Weichkochend. Bissfest. Très dangereuse.

Dass die kleine Kartoffel nun die große WWW-Bühne betritt und darauf den Alltagswahnsinn in Szene setzt, ist ein freudiges Ereignis, dass sich schon allein beim Anblick der fantastischen Abbilder ihrerselbst zu einer hellen Begeisterung auswächst und in Zukunft bestimmt für so manchen Sturm der Beglückung und auch – das sei hier ebenso prophezeit – für die eine oder andere Entrüstung sorgen wird.

Berührungsängste hat die große kleine La Petite Patate nämlich nie gehabt, während ich für Andere noch eine viel zu heiße Kartoffel war.

Willkommen in der Familie! Es drückt Dich – sanft genug –

Die Ostprinzessin

La Petite Patate La Petite Patate

Heinrich Böll verhaftet

Frage*:

Vor zwei Wochen wurde der Sozialwissenschaftler Andrej H. festgenommen. Nun wurde der Schriftsteller und Übersetzer Heinrich B. verhaftet. Welcher Tat wird Heinrich B. beschuldigt?

Antwort* (BKA und Bundesanwaltschaft):

Heinrich B. ist nach § 129a StGB dringend tatverdächtig, intellektueller Vordenker der linksterroristischen Vereinigung mg (militante gruppe) zu sein. Aufgrund seines permanenten Zugangs zu Bibliotheken – weltweit – und seiner dort vorzufindenden Schmähschriften verfügt er über die sachlichen und intellektuellen Voraussetzungen, die für das Verfassen der vergleichsweise anspruchsvollen Texte der militanten Gruppe erforderlich sind. Heinrich B. muss daher als Rädelsführer der militanten Gruppe um die Brandstifter Florian L., Oliver R. und Axel H. angesehen werden. Die Veröffentlichung „Ende einer Dienstfahrt“ kann als zweifelsfreier Hinweis auf die Mitgliedschaft zu dieser gefährlichen, seit sieben Jahren die Grundfeste der staatlichen Ordnung erschütternden, terroristischen Vereinigung festgestellt werden. In „Ende einer Dienstfahrt“ befürwortet er die Militanz nicht nur, sondern verleiht ihr eine moralische Legitimation. Für sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung des flüchtigen, dringend tatverdächtigen Heinrich B. führen, ist eine Belohnung von bis zu 500.000 Euro ausgesetzt.

Wer dies liest, ist Terrorist.

„Johann und Georg Gruhl, Vater und Sohn, sind Möbeltischler. Johann Gruhl hat erhebliche Steuerschulden angehäuft; seine Situation verschlechtert sich, als sein Sohn zur Bundeswehr eingezogen wird. Am Ende seiner Dienstzeit erhält Georg Gruhl den Befehl, durch ziellose Fahrten mit einem Jeep den für die routinemäßige Inspektion erforderlichen Tachometerstand zu erzeugen, fährt aber stattdessen nach Hause. Gemeinsam präparieren Vater und Sohn Gruhl den Jeep und verbrennen ihn unter Absingen von Litaneien auf offener Straße. Vom örtlichen Amtsgericht werden sie zu vollem Schadensersatz und wegen groben Unfugs zu sechs Wochen Haft verurteilt.“ (Zusammenfassung aus der Wikipedia)

*Frage/Antwort fiktiv

Reine Geschmackssache – ?

Aber nein!

Reine Geschmacksache“ ist ein Film, der das Publikum nicht spaltet, sondern im Lachen vereint. Gewiss, nicht Jede/r wird jede Pointe vortrefflich finden, aber an diesem Film ist einfach Vieles außerordentlich gut gelungen. Mit viel Liebe wurden zahllose kleine Details eingefügt. Der Schnitt ist beherzt und kann durchweg überzeugen, die Handlungen können öfter mal überraschen. Lieblosigkeiten kommen eigentlich nicht vor.

Diesem Film gelingt es, das zu sein, was hierzulande sonst fast immer arg angestrengt wirkt: Eine Komödie.

„Wolfi, Handelsvertreter für Damenoberbekleidung, hat einen funkelnagelneuen Wagen, aber plötzlich ein Problem: Er hat keinen Führerschein mehr. Sein Sohn Karsten, frischgebackener Abiturient, hat eine Sprachreise nach Spanien gebucht, aber plötzlich ein Problem: Sein Vater hat keinen Führerschein mehr. Protestieren hilft nicht: Karsten wird zwangsverpflichtet, Wolfi samt Frühjahrskollektion durch die deutsche Provinz zu chauffieren.“

