27.10.2013, 16 Uhr – «Wir können auch anders!»
Gemeinschaftskonzert der Musikschule Fanny Hensel
im Puttensaal am Luisenbad, Berlin-Wedding.
Klavierbegleitung: Robert Nassmacher.
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Eintritt frei
Die andere Welt beginnt hier und sofort
27.10.2013, 16 Uhr – «Wir können auch anders!»
Gemeinschaftskonzert der Musikschule Fanny Hensel
im Puttensaal am Luisenbad, Berlin-Wedding.
Klavierbegleitung: Robert Nassmacher.
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Eintritt frei
Einem überraschenden Entree folgt eine treffende Analyse des Kunstbetriebs in satirisch-dichterischer Sprache, verkopft und überdicht.
Der Theaterdiscounter nimmt die erfolgreiche Eigenproduktion „Torquato Tasso“ wieder ins Programm. Das Literaturdrama wird vom Fürstenhof in die heutige Berliner Kunstszene versetzt. Aus dem Hofdichter des mäzenatischen Fürsten wird der seine Ausstellung eröffnende Shooting Star seines Galeristen. Mit Reden darüber, was Kunst eigentlich soll, fiebert man der Vernissage als Nagelprobe für den Markt entgegen.
Setzt Goethe noch auf den Selbstwert retardierender Reflexion über Kunst, finden wir mit wenigen Ersetzungen im Text verblüffende Kommentare auf die Verwertungslogik von Kunstproduktion heute. Man lauscht Kuratoren, Kunsthändler und Messegaleristen in Goethes Worten das Marktgeschehen analysieren. Demgegenüber erklärt der Künstler Tasso nichts anderes als sein Werk und seinen Schaffensprozess zum einzigen verbindlichen Wert, wenngleich Liebe und Erfolg, Privatleben und Bonität dafür zu opfern sind.
Die Inszenierung des Torquato Tasso wurde von der Diskussion über die Ausstellung based in Berlin 2011 inspiriert. An der Situation freier Kunstschaffenden aller Sparten hat sich seither wenig geändert. Mit allen Akteuren gemeinsam kämpft auch der Theaterdiscounter um eine Verbesserung der Strukturen der Freien, zum Beispiel aus den Einnahmen der City Tax. Nur durch eine Anpassung der Förderstrukturen jetzt kann die kulturelle Zukunft der Stadt aktiv gestaltet werden.
Wechselweise halbgar oder angebrannt.
Wir treffen uns zur Dämmerung. Wann? In diesem vagen Zeitraum zwischen Tag und Nacht. Das eine ist noch, das andere schon. Was gilt denn nun, wenn man sich auf der Schwelle befindet? Das Dazwischen ist nicht gut gelitten, aber es ist symptomatisch für unsere Zeit. Und obwohl wir Klarheit lieben, bestimmt es unsere Art des Denkens. Grund genug für Shane Drinion, in der Dämmerung eines Tages dem Dazwischen aufzulauern, das so flüchtig und doch immer gegenwärtig ist.
Der westliche Mensch meidet das Ungefähre und unterteilt die Welt in Gegensatzpaare. Seine Identität entsteht traditionell durch klare Einordnung. Mann oder Frau. Innenleben oder Außenwelt. Heimat oder Fremde. Privat oder Arbeit. Dabei bewohnen wir in vielen Bereichen längst unüberschaubare Zwischenräume. Und gerade die entziehen sich dem Denken, weil sie sich den Begriffen entziehen. Das Dazwischen ist nicht greifbar. Es ist ein Oszillieren, ein stehendes Nun zwischen Nicht-Mehr und Noch-Nicht, ein Nicht-ein-noch-aus. Der Mensch des Dazwischen läuft seit je Gefahr, seiner Umwelt ebenso wie sich selbst radikal fremd zu werden.
Ist persönliches Dazwischensein das Resultat von Schwäche? Zögern, Zweifeln und Zaudern bestimmen de facto den Alltag vieler Menschen. Zielstrebigkeit im Handeln und ein Grundton der Überzeugung gilt als wichtigste Bastion, um die in allen gesellschaftlichen Bereichen vorhandenen Zwischenzustände in Schach zu halten. Wehe, wenn sie Raum greifen! Aber was wäre denn dann? Und wie lässt sich auf der Bühne von einem Dazwischen erzählen, wenn in ihm gar nicht gehandelt wird? Shane Drinion wagen genau dieses Kunststück, indem sie alltägliche Räume inszenieren, deren Wirklichkeit stets bedroht ist, Räume, die sich in Bewusstseinsräume transformieren, Körper, in denen das Digitale und das Analoge sich bis in die Stimmritze hinein durchdringen, innere Szenen, in denen die Möglichkeit mit der Realität ein Kleidertauschspiel spielt. In ABWESEN zeigen sie den in den alten Ordnungssystemen sich verkeilenden Menschen im Dazwischen von Zerrissenheit und Auflösung auf der einen und der Sehnsucht, eben genau nicht zuortbar zu sein, auf der anderen Seite.
Im Theaterdiscounter.
Hält, was es verspricht: Smart, eigen, überzeugend debil.
„Ja, ich habe es getan! Aber es war nicht meine Schuld.“ Eine seltsame junge Frau steht mit aufgeschlagenen Knien und blutbefleckten Händen vor dem Publikum. Sie wollte ein Verbrechen lösen und hat aus Versehen selbst eines begangen. Eine fesselnde, rasiermesserscharfe Lebensgeschichte und aberwitzige Krimiparodie.
Das schräge, kraftstrotzende Bekenntnis OH MY IRMA der kanadischen Autorin und Performerin Haley McGee gewann Festivalpreise in der ganzen Welt, unter anderem in New York, Amsterdam, Kiel und im Kosovo.
Treffen Sie Mission Bird – eine nicht unbedingt als gesellschaftsfähig zu bezeichnende Type, die zwischen manischer Aufregung und desperatem Trübsinn hin und her gerissen wird. Mit nichts als Hornbrille und Koffer bewaffnet redet sie auf das Publikum ein und zieht ihre Zuhörer immer mehr in die Logik der eigenen Welt. Mit dem Ziel den Tod von Irma aufzuklären folgt sie der mysteriösen Spur eines Wäschestücks bis in die Wohnung eines fremden Mannes. Wo schließlich alles komplett schief läuft, als sie auf dessen Hund stößt – auf dessen sehr fetten Hund. Plötzlich befindet sich Mission Bird in der Situation ihre eigene unumkehrbare Tat verteidigen zu müssen.
Allerfeinstes Storytelling gepaart mit atemloser Beat Poetry: OH MY IRMA bewegt sich zwischen Heiterkeit und Verzweiflung und stolpert dabei in die Frage, ob es so etwas wie bedingungslose Liebe gibt? Für jeden? Auch wenn man etwas getan hat, was sich jetzt nicht mehr ändern lässt?