Sympathisch aufwendig gelesene, wenngleich anstrengend zu verfolgende Geschichte, wieder und wieder umtönt von oftmals konzentrationsstörender Musik.
Wort-Sound-Performance nach Leonid Andrejew
Mehr als eine Lesung: Mit kalkweißen Gesichtern, von schwarzen Kimonos umflattert, stürzen sich zwei fulminante Sprecher im Stimmenduett in den Abgrund einer der makabersten von Leonid Andrejews apokalyptischen Erzählungen, in der eine Horde Leprakranker verzweifelt versucht, auf stöhnender Erde in ächzender Nacht die sie umgebende Mauer zu überwinden. Dazu erzeugt der Plattenvirtuose DJ Illvibe seine suggestiven Geräuschphantasien.
Leonid Andrejew (1871-1919) wurde als zunächst viel beachteter expressiver Erzähler zeitweise von Maxim Gorki gefördert. Seine düsteren Erzählungen entsprachen jedoch nicht dem revolutionären Zeitgeist, seine Weltsicht verdüsterte sich zunehmend, er geriet in Vergessenheit und starb verbittert in Finnland. Die visionär-makabre Erzählung DIE MAUER wurde nie auf Deutsch veröffentlicht.
DJ Illvibe begann mit fünfzehn in Hip-Hop-Clubs aufzulegen. Er ist DJ der Dancehallband Seeed (bis 2005) und der Berliner Hip-Hop-Gruppe Moabeat. Mit dem Jazzpianisten Alexander von Schlippenbach und Aki Takase veröffentlichte er 2005 das Album Lok. 03. Er arbeitet er an vielen Musikprojekten in Berlin aktiv mit und ist DJ in Berliner Clubs. Als Mitgründer des angesagten Produzententeams THE KRAUTS hat er maßgeblichen Anteil an der Wiederbelebung des deutschen HipHop.
Kirsten Hartung spielte in Berlin, Basel und Zürich und ist in zahlreichen Hörspielen im Deutschlandradio und dem Bayerischen Rundfunk zu hören, darunter als brillant vielstimmige Solistin im Hörspiel „Gilsbrod“ von Sabine Bergk und diversen Hörspielen von Kathrin Röggla.
Sebastian König von 2008 bis 2012 im Ensemble der Volksbühne, brillierte zuletzt in Berlin und Paris in der Hauptrolle des Stücks „Die Sonne“ von Olivier Py (aktueller Leiter des Festival d’Avignon), das dieser für die Volksbühne schrieb und inszenierte.