Erst pullern, dann trällern

Artikel in Arbeit

und Gitarrist Jens Peter Kruse

„Die Kinder heute sind so ein faules Pack!“

„Blast euch den Rauch doch gegenseitig ins Jesicht!“

nochmal eben pullern gehen

Bettina Wegner - Rot in Rot Bettina Wegner mit Karsten Troyke

Weihnachtsmärchen vs. Widerstand

Die fabelhafte Welt des Widerstands

Beim gestrigen Ortstermin zum „Stadtumbau West“ wiesen Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer sowie Bezirksbügermeister Schulz darauf hin, dass die Kernforderungen, die das „Bürgerbegehren Spreeufer für Alle“ vertritt, nicht im Widerspruch zur bestehenden Planung stünden. Weiterhin führte Meister Schulz aus, dass er die Forderungen, wie sie im Rahmen des Bürgerbegehrens artikuliert werden, für eine Bestätigung der bestehenden Planung hält.

Dem widerspricht der Initiativkreis Mediaspree Versenken als Initiator des Bürgerbegehrens entschieden und ist gespannt auf die Argumentation, wie etwa die Forderung, entlang der Spree einen 50-Meter-Abstand für Neubebauungen einzuhalten, nach Meinung von Frau Junge-Reyer und Herrn Schulz als nicht im Widerspruch zur bestehenden Planung zu interpretieren ist.

Der Initiativkreis widerspricht zudem Behauptungen, dass die im Begehren vertretenen Forderungen aufgegeben oder modifiziert oder dass Slogans abgeändert wurden. Vielmehr bleibe der deutliche Name auch weiterhin Programm.

Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer und Bezirksbürgermeister Schulz versuchten, die Öffentlichkeit über die tatsächlichen Auswirkungen der Mediaspree-Planungen zu täuschen. „Meiner Meinung nach kann es sich bei den Äußerungen nur um ein Weihnachtsmärchen handeln, das den breiten Widerstand gegen die Mediaspree-Planungen kalkulierbar machen soll“, äußerte die Ostprinzessin gegenüber der Stralauer Zeitschrift NoNameNews.

Freude schenken - Mediaspree versenken

Die kalte Wärme der Tunten

Tatjana, Beverly Schnett und Gast Luxuria wärmen den Ackerkeller

„Tatjana’s Three Nights Only“, so der vielmeinende Titel der kleinen Programmreihe, in der uns Tatjana zu Playback-Klassikern diverser berühmt gewordener bzw. werdender Diven eine Vielzahl an Filmausschnitten und Bildern nie vergessener Filmstars vorführt. Brillant und auf den Punkt genau zusammengeschnitten, erleben wir hier die dramatischsten Momente diverser Filmperlen, in direkter Bezugnahme auf das unmittelbare Live-Geschehen auf der Bühne des Ackerkellers.

Nicht nur ob dieser überzeugenden Auswahl vermag die Show kalte Gemüter erwärmen. Souverän und ohne Stolpern präsentiert Tatjana die schönsten Anekdoten der Stars und flechtet ihre eigene Person geschickt in die teils wahren, teils erfundenen Geschichtchen ein. Ihre Kostüme strahlen den typischen, eher kalten Flair der Berliner Tunten aus, wobei man Tatjana allerdings nicht zwingend als sogenannte Trümmertunte identifiziert. Etwas prollig erscheint sie, etwas nuttig, doch dies in einer schier unverwechselbaren Art.

Das Format „Tatjana’s Three Nights Only“ passt ausgesprochen gut in den Ackerkeller, welcher im Normalfall mit der Unaufgeregtheit seines queeren Publikums zu glänzen weiß.

Rasche Kostümwechsel hinter dem Kleiderständer, der auf der Bühne platziert ist, führen zu keinerlei Unterbrechung der Show. Tatjana plaudert munter weiter und weiß das Publikum in genügend Spannung zu halten. Gelingende Abwechslung bringen die grandios vorgebrachten Einlagen von Beverly Schnett, die – Paradebeispiel einer wirklichen Trümmertunte – dem Programm nicht nur einigen Tiefgang zu verleihen vermag, sondern mittels ihrer beherzten, authentischen Art auch die Herzen des Publikums erreicht. Die prophezeiende Erläuterung der – weiterhin andauernden – Geschichte des Kapitalismus anhand zweier Luftballons wird dereinst – in postkapitalistischer Zeit – in bester Erinnerung geblieben sein. Unerbittlich hatte er uns in der Zange und auch seine Demontage hatte uns einige Anstrengung abverlangt, aber am Ende dann zersetzte sich der Kapitalismus an der ihm eigenen Gier.

Als Gast tritt die feurig-opulente Luxuria in Erscheinung. Mit einiger Musikalität weiß auch sie das Publikum in den Bann zu ziehen und vergessen zu machen, dass es sich letztlich nur um ein Playbackspektakel handelt, die Gesänge also leider ausschließlich vom Band stammen. Wie berührend es doch sein könnte, wenn die interpretationsgeübten Tunten sich live am Gesang probierten, ganz gleich, wie gebrochen es klingen möge! Doch Playback gehört wohl einfach zur ausgesprochenen Kälte der Tunten, einer Kälte aber, die – so haben wir wieder einmal lernen können – alles andere als unbeherzt ist.

Ein Hoch auf den Ackerkeller und die kalte Wärme der Tunten!

Tatjana's Three Nights Only, Ackerkeller Tatjana mit Beverly Schnett und Gast Luxuria im Ackerkeller Westmonster, Stammgast im Ackerkeller

Noch ein letztes Mal: Am 22.12.!

Berlin, die Große Kälte

Leerheit – Kalter Krieg – Soziale Kälte

„So gut wie unbekannt ist in Berlin der Mittelgrund kultivierter Artikulation. Was sich hier äußert, ist entweder extrem kontrolliert oder von vulgärer Unmittelbarkeit. Auf diesem mentalen Terrain entstanden die Formen und Verhaltensweisen der Kälte: die Nüchternheit der Neuen Sachlichkeit, der starre Neoklassizismus der Nationalsozialisten, die ordinäre Härte des Punk, die maschinelle Rigidität des Techno. Spätestens der Erste Weltkrieg machte die Kälte zum Thema von Berlin, ein Gefühl des Unbehaustseins angesichts von Verlust und Leerheit.“

Berlin_Stadt ohne Form, Kapitel „_automatischer Urbanismus“

M. M. bringt tiefe Einsichten

„Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann – tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde.“

Margaret Mead

(…) dass die uns bekannten Geschlechterrollen kulturell bedingt seien und nicht genetisch vorgegeben. Sie war die erste Person, die diese Tatsache empirisch zu belegen schien (…) – de.wikipedia.org/wiki/Margaret_Mead

O2 World bringt Glück und Segen

Hört mal in den Wind! Überall in der Stadt flüstert man sich zu:

„Wie konnte das nur genehmigt werden!“

Die dazugehörige Werbetafel im sog. East-Side-Park ist eine Kontamination des gesunden, ästhetischen Empfindens und verstellt eine vormals attraktive Perspektive auf das Stadtzentrum. Wer das genehmigt hat, ist einen Deal eingegangen, der Vielen – sehr Vielen – immer unverständlich bleiben wird.

Neben der überdimensionalen BASF-Beglückung am Turm der „Oberbaum-City“ und der weithin sichtbaren METRO-Tafeln, die ebenfalls die Stadt nachhaltig kontaminieren, stellen die Werbetafel von O2 und bald auch die komplett als Werbetafel konzipierte Frontfassade der O2-World-Halle einen mehrdimensionalen Skandal dar, der wieder einmal überdeutlich zeigt, welche kulturellen Werte gelten und wer in der Stadt das Sagen hat.

Schlimm ist, dass sich aus den politischen Ämtern heraus niemand dagegenstemmt – egal ob von den Organisationen PDS, GRÜNE oder SPD besetzt. Das könnten FDP und CDU nicht besser machen. Ihr verkauft die ganze Stadt!

O2-World-Werbetafel im East-Side-Park, Foto: Eva Bruhns  Foto: Eva Bruhns