Noch unentschieden, ob „Eine kurze Einführung in die Onanistik“ von Sebastian Lang und Leo van Kann als männlich-juveniles Versuchsscheitern oder eher als abendraubendes akademisches Gewichse in die Geschichte der Langeweilekunst einzugehen vermöge – im dümmsten Fall wohl beides –, beschließe ich nun hiermit, über diese ganze Sache Stillschweigen zu bewahren. Amen.
Oder man ersetze „Ein-“ durch „Irre-“ und nehme es wie es ist.
„Eine kurze Einführung in die Onanistik wartet mit zwei hyperperformativen Performern auf, einem tragischen Sportstar, dem ältesten Jogger Deutschlands, und einem Jungschauspieler, der sich im Netz der Authentizität verfängt.
Die abendfüllende Zwei-Mann-Show ist eine unwissenschaftliche Revue mit echtem Forscherinteresse, eine intelligente und überraschende Auseinandersetzung mit Glanz und Tragik des sich ganz in nur eine Tätigkeit einsam verstrickenden Menschen. Und ist ganz nebenbei auch eine Auseinandersetzung mit dem völlig getrennten und widerspruchslosen Nebeneinander unterschiedlichster kultureller Nischen in der westlichen Hemisphäre…
Soviel wissen wir: Onan ließ seinen Samen auf die Erde fallen, statt nach göttlichem Plan ein Kind damit zu zeugen. Klarer Vorteil für Onan, der seiner Tätigkeit nachgehen konnte wann immer er wollte, unabhängig von anderen Menschen, Frau oder Mann. Dies aber erzürnte Gott: Er hatte die Menschen extra alle möglichst unterschiedlich designt und wollte, dass sie einander in den vielfältigsten Konstellationen möglichst oft begegneten und sich dabei aneinander und nicht nur an sich selbst erfreuten. Er benannte das 21. in Das Onanistische Jahrhundert um und strafte dessen Bewohner mit einem Leben, das dem des Onan von Jahr zu Jahr mehr ähnelte. Und dabei ging es weniger um Sex. Die Leute taten einfach alles nur noch alleine oder mit Leuten, die genauso waren wie sie und das genau Gleiche wollten. Sie gingen zum Beispiel dauernd alleine joggen, verreisten anstatt mit ihren Freunden bloß mit ihrem Rucksack oder veranstalteten Performances, deren einziges Thema die Performance selber war. Nichts kam dabei heraus und die Menschen nicht zueinander. Und so beschloss Gott, mal wieder ins Theater zu gehen: unter Menschen.“