„Solaris“, ein Stück ohne wirkliches Thema, unfreiwillig komisch, von der in München ansässigen Theatergruppe collisions. Im Theaterdiscounter.
Kammerspiel nach Stanislaw Lem
“Der erste Bühnen-Coup von ´collisions´. So puristisch und kraftstrotzend wie hier hat man Lems vielschichtigen Roman noch nicht erlebt. Mission erfüllt.” Süddeutsche Zeitung
Der Psychologe Kelvin, fachlich top – menschlich flopp, reist nach dem Selbstmord seiner Frau zur Raumstation „Prometheus“. Bei seiner Ankunft bemerkt Kelvin, dass auf der Station nichts seinen gewohnten Gang geht. Und noch bevor er der Ursache für das befremdliche Verhalten seiner Kollegen auf den Grund gehen kann, taucht in seiner ersten Nacht vor Ort plötzlich die verstorbene Lebensgefährtin auf… Die freiwillige Abgeschiedenheit im Kosmos und das kerkerähnliche Leben an Bord sind nur allzu offensichtliche Bebilderungen von Kelvins Selbstbestrafung und Weltflucht. Worin aber besteht seine Schuld?
Solaris ist ein Gedankenexperiment. Stanislaw Lem, Erfinder und Leiter dieser Versuchsanordnung, reduziert mit dem außerirdischen Schauplatz das Umfeld seiner Figuren auf ein äußerst übersichtliches Maß, und behauptet in diese Reduktion hinein das Wunder der zweiten Chance im Leben. Ein Wunder, das sich als das religiöse Motiv des Fegefeuers entfaltet: Der Planet Solaris liest die schmerzlichsten Erinnerungen von Menschen aus deren Gewissen und konfrontiert sie erneut mit den Hauptpersonen vergangener traumatischer Erlebnisse. Er fungiert dabei als nahezu perfekte interaktive Nachbildungsmaschine, als erfülltes Phantasma der Übertragung des Lebens ins Mediale.
Die zukunftszugewandten Forscher, Lems Modelle des modernen Menschen, werden statt die Menschheitsrettung voranzutreiben in ein Simulakrum und auf das Scheitern ihrer privaten Lebensentwürfe zurückgeworfen. Lem wirft damit Fragen über die Abgesichertheit von „Realität“, „Wahrheit“ und „Schuld“ auf. Die neu gegründete Theaterkompanie collisions mit Basis in München legt in ihrer Arbeit einen Fokus auf Kommunikationsprobleme. Fehlleistungen. Realitätsbrüche. Gefangen in einer prometheischen Wiederholungsschleife treiben sie die Figuren Lems durch die Hinterhöfe der Seele.
Mit Sven Hussock / Jaron Löwenberg / Sophie Lutz / Atef Vogel Regie Alexander Nerlich Musik Thom Luz Raum/Video Meike Ebert / Alexander Nerlich Dramaturgie/ Romanbearbeitung Anne Schäfer Koproduktion mit PATHOS München Gefördert durch Kulturreferat der Landeshauptstadt München