Ergänze für Dich selbst – Plakate in Öl und Texte in Farbe, von Susanne Betancor.
Artikel in Arbeit
Die andere Welt beginnt hier und sofort
Als die
Augen uns tränten,
den Armen wir spendeten,
Weihnachtsbrunnen uns blendeten,
dem Mangel an Energie wir uns grämten,
lag ein Hauch von Zimt, nein Kohle, in der kühlen Luft;
in den Centern und Arcaden glänzten – goldbesetzt –
die makellosen Maskeraden der von Glück Getragenen,
welche unter dem Schmucke hell erleuchteter Kunststofftannen
zu Konsum hin sich besannen;
Erlösung genahte, alles erstrahlte
zehntausend Jahre lang.
Die Initiative MediaspreeVersenken versenkt in diesen Minuten im Kreuzberger Rathaus den Mediaspree-Sonderausschuss „Spreeraum“.
In dem bezirklichen Ausschuss, der nach dem 87%- Bürgerentscheid „Spreeufer für Alle“ im vergangenen Jahr ins Leben gerufen worden war, hatte die Initiative zuletzt kein Land mehr gesehen. Die vorgebliche „Bürgerbeteiligung“ erkannte sie nun als Farce. Nach dem unfreiwilligen Abschied ihres Sprechers hatte die AG Spreeufer eine neue Bewertung der Lage erarbeitet, die zu dem folgerichtigen Entschluss führte, den „Ihr-wart-aber-ja-dabei“-Ausschuss zu verlassen.
Bezirksbürgermeister Franz Schulz und seine grüne Fraktion haben, ebenso wie die mitregierende LINKE, die SPD-Fraktion und der Senat, in vielerlei Einzelentscheidungen immer wieder deutlich gemacht, dass sie nicht gewillt sind, das 87%-Votum der Bevölkerung gegen die Mediaspree-Planungen ernstzunehmen; sie haben sich einer konstruktiven Mitarbeit von Anfang an verweigert, nach außen hin aber immer den Schein des Handelns gewahrt. Der Sonderausschuss, in den die Initiative über mehrere „Bürgerdeputierte“ eingebunden wurde, sollte die Politik der minimalen Korrekturen legitimieren. Hinter vorgehaltener Hand gaben das Bezirksverordnete aller Fraktionen offen zu und wunderten sich vermutlich darüber, dass die Initiative den ganzen Spuk so engagiert, so hoffnungsvoll konstruktiv und so ernsthaft „mitgestaltet“.
Der aufrichtige Versuch, er ist gescheitert. Die Parteien-Politik, sie erweist sich als demokratieunfähig und -unwillig. Das Anliegen der Initiative, sowohl den Bezirk als auch den Senat in die Pflicht zu nehmen, die „Stadtentwicklung von Oben“, die andauernden Privatisierungen und den Verlust kommerzfreier sowie unbebauter Flächen zu stoppen, es sollte sehr bald untergehen. Das Hauptanliegen der Initiatoren, die Mietenexplosion, die Verdrängung und die „Aufwertung“ zu thematisieren und diesen profitgesteuerten, politisch geförderten Entwicklungen sogleich Einhalt zu gebieten, es lässt sich außerhalb der Mühlen der Beteiligungsmaschinerie glaubhafter vertreten. Die Parteischranzen in Amt und Würden, sie haben weiter an Glaubwürdigkeit verloren. Der den Gläubigen als Umarmung beschriebene Würgegriff, er hat heute seine Kraft verloren.
Im Rahmen der ABRISSBERLIN-Finissage Von der Verdichtung zur Vernichtung im Kreuzberger Projektehaus NewYorck präsentierte die Ostprinzessin den dritten Teil ihrer Trilogie What about destruction?. In einer beängstigenden Live-Performance sank die Prinzessin schließlich zu Boden, um nach einem zweiten Set des Westmonster dem Publikum als Untote erneut zu erscheinen und Teil 1 und Teil 2 der Trilogie darzubieten. Als Zugabe las die Prinzessin den Klassiker Ständig Rand.
Die Zuschauerreaktionen reichten von „Was war das?“ bis „Ich hatte Angst!“.
*schnuppe Format 10 – PHANTOM
24 Seiten über Begierde, Engel & Eliten, Geschlecht & Destruktion, Schwindsucht und Sichtbarkeit im Überdruss. Mit wissenschaftlicher Unterstützung, ’nem Hilferuf, ’ner bösen Seite und endgültigen Antworten. Ohne Wenn und Aber. Von Prinzessinnenhand geformt.
Kostenlos erhältlich. Bestellen per E-Mail: ep(at)ostprinzessin.de.
Auslage:
Ackerkeller, Bergstr. 68, Berlin-Mitte
NewYorck im Bethanien, Mariannenplatz 2a, Berlin-Kreuzberg
Es war ein martialischer Akt: Im Flutlicht, welches das Haus und den gegenüberliegenden Weinbergspark, in dem sich Ratlose und Empörte einfanden, grell erleuchtete, wurden die Fenster auf jeder Etage herausgebrochen. Der Park war zur Straße hin gesperrt. Polizei in militärisch anmutender Kluft sicherte die eilig gezogenen Grenzen mit Schäferhunden. Vom Himmel her dröhnte der Lärm eines Helikopters. Die Fensterbalken knackten. Einige Zivilpolizisten flachsten. Gelegentlich heulten die Sirenen eines der immerhin siebzig bis achtzig Einsatzfahrzeuge.
War etwa die dritte Generation der RAF aufgepürt worden? Diejenigen, die vor etwa zwanzig Jahren einen Siemens-Manager, einen Deutsche-Bank-Chef und einen Chef der „Treuhand“ ins Jenseits befördert hatten? Nein. Die Polizei selbst gab später zu, dass lediglich zwanzig vollkommen unverdächtige Personen friedlich aus einem Haus zu führen waren, in dem sie bis zu diesem Akt gewohnt hatten.
Am Rosenthaler Platz handelte ich mir auf dem Bürgersteig einen mündlichen Platzverweis wegen „Diskutieren“ ein. Das war nun schon der zweite in diesem Jahr, den ich tatsächlich unter dieser Begründung und ohne irgendeine Aktion meinerseits auf einem Bürgersteig erhielt. Sollte man sich wohl dran gewöhnen…
Der Schubs der handfesten Staatsgewalt, der mich sogleich fünf Meter weiter beförderte, erhöhte zwar mein Denkvermögen, ließ mich dann aber auch besonders intensiv an jene Vermögenden denken, denen ich diesen zu verdanken haben mochte.
Fotos 2-8: Daniel S. Schaub
Präsentation der *schnuppe // Format 10. Inmitten des glamourösen Glitterglanzes der ABRISSBERLIN-Finissage Von der Verdichtung zur Vernichtung fragt die Ostprinzessin: „What about destruction?“
Recht auf Stadt! Freitag, 27.11.2009 ab 19 Uhr, NewYorck im Bethanien
Finissage mit Diskussion, Livemusik und Lesung
Der Abriss von Gebäuden der Moderne geht einher mit dem Verfall gesellschaftlicher Substanz. Haben wir – geplagt von Phantomschmerzen – die Kraft, diesen Verfall zu stoppen? Wir diskutieren Henri Lefebvres „Recht auf Stadt“ zur „gesellschaftlichen Produktion von Raum“ und fragen: „Henri, kann man ohne ein revolutionäres Subjekt die Stadt erklären?“
Anschließend werden Daniel S. Schaubs Fotografien der gefährdeten Moderne abgerissen, die Ostprinzessin liest die Leviten, das Westmonster rockt den Raum und der Kapitalismus geht vorbei – Eintritt frei. Moderation: Karin Baumert.
Kirschsaft für ’ne Mark
Du hast überlebt
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VEB und Kombinat
Du hast überlebt
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Für Arbeit und Staat
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Staat der Sicherheit
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Der Mensch im Vordergrund
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Alles war besser
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Auch der Lügen-Apparat
Du hast überlebt
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