In Wahrheit geht es aber vor Allem auch um das Coming Out des Sohnes gegenüber seinen Eltern. Dass er sich in den übelsten Vertreter-Kollegen seines Vaters verliebt, gibt den Anlass, nach und nach für Klarheit zu sorgen. Bei aller Liebe zum Klischee tun sich auch ungewohnte Perspektiven und unverbrauchte Zuschreibungen auf. Wirklich umwerfend aber macht den Film seine herrlich ehrliche Umgebung: Eine baden-württembergische Einfamilienhaussiedlung der Siebziger. Das ganze Haus ist voller geschmacksferner Einrichtungselemente. Man könnte es so formulieren: Die größten Hits der 70er, 80er und 90er – und das Beste von heute. Alles erscheint äußerst realistisch. Wer glaubt, dass Natürlichkeit leicht ins Bild zu setzen ist, irrt vermutlich. Ob nun Edgar Selge oder Franziska Walser, die das Elternpaar spielen – die Inszenierung überzeugt durch eine fast peinliche Realitätsnähe.

Der schwule Sohn hingegen wird vom 19-jährigen Florian Bartholomäi in einer Weise verkörpert, die ihn von der Durchschnittlichkeit seiner (familiären) Umgebung abhebt: Er ist süß und sanft, bietet wenig Angriffsfläche. Während Edgar Selge in überragendem, ausgefeiltem Schauspiel in der Rolle des Vaters brilliert, der die üblichen Vorlieben hegt und ganz selbstverständlich den Errungenschaften des Kapitalismus nachhastet, dafür sogar Alles aufs Spiel setzt, besteht die vorrangige Aufgabe von Florian B. darin, attraktiv und putzig zu wirken, was ebenso gut gelingt, aber dann doch weitaus anspruchsloser erscheint. Etwas mehr Tiefe hätte bestimmt nichts daran geändert, dass das Publikum sich in ihn verliebt.

Die Nebenfiguren fallen besonders durch eine äußerst gelungene Überzeichnung ihrer Persönlichkeit auf. Die mit der Mutter befreundete Brigitta (Traute Hoess) wird urkomisch als dominanter Drag-Queen-Verschnitt in Szene gesetzt und ein kleiner, aber feiner Gastauftritt von Irm Hermann als Verkäuferin in einer Damen-Boutique endet mit einem unnachahmlichen Irm-Hermann-Gesichtsausdruck.

Keine Geschmackssache.
Eine gelungene Komödie – nicht mehr und nicht weniger.

Reine Geschmackssache

Schwule Klone

„Being Brian Kinney“ lautet das Motto der „Babylon“ getauften Party-Veranstaltung im Kulturzentrum Schlachthof in Bremen.

Etwa 1.000 fast ausnahmslos homophil-männliche Gäste können der Verlockung nicht widerstehen und erscheinen dort samt zahlreicher bester Freundinnen. Brian Kenney ist übrigens die Figur des vor Manneskraft strotzenden Hauptdarstellers der nordamerikanischen Fernsehserie „Queer as Folk“, die mittlerweile auch im hiesigen Fernsehen läuft. Darin angelt sich der attraktive und wohlhabende Aufreißer – meistens im angesagten Club Babylon – einen Typ nach dem anderen. Was für ein Vorbild!

Die Party-Veranstalter bieten neben einem akrobatischen GoGo-Tänzer auch eine ganz lustige Verwandlungsshow auf, in der ein Künstler nahezu sämtliche Diven des schwulen Musik-Himmels persifliert. Später dann moderiert die bekannte Hamburger Drag Queen Olivia Jones eine Wahl zur „Drag Queen Nordwest 2007“. Da die Show recht langweilig verstrich, sei hier nur erwähnt, dass eine postoperative, transsexuelle Kandidatin gewann. Dies erscheint zumindest überraschend, da normalerweise „Männer in Frauenkleidern“ solche Contests gewinnen.

Weniger überraschend ist der Blick ins Publikum: Wo sind nur all diese Klone ausgebrochen? Gewiss, vielleicht zwei oder drei Dutzend der Anwesenden könnte man wiedererkennen, wenn man ihnen auf der Straße begegnen würde, aber die große Mehrzahl der schwulen Männer jüngeren wie auch älteren Semesters pflegt offenbar eine nahezu identische Körperkultur, besucht den gleichen Friseur und bewegt sich eindeutig in den immer gleichen Konsumtempeln. Selbst ihr Gesichtsausdruck ist erschreckend ähnlich. Einheitlich übrigens auch der alternativlose Eintrittspreis: 10 Euro (!).

So viel Gleichförmigkeit überrascht ja gerade bei Menschen, die ihr Sein – abseits der Norm – an allen Ecken und Enden bewusst gemacht bekommen. Vermutlich lässt aber gerade die – offenbar ungeliebte – Hervorhebung des Andersseins die Normiertheit so attraktiv erscheinen. Außerdem kann man in der verwechselbaren Masse gut untertauchen – eine Überlebensstrategie?

Welche anderen Nöte treiben die schwulen Männer zu so viel Verlust an Individualität? Ein großer Schmerz muss hinter dieser Sucht nach Anpassung stehen. Das ist vermutlich auch gar nicht so verwunderlich, denn von allgemeiner Akzeptanz und Respekt kann noch längst nicht die Rede sein. Wie dem auch sei, es gibt in Bremen natürlich auch individuellere Schwuppen. Und als Berliner kann man – fast – aufatmen: Berlin ist ganz eindeutig zumindest die Hauptstadt der Alternativen.

Warum seht ihr alle gleich aus?

sagt und fragt die Ostprinzessin

Eintrittskarte Babylon; Olivia Jones Drag Queen Wahlzettel; Olivia Jones

Butter bei die Fische

Meine Güte!

Mahnungen und Warnungen, Ärgerlichkeit und Unverständnis – und zur vorläufigen Krönung wird der Ostprinzessin nun auch noch „Sentimentalität“ angekreidet.

Gefühle sind die unbekannte Gefahr. Sich alle Ebenen des Seins – auch die heiklen – zu erschließen, mag vielen Menschen unüblich und befremdlich erscheinen. Dass die politische Wahrnehmung als getrübt gilt, wenn – statt rationaler Solidarität – eine menschliche, intuitive und gefühlsbetonte Solidarität an der Bildoberfläche erscheint, ist zwar traurig, aber angesichts der – unseren gesellschaftlichen Grundbedingungen entspringenden – Erziehung zur Gefühlskälte und -begrenzung nicht verwunderlich. Muss ich das akzeptieren?

Was soll ich sagen? Das habe ich seit Langem befürchtet. Es beeindruckt mich zwar sehr, aber ich kann mich, wenn ich meinem Anspruch als Ostprinzessin auch nur zu 7 % gerecht werden will, den eingeschränkten Gefühlswelten anderer Menschen nicht anpassen – und ich will es auch gar nicht. Dass hier zudem ein Maß an politischer Korrektheit eingefordert wird, das meine Lust auf Gesellschaftsfähigkeit nun wirklich um etwa 77 Kilometer übersteigt, ist beinahe erschütternd.

Die Kaiserin des Westens empfiehlt uns – hierzu passend – „Goodbye Tristesse“ zur Lektüre. Die Rezension zumindest klingt vielversprechend. Was meinst du?

sagt und fragt die Ostprinzessin.

Schokokuchen ins Gefängnis

Man darf Andrej Holm keinen Kuchen bringen. Glück im Unglück: Der eingebackene Revolver wurde nicht entdeckt.

So haben wir den Kuchen eben selbst gegessen, während wir das – selbstredend terroristisch motivierte – Bürgerbegehren gegen die Verbauung der Spreeufer und gegen die Gentrifizierung* der angrenzenden Kieze vorbereitet haben.

Das Gefängnis in Moabit

*Achtung, dieser Begriff belegt eindeutig unsere Zugehörigkeit zu den Militanten Gruppen!

Wahrhaftigkeit lässt grüßen

S-Bahn-Linie 46, 5. August 2007:

Wenn ein Strassenfeger-Verkäufer von Wahrheit kündet, aufgebracht, und es ihm plötzlich nicht einmal mehr darum geht, eine Zeitung zu verkaufen – was bedeutet das dann?

Wenn er dann den Gedanken ausspricht, laut, dass viele die Wahrheit nicht hören wollen, während gerade viele die Wahrheit nicht hören wollen – was bedeutet das dann?

Wenn daraufhin, während die Vielen niederschauen, ein Einziger den Kopf hebt, ihm ins Gesicht sieht und sagt: „Da hast du schon Recht“ – was bedeutet das dann?

sagt und fragt die Ostprinzessin.
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Als Antwort-Anregung: Video der Ratten 07; Homepage der Ratten

Bart Simpson lässt grüßen

Ist der Ruf erst ruiniert, lebt’s sich völlig ungeniert.

ICH DARF NUR ÜBER UNVERFÄNGLICHES SCHREIBEN.
ICH DARF NUR ÜBER UNVERFÄNGLICHES SCHREIBEN.
ICH DARF NUR ÜBER UNVERFÄNGLICHES SCHREIBEN.
ICH DARF NUR ÜBER UNVERFÄNGLICHES SCHREIBEN.
ICH DARF NUR ÜBER UNVERFÄNGLICHES SCHREIBEN.
ICH DARF NUR ÜBER UNVERFÄNGLICHES SCHREIBEN.
ICH DARF NUR ÜBER UNVERFÄNGLICHES SCHREIBEN.
ICH DARF NUR ÜBER UNVERFÄNGLICHES SCHREIBEN.
ICH DARF NUR ÜBER UNVERFÄNGLICHES SCHREIBEN.
ICH DARF NUR ÜBER UNVERFÄNGLICHES SCHREIBEN.

Es sollen mich doch Alle liebhaben…!