Mittekill

Nachlader mit Serge Kool im Magnet – das sind Sound und Klartext von heute: „Ich hab meine Gitarre verkauft, weil ich gedacht hab, dass ich lieber programmiere“, aber „Ich will meine Gitarre zurück“. „Fett sind die Beats auf meiner neuen Platte“ und „Fett ist was ich zum Gemüse braten brauche“. Kein Geld und keine Arbeit? „Individuum rechts um stillgestanden!“, doch „mit Arbeit hab ich nichts zu tun“, wohl aber mit konsequentem Ungehorsam. „Kontrolle ist was übrig bleibt, wenn man sich fremde Positionen einverleibt. Kontrolle ist was man vermisst, wenn alles was man wollte längst gescheitert ist.“

Nachlader macht Bock auf Aphorismen und gibt sich äußerst energetisch. „Ich laufe pfeifend weiter, habe Spaß an der Idee von einer besseren Welt.“ Gebt ihm „alles was ich will, denn alles was ich will ist weniger als ich verdiene.“ Nachlader kehrt zurück zu den einfachen Dingen. „Man muss ja nicht immer Protestlieder singen. Ich habe allen Grund, anzunehmen, dass es mir dann besser geht.“ Du sagst nach A nur selten B? „Nicht weit gedacht, doch dafür amüsant.“ – Unsinn! „Komm, wir fahren an die Wand und lassen was explodieren! Bei Bewusstsein.“

Endlich knallt’s mal! „Später ist besser als nie.“

Magnet Nachlader - Bock auf Aphorismen

Gustav und PTR

Die beiden Frauen aus Österreich (Gustav/Eva Jantschitsch) und England (PTR/Janine Rostron) treten nacheinander auf und bringen das erwartungsvolle Publikum in der Zentralen Randlage regelrecht in Wallung.

Rettet die Wale – und stürzt das System!

Gustav - Rettet die Wale PTR PTR

Liebe als Ton

Montserrat Caballé in der Bremer Glocke: Sie formt Herztöne. Wie sie das macht, bleibt unerklärlich. Solch einen Ton unmittelbar zu hören, ist das Erleben eines Wunders, an das man nicht geglaubt hat.

Ihre sagenhafte Stimme baut sich auf höchstem Niveau ab, was sich auch an der Titelliste ablesen lässt. Doch dieses Wunder und ihr menschlicher Humor sind ihr und uns geblieben. Sie ist einfach da.

Montserrat Caballé Programm Montserrat Caballé - In mir klingt ein Lied Montserrat Caballé - Zarzuela Kritik von Gerhart Asche, Weser-Kurier 12.03.2005

Ausgerechnet Frost

…bringt vereiste Monsterherzen zur Schmelze!

Cora Frost hat in den letzten Tagen viel geschrien, nun endlich ist sie heiser: Eine Stimme wie ein kaputtes Türschanier – aber besser stimmlos als seelenlos. Ihre Stimmbänder sind mit ihrer Seele verkabelt, das ist das Glück! Eines der sieben Wunder von Berlin – heute im besten Theater von Bremen.

Cora Frost in Zucker und Butter Cora Frost Frost Cora Frost

Zucker + Butter

Cora Frost hält dem Jungen Theater Bremen die Treue und umgekehrt. Noch vor der großen Premiere in Berlin präsentiert sie hier ihr neues Programm. Und eine Probe kann ja nicht schaden. Sie wächst und wächst und ist lauter denn je. Wer sich trotzdem nicht von ihr und den fantastischen Musikern Toni Nissl und Gary Schmalzl erigieren lässt, ist und bleibt es sich schuldig. „Kann man das nicht abstellen?“ – Nein.

Vielsagend provokativ ist auch die Szene, in der sie eine dunkelhäutige, „schmutzige“ Puppe in eine kleine Waschmaschine steckt und sie „sauber“, sprich „weiß“ wäscht. Dabei sieht das Publikum die Puppe in der Waschmaschine umherwirbeln und Cora Frost nimmt nach diesem Waschgang dann tatsächlich eine hellhäutige Puppe heraus.

Frost ist wunderschöner Punk und kerlige Prinzessin. Engagierter und intelligenter kann Unterhaltung nicht mehr sein. Frosts Dekonstruktionen sind so genial wie ihre Konstruktionen. Sie kann das Glück und die Liebe herbeizaubern – und sie hält dies nicht geheim. Wir lieben Dich!

Cora Frost Programm I Programm II Programm III