruppe stoßen die Produzenten internil auf Bruchstücke des Prozesses: ein Dropbox-Ordner mit gesammelten Mediendokumenten, Notizen, verschlüsselten Emails, Videoaufnahmen. Anhand dieses Materials wird internil im Rahmen einer Residenz am Theaterdiscounter Arbeit und Konflikte des real*theater*kollektivs rekonstruieren, um so zu ergründen, was mit der Gruppe eigentlich geschah und um was es bei ihrem Projekt hätte gehen sollen.

Eine Produktion von internil. Alles Theater Mit Marina Miller Dessau / Arne Vogelgesang / Christoph Wirth

Steve Jobs trifft Robert Bosch

„Jobs im Himmel“: von und mit Eray Egilmez und Alexander Schröder. Interessant angelegt, ausgezeichnet gespielt, inhaltlich jedoch nichts Neues. Zwar wird Steve Jobs, das vielseits bewunderte und oft zitierte Idol der digitalen Revolution, in durchaus angemessener Art demaskiert, doch der thematischen Auseinandersetzung fehlt es an der notwendigen Schärfe, die Verwerfungen dieser Revolution zu reflektieren. Unterbelichtet bleiben sowohl ihre ökonomischen und politischen Voraussetzungen als auch die mannigfaltigen Auswirkungen der neuen Weltordnung auf Kultur, Arbeitswelt und das Leben des Einzelnen; die Gemüter des Publikums bleiben daher weitgehend unbewegt, die Kontroverse allzu bequem.

Treffen sich Robert Bosch und Steve Jobs im Himmel…

post theater inszeniert die posthume Begegnung der beiden ihre jeweilige Ära prägenden Visionäre, Kapitalisten und Menschen; lässt ihre technischen, politischen und sozialen Ideologien aufeinander prallen.

jobs-im-himmelWas wie ein Witz beginnt ist das Setting für einen atemberaubenden Gedankenstrom zweier charismatischer Freidenker und Konzernlenker. Bosch bittet den gerade verstorbenen Jobs in seine himmlische Fabrik, und ein vielschichtiger Dialog über Teambildung, Mitarbeitermotivation und Menschenführung beginnt. Bosch und Jobs gleichen sich in vielem – und unterscheiden sich dennoch drastisch. Auf der einen Seite die scheinbar altmodische Haltung des Patriarchen Bosch – und auf der anderen der partizipative Glamour, der Apple-Design-Guru Jobs umgibt.

post-theaterMit Jobs im Himmel beleuchtet post theater, unter welchen technischen und sozialen Bedingungen weltverändernde Erfindungen gemacht werden können. Was treibt sogenannte „Erfindungs-Ermöglicher“ an? Die Begegnung ereignet sich zwischen Video und Surround-Sound in einem digital erweiterten Bühnenbild: Bringen Sie gern Ihr Smartphone oder Tablet mit – und lassen Sie es während der Vorstellung angeschaltet!

Im Theaterdiscounter.