Immer wieder gern besuche ich Ausstellungen studentischer Arbeiten im vielversprechenden Fach der bildenden Künste. Oft bin ich schwer enttäuscht, manchmal ratlos, gelegentlich angetan, selten begeistert. Stimmt wenigstens die Atmosphäre, ist alles halb so schlimm. Dann gebe ich mein Bestes, nicht allzu säuerlich zu sein, nicht ärgerlich ob der vertanen Zeit, in der ich mich ihnen – und sie sich mir – zu nähern suchten: all die scheiternden Versuche, unreifen Positionen und realsatirisch anmutenden Selbsteinschätzungen überpriviligierter Wohlstandskinder, deren geistigen Ausschiss ich zur Kenntnis zu nehmen hatte – dann fluche ich nur still und leise, ganz unbemerkt, dass die, die sich „Künstler“ nennen und nennen lassen, nur wenig bis gar nichts zu sagen haben, das mich – oder irgendwen – ernsthaft interessieren könnte, sollte oder müsste.
Nein, es ist nicht so, dass die Werke der „Künstler“ – wie es tradierte Vorurteile wollen – zu entrückt, außerplanetarisch, ja zu unverständlich sind, nein, vielmehr zeigen sich in ihnen klar und deutlich die grassierende Geistlosigkeit, das ignorante Desinteresse, die belanglosen Studien und schein-erhellenden Erörterungen suchender, nichts glaubender, aber auch nichts nicht glaubender Hochstapler-Imitatoren, deren lustlose Darbietungen nicht einmal den Charme der Verweigerung in sich tragen. Ein Gräuel, möchte man meinen, und so ist es auch: ein Gräuel. Doch warum tun sie’s dann? Man weiß es nicht. Sie wissen’s nicht. Ja, es ist nicht einfach, Künstler zu sein. Das Heilsversprechen der Kunst: wirkt es denn?
Gewiss: Ausnahmen bestätigen die Regel. Was und wer dazugehört, überlasse ich der Spekulation. Kunst ist eh vor allem das: Spekulationsobjekt, Wertanlage wohlsituierter Geldmacher, Erben und Erbeserben, eine Eitelkeit gieriger Sammler, ein Zeitvertreib gelangweilter Ehepartner; als Arbeitsbeschaffungsprogramm für Kunstversteher und diejenigen, die sich als solche aufzuspielen wissen, erfüllt sie aber immerhin auch soziale Zwecke – so dehnbar ist dieser Begriff.
Da ist man also „Künstler“ und geht an die Öffentlichkeit. „Warum?“, möchte man fragen, wenn es sich zunächst durch nichts erklären lässt. Doch gewiss wäre dies mein Irrtum: dass es wirklich unerklärlich sei. Denn der Wahnsinn unserer Welt – Habsucht, Hass, Fremd- und Selbstausbeutung und -inszenierung, Falschheit und Bigotterie – er schlägt sich nieder: in Elend, Flucht, Ohnmacht, und ebendiese Ohnmacht spiegelt auch die Auseinandersetzung, die in den Werken jener „Künstler“ letztlich dann doch geführt wird – kraftlos, ergeben, ohnmächtig, ohne Verantwortungsgefühl. Ausnahmen … wie gesagt, sind nicht die Regel.
„Und, wie findest du’s?“ Danke, die Hoffnung stirbt zuletzt.
Im Sommer jeden Jahres gibt die galerie gerken jungen Nachwuchstalenten die Möglichkeit ihre Arbeiten im Galeriekontext zu präsentieren. Mit der Gruppenausstellung „Material und Geist.ArtStudents“ werden 19 Positionen vorgestellt, die schlaglichtartig einen Eindruck der aktuellen künstlerischen Entwicklungen ermöglichen soll. Neben den klassischen Gattungen der Kunst, wie Malerei und Bildhauerei, finden sich gleichsam installative, performative und transmediale Arbeiten.
Werke von Ella Becker, Johanna K Becker, Sascha Brylla, Alison Darby, Marta Djourina, Fisher Fisha & Fisher, Jonathan Guggenberger, Beril Gür, Anna Haenko, Zora Janković, Amelie M Kemmerzehl, Susanne Henny Kolp, Felix Leffrank, Martin Maeller, Nora Manthei, Melina Mauberret, Karin Salathé & Sidsel Ladegaard und Anja Spitzer.