Anregend. Herzlich. Musikalisch. Intelligent: Erotic Crisis von Yael Ronen, im Gorki Theater.
Fulminanter Singsang
Boogie Blues Princess
Das hab‘ ich in Paris gelernt (Horst-Heinz Henning, 1957)
in einer Interpretation von Marten Mühlenstein und East Princess
heute beim Boogie Blues auf der Bühne des La Luz. Beginn: 11 Uhr
Am Klavier: Markus Wenz, Musikschule Fanny Hensel
La Luz´in den Osram-Höfen, Oudenarder Str. 16, Berlin Wedding
Mau Mau Mauerfälle
Spannender Aufbau, etwas zäher Verlauf.
Dialektisches Festbankett und Maurisches Soljanka-Gelage, im Rahmen des Mauerfälle Festivals im Theaterdiscounter.
Am Vorabend des 9. November veranstalten wir ein dialektisches Festbankett und Maurisches Soljanka-Gelage mit 25 Liebesgedichten von 25 Autoren aus der DDR zum 25. Jahrestag des Falls der Mauer.
Gemeinsam mit den 25 Mitwirkenden nimmt das Publikum Platz an zwei ost-westlichen gedeckten langen Tafeln beidseitig des „Liebesstreifens“, und lauscht 25 Liebesgedichten von Kolbe, Kirsch, Biermann, Endler, Erb, Lorenc, Struzyk, Arendt, Kunze, Döring, Mickel, Brasch, Kahlau, Papenfuß, Rosenlöcher u.a. – gesungen, gesagt, getanzt, geschwiegen und gegrölt. Einer der Höhepunkte: die Ode Schön ist ein Volk in waffenlosem Aufruhr des DDR-Braunkohletage-Bauarbeiters und Büchner-Preisträgers Wolfgang Hilbig. An beiden Enden der Tafel laufen Perlen der Fernsehkunst aus DDR und BRD von 1961 bis 1989, es erklingt live die Erkennungsmelodie Sandmännchen Ost & West, es reiten beide Winnetous im wilden Osten & Westen, zusammen werden wir das Mauerlied der NVA umdichten u.v.m.
Anschließend Liebesstreifen-Party!
Moderation: BEIDE MESSIES, Musik: Bo Wiget (Cello), Manuel Rösler (Piano), Reiner Witzel (Sax). Mit Matthias Breitenbach, Klaus Wildermuth, Leopold von Verschuer, Andreas Müller, Kirsten Hartung, Alexandra von Barsewisch, Meike Rötzer, Aurélie Maurin, Tatiana Stepantchenko-Bogdan, Lew Bogdan, Jan Uplegger, Martin Engler, Thomas Böhm, Susann Schulze, Silke Buchholz, Dorothee Metz, Li Hagman, Susanna Metzner, Carsten Hueck, Tony de Maeyer, Christiane Mensa-Attoh, Stephan Kammer, Emilia Annacker, Martha Koepp, Kerstin Beyerlein, Matthias Rheinheimer, Søren Gahrmann u. a.; special guest aus Prenzlauer Berg: Ekkehard Maaß, aus Lissabon: Teresa Albuquerque. An den Töpfen: Anton & Frederic. Erdacht von Leopold von Verschuer. Dramaturgie: Kerstin Beyerlein.
DIE MAUER | CTEHA
Sympathisch aufwendig gelesene, wenngleich anstrengend zu verfolgende Geschichte, wieder und wieder umtönt von oftmals konzentrationsstörender Musik.
Wort-Sound-Performance nach Leonid Andrejew
Mehr als eine Lesung: Mit kalkweißen Gesichtern, von schwarzen Kimonos umflattert, stürzen sich zwei fulminante Sprecher im Stimmenduett in den Abgrund einer der makabersten von Leonid Andrejews apokalyptischen Erzählungen, in der eine Horde Leprakranker verzweifelt versucht, auf stöhnender Erde in ächzender Nacht die sie umgebende Mauer zu überwinden. Dazu erzeugt der Plattenvirtuose DJ Illvibe seine suggestiven Geräuschphantasien.
Leonid Andrejew (1871-1919) wurde als zunächst viel beachteter expressiver Erzähler zeitweise von Maxim Gorki gefördert. Seine düsteren Erzählungen entsprachen jedoch nicht dem revolutionären Zeitgeist, seine Weltsicht verdüsterte sich zunehmend, er geriet in Vergessenheit und starb verbittert in Finnland. Die visionär-makabre Erzählung DIE MAUER wurde nie auf Deutsch veröffentlicht.
DJ Illvibe begann mit fünfzehn in Hip-Hop-Clubs aufzulegen. Er ist DJ der Dancehallband Seeed (bis 2005) und der Berliner Hip-Hop-Gruppe Moabeat. Mit dem Jazzpianisten Alexander von Schlippenbach und Aki Takase veröffentlichte er 2005 das Album Lok. 03. Er arbeitet er an vielen Musikprojekten in Berlin aktiv mit und ist DJ in Berliner Clubs. Als Mitgründer des angesagten Produzententeams THE KRAUTS hat er maßgeblichen Anteil an der Wiederbelebung des deutschen HipHop.
Kirsten Hartung spielte in Berlin, Basel und Zürich und ist in zahlreichen Hörspielen im Deutschlandradio und dem Bayerischen Rundfunk zu hören, darunter als brillant vielstimmige Solistin im Hörspiel „Gilsbrod“ von Sabine Bergk und diversen Hörspielen von Kathrin Röggla.
Sebastian König von 2008 bis 2012 im Ensemble der Volksbühne, brillierte zuletzt in Berlin und Paris in der Hauptrolle des Stücks „Die Sonne“ von Olivier Py (aktueller Leiter des Festival d’Avignon), das dieser für die Volksbühne schrieb und inszenierte.
1989 Exit Ghost
Informativ aufbereitete Historie, spannend erzählt, aufwendig gespielt. Engagierte Reflexion der Bewegung von 1989, angemessen zornig mit gegenwärtiger Realität konfrontiert. Ein festliches Ereignis für Politikjunkies und Interessierte unverfälschter Wahrheiten. Im Theaterdiscounter.
Die vielen Worte, die bisher zur Wiedervereinigung gesagt wurden, haben uns selten erreicht. In 1989 [Exit Ghost] macht eine Generation, die DDR und BRD nur aus frühkindlicher Erinnerung oder Erzählung kennt, Schluss mit der Vergangenheitsverklärung.
Vertreter der 3. Generation Ost und gleichaltrige Darsteller mit West-Hintergrund stellen Fragen zum Untergang des Staatssozialismus und zum Leben in Zeiten einer sich verschärfenden globalen Finanzkrise. Wir verfolgen, wie sich die Geburtenjahrgänge der Wendejahre mit der Reflexion des Untergangs der DDR sowie mit politischen Handlungsoptionen damals wie heute beschäftigen.
Das Material der Inszenierung entstammt Diskussionen, die das Team von theatrale subversion mit Ost- und Westdeutschen führte, eigenen Texten der Darsteller und einer Rekonstruktion der Probenarbeit Heiner Müllers an der Hamletmaschine am Deutschen Theater während der sich überschlagenden politischen Ereignisse 1989/1990.
Mithilfe von Passagen des Stücktextes, ausgewählten Probennotaten und dokumentarischen Quellen skizziert 1989 [Exit Ghost] die Möglichkeiten und Grenzen intellektuellen Verhaltens gegenüber den realen Mächten und ihren massenhaften Bewegungen.
Die Verhandlung der Position der Künstler während der Proben in jener historischen Umbruchsituation wird schließlich zur Folie für das Verhalten heutiger, bestens ausgebildeter Mitte-zwanzig-bis-Mitte-dreißig Jähriger aus Ost und West gegenüber aktuellen Krisen. Staaten können mitunter verschwinden; Werte und Vorstellungen länger überdauern.
Von und mit Bärbel Aschenberg, Katharina Bill, Norman Grotegut, Sascha Hermeth, Lorenz Pilz und Thimo Teiche.