Informativ aufbereitete Historie, spannend erzählt, aufwendig gespielt. Engagierte Reflexion der Bewegung von 1989, angemessen zornig mit gegenwärtiger Realität konfrontiert. Ein festliches Ereignis für Politikjunkies und Interessierte unverfälschter Wahrheiten. Im Theaterdiscounter.
Die vielen Worte, die bisher zur Wiedervereinigung gesagt wurden, haben uns selten erreicht. In 1989 [Exit Ghost] macht eine Generation, die DDR und BRD nur aus frühkindlicher Erinnerung oder Erzählung kennt, Schluss mit der Vergangenheitsverklärung.
Vertreter der 3. Generation Ost und gleichaltrige Darsteller mit West-Hintergrund stellen Fragen zum Untergang des Staatssozialismus und zum Leben in Zeiten einer sich verschärfenden globalen Finanzkrise. Wir verfolgen, wie sich die Geburtenjahrgänge der Wendejahre mit der Reflexion des Untergangs der DDR sowie mit politischen Handlungsoptionen damals wie heute beschäftigen.
Das Material der Inszenierung entstammt Diskussionen, die das Team von theatrale subversion mit Ost- und Westdeutschen führte, eigenen Texten der Darsteller und einer Rekonstruktion der Probenarbeit Heiner Müllers an der Hamletmaschine am Deutschen Theater während der sich überschlagenden politischen Ereignisse 1989/1990.
Mithilfe von Passagen des Stücktextes, ausgewählten Probennotaten und dokumentarischen Quellen skizziert 1989 [Exit Ghost] die Möglichkeiten und Grenzen intellektuellen Verhaltens gegenüber den realen Mächten und ihren massenhaften Bewegungen.
Die Verhandlung der Position der Künstler während der Proben in jener historischen Umbruchsituation wird schließlich zur Folie für das Verhalten heutiger, bestens ausgebildeter Mitte-zwanzig-bis-Mitte-dreißig Jähriger aus Ost und West gegenüber aktuellen Krisen. Staaten können mitunter verschwinden; Werte und Vorstellungen länger überdauern.
Von und mit Bärbel Aschenberg, Katharina Bill, Norman Grotegut, Sascha Hermeth, Lorenz Pilz und Thimo Teiche.