Das Konzept erhielt den Bremer Autoren- und Produzentenpreis 2013 in Höhe von 10.000 Euro. Die Produktion spiegelt dies in keinster Weise wieder, sie bleibt in Form und Inhalt fragmentarisch, das vorgeschützte „work in progress“ gleichwohl eine schlechte Ausrede. Im Ergebnis sieht sich das Publikum konfrontiert mit einer weitgehend unambitionierten, inadäquat vermittelten, empathie- und belanglosen Sammlung unterschiedlichster Informationsschnipsel zum NSU, von deren enttäuschendem Gehalt auch eine rückwarts gespielte Nationalhymne nur sehr unzureichend abzulenken vermag.
WORK IN PROGRESS SHOWING ::: real*theater*kollektiv & internil
Im Frühjahr 2013 wendet sich eine junge Theatergruppe an das Label internil mit der Bitte um Unterstützung bei der Produktion eines Stücks über den NSU. Das real*theater*kollektiv will anhand von Medienmaterial einen „theatralischen Bericht zur Lage der Nation“ erstellen, um damit ein „Kontinuum der Normalität“ freizulegen, das die Terrorist*innen mit der sozialen Wirklichkeit verband, in der sie untergetaucht waren – einen kollektiven „Untergrund“ des deutschen Bewusstseins.
Nach anfänglichem Zögern erklärt sich internil bereit, das Kollektiv zu unterstützen. Es gelingt, mit dem renommierten Bremer Autoren- und Produzentenpreis mehr Projektmittel zu aquirieren, als die jungen Theatermacher gehofft hatten. Doch im Arbeitsprozess des real*theater*kollektivs treten zunehmend Probleme auf. Diskussionen eskalieren. Meinungen darüber, was politisch zu tun sei – auch auf der Bühne – klaffen immer weiter auseinander. Mitglieder verlassen das Kollektiv. Die Kommunikation mit den Produzenten wird brüchig und reißt schließlich ganz ab. Die drei verbliebenen Mitglieder sind „abgetaucht“, nicht auffindbar.
Auf der Suche nach ihrer verschollenen Theatergruppe stoßen die Produzenten internil auf Bruchstücke des Prozesses: ein Dropbox-Ordner mit gesammelten Mediendokumenten, Notizen, verschlüsselten Emails, Videoaufnahmen. Anhand dieses Materials wird internil im Rahmen einer Residenz am Theaterdiscounter Arbeit und Konflikte des real*theater*kollektivs rekonstruieren, um so zu ergründen, was mit der Gruppe eigentlich geschah und um was es bei ihrem Projekt hätte gehen sollen.
Eine Produktion von internil. Alles Theater Mit Marina Miller Dessau / Arne Vogelgesang / Christoph Wirth