Ostprinzessin darf nicht diskutieren

Brunnenstraße 183

Es war ein martialischer Akt: Im Flutlicht, welches das Haus und den gegenüberliegenden Weinbergspark, in dem sich Ratlose und Empörte einfanden, grell erleuchtete, wurden die Fenster auf jeder Etage herausgebrochen. Der Park war zur Straße hin gesperrt. Polizei in militärisch anmutender Kluft sicherte die eilig gezogenen Grenzen mit Schäferhunden. Vom Himmel her dröhnte der Lärm eines Helikopters. Die Fensterbalken knackten. Einige Zivilpolizisten flachsten. Gelegentlich heulten die Sirenen eines der immerhin siebzig bis achtzig Einsatzfahrzeuge.

War etwa die dritte Generation der RAF aufgepürt worden? Diejenigen, die vor etwa zwanzig Jahren einen Siemens-Manager, einen Deutsche-Bank-Chef und einen Chef der „Treuhand“ ins Jenseits befördert hatten? Nein. Die Polizei selbst gab später zu, dass lediglich zwanzig vollkommen unverdächtige Personen friedlich aus einem Haus zu führen waren, in dem sie bis zu diesem Akt gewohnt hatten.

Am Rosenthaler Platz handelte ich mir auf dem Bürgersteig einen mündlichen Platzverweis wegen „Diskutieren“ ein. Das war nun schon der zweite in diesem Jahr, den ich tatsächlich unter dieser Begründung und ohne irgendeine Aktion meinerseits auf einem Bürgersteig erhielt. Sollte man sich wohl dran gewöhnen…

Der Schubs der handfesten Staatsgewalt, der mich sogleich fünf Meter weiter beförderte, erhöhte zwar mein Denkvermögen, ließ mich dann aber auch besonders intensiv an jene Vermögenden denken, denen ich diesen zu verdanken haben mochte.

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Fotos 2-8: Daniel S. Schaub

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