Großartig gespielte, in vielschichtiger Melancholie geschwänkte Inszenierung einer tragischen Biografie (unter vielen), in östlicher Realitätswahrnehmung, mit ebensolchem Charme und erkennbarer Intelligenz. Im Theaterdiscounter.
/ ein Mann. ein Wort.
Wir sind Helden der Arbeit. Wir sind die Helden unserer eigenen Biografie. Immer alles geben, bis zur Erschöpfung. Der Burn-Out als Auszeichnung. In diesem Dokumentartheater über Menschen in der Krise ist alles Lüge; diese Erzählungen entsprechen alle der Wirklichkeit. So lauten die Pole einer schillernden Geschichte über das Behaupten – im Sinne des Durchsetzens einerseits und des Scheins andererseits.
Männer nehmen’s leicht, die Sache mit dem Durchsetzen. So die Behauptung. Einer vertrödelt die arbeitslosen Wochen bei Videospielen, um am Wochenende mit dem Handy am Ohr als Geldhai an der Wall Street zu sitzen. Ein anderer eröffnet ein Reisebüro und verkauft Traumreisen in seinen Schrebergarten. Wieder einer verzweifelt an den eigenen Lügengeschichten, erfindet aber immer neue. Stop! WarRug ist gerührt von den Hochstaplern dieser Welt. Was sind deren Strategien angesichts der Unzugänglichkeit und Unzulänglichkeit des eigenen Ichs? Wenn nur noch ein erfolgreiches Ich akzeptabel ist, was liegt näher, als sich selbst radikal auszuweichen? Dem immer geforderten „Mehr“ begegnet die Depression mit individueller Anpassung an Fantasien der Masse, wodurch die Idee vom eigenen Glück unkenntlich wird.
Der Performer Márton Nagy erzählt seine eigene Geschichte in der von anderen. Er behauptet sich in den von WarRug recherchierten Biografien von Gescheiterten und Siegern unserer Leistungsgesellschaft, von Hochstaplern, Therapeuten und Life-Coaches. Als Zuschauer lernen wir den Mann auf der Bühne dabei immer besser kennen. Behauptet er. Es entsteht ein Vexierbild zeitgenössischer Lebensentwürfe, die den schönen Erfolg als eine traurige Wachstumsverweigerung offenlegen. Der bildende Künstler Markus Uhr entwirft dazu einen Behauptungsraum von eigenem Gewicht.