Whole New Thing

Dieser kanadische Film handelt vom sehr behütet und frei aufgewachsene Jungen Emerson, der mit seinen Eltern in einem abseits gelegenen Haus im Wald ein modernes, idealisiertes Leben führt, ja man könnte sagen: Sie sind späte Hippies.

Bislang blieb Emerson die Schule erspart, er wurde zuhaus unterrichtet. Nun aber soll er die „andere Welt“ kennenlernen und trifft in seiner Schule prompt auf allerlei Unverständnis, zumal er überdurchschnittlich gebildet ist und über einen ausgesprochen wachen Geist verfügt. Allein sein Klassenlehrer wird für ihn zur geistigen Herausforderung und zur Vertrauensperson. Emerson verliebt sich Hals über Kopf in ihn.

Sein Lehrer, der schwul ist und von seinem Freund getrennt lebt, kann das nicht richtig erwidern, fühlt sich aber durchaus von Emersons Geist angezogen. Es entsteht eine Art Freundschaft, in der Emerson aber die Grenzen zu überschreiten versucht. Der Lehrer lebt sein Schwulsein nach außen nicht, was ihm zusätzliche Probleme einbringt.

Eine Reihe vielsagender, überraschender Dialoge erwartet uns in diesem Film, der auch mit einigen poetischen Momenten aufwarten kann. Diese hätten auch gern noch intensiver herausgestellt und weitergeführt werden können, doch die Story hangelt sich streng an einer konventionellen Dramaturgie entlang. „Whole New Thing“ hätte gut eine unkonventionellere Filmkunst vertragen, denn der androgyne Hauptdarsteller Aaron Webber kann auf ganzer Linie überzeugen und ebnet den Weg für eine Mehrdimensionalität.

Ein verhinderter Klassiker!

Whole New Thing

Wer möchte, fährt einfach hin – oder?

Oder: Der Markt regelt das.

Angebot

Konzert: Cora Frost. Moritzbastei, Leipzig.
1 Stunde Entfernung von Berlin.
Musik. Kultur. Avantgarde.

Nachfrage

4 hungrige Menschen aus Berlin.
Los geht’s! Los geht’s?

Kosten

Bahnfahrt: 33 Euro pro Person (inkl. div. Vergünstigungen und Sparangebote)
Eintritt: 15 Euro.

Folgen

Zwei würden zahlen. Einer will es nicht zahlen. Einer kann es nicht zahlen.

Fazit 1: Bahnfahren ist einfach zu teuer.
Fazit 2: Armut, auch die relative, macht immobil und grenzt aus.

Mutti im Sanatorium

Mutti – Der Film

Im Sanatorium 23 an der Frankfurter Allee gibt sich heute Hauptdarsteller Ades Zabel die Ehre und zeigt höchstpersönlich den Film, in dem er neben Biggy van Blond und Gert Thumser spielt.

„Mutti – Der Film“ ist eine Berliner No-Budget-Trash-Produktion mit außergewöhnlichen inhaltlichen wie auch filmerischen Einfällen. Nicht so überzeugend wie 18:15 ab Ostkreuz, in dem Ades Zabel neben Andreja Schneider in einer Doppelrolle als Karin Hoene und Hürriyet Lachmann zu sehen ist, aber trotzdem voller guter Einfälle und vielsagender Komik.

Im Anschluss legt Ades Zabel die herrliche Hausfrauen-Fantasie-Parodie „Ediths heiße Spalte“ auf, ganz nebenbei ein echter kleiner Pornofilm.

Space Garden am Alexanderplatz

Das China Garden am Nikolaiviertel ist ein besonderer Geheimtipp, weil es eigentlich in der Touristenmeile um das Nikolaiviertel liegt, aber dennoch eher ein Schattendasein zu führen scheint.

Von drinnen schaut man von runden Sitzecken aus auf den Alexanderplatz und erlebt so die Metropole Berlin. Die Rundungen in der Einrichtung und in der Fassade versprühen den Charme eines Zukunftsbaus und zeigen abermals, dass sich modernistische Architektur selbstverständlich mit Gemütlichkeit und Tradition verbinden lässt.

Leider wird weder diese Erkenntnis, noch die Liebe zu futuristischer Baukultur vom kleingeistigen Senat für Stadtentwicklung geteilt. So bleibt Berlin dank des Fernsehturms und einiger weniger anderer Zukunftsbauten zwar nicht ganz im Schatten neuer Möglichkeiten in der Architektur, atmet aber gegenwärtig den Geist der Historisierung und der architektonischen Belanglosigkeit.

Nicht einmal der Palast der Republik wurde in seinen Potentialen erkannt und ausgebaut. Sein Abriss steht stellvertretend für die geistige Armut der Berliner Politik. Im China Garden lässt sich diese traurige Wahrheit für einen Moment lang vergessen.

Zwischen Rotem Rathaus und Palast der Republik China Garden und Azuma

Vergeltungspoesie

Lady Vengeance im Central

Dieses bildverliebte Werk bereitet Schönheit, Rache und Schuld virtuos auf und mixt daraus einen fiesen Cocktail. Gleichzeitig bietet es Einblick in das südliche Korea von heute.

Blutig. Ehrlich. Teils genial, teils klischeehaft.

OT: Chin-Jeol-Han Geum-Ja-Ssi
Regie: Park Chan-wook
Drehbuch: Chung Seo-kyung, Park Chan-wook
Kamera: Chung Chung-hoