Eine überaus grandiose, in sich und über die Erwartungen hinaus wachsende Darbietung spielerischer Lebenslust, eng an der Realität, nah am Wahnsinn, tragikomisch, herzzerreißend, fein und menschlich, immer wahr. Verena Unbehaun gelingt es dabei scheinbar mühelos, die Wirklichkeit satirisch zu erschließen, ohne von oben herab in die Welt des Schlagers einzufallen. Intelligentes Zwerchfellkitzeln im Theaterdiscounter.
In meiner Bluse platzt die Primel
Na gut, dann eben Schlagerstar! Mischelle Schmidt-Turban hat sich ohne Erfolg übern Coach zum Coach coachen lassen. „Ich möchte, dass alles an mir und um mich herum immer so bleibt wie ich bin. Ich möchte alles an mir immer so behalten wie ich’s von klein auf kenne.“
Die arbeitslose Schlagerkünstlerin ist ständig im Zweifel und im inneren Kampf, ob sie ihr künstlerisches Ich aufgeben und eine Umschulung machen soll. Zum Schluss lässt sie sich im Zoo einliefern, damit ihr authentisches Im-Gehege-Rumsitzen von Zoobesuchern endlich mit Interesse aufgenommen wird. Gegen die böse Welt draußen wappnet sie sich mit häuslichen Megahits wie ihrem Titelsong Nr. 1 „Ist das nichts?“ und „Das Leben ist schön“.
Die gestalkten Fans hocken dabei im Wohnzimmerregal und ihr brutaler Gerichtsvollzieher Harley Weewax aka Stefan Hillebrand sitzt ans Keyboard gefesselt und haut wütend in die Tasten. Zusammen haben sie ihre tägliche Euro-Vision und bauen Megaschlager über den alltäglichen Abgrund hinweg als schöne Möglichkeit, die große Siedlungs-Depression in Middelerde zu überwinden und endlich von alleine Größe zu empfinden.
Eine krude schlagernde Unterhaltungsdienstleistung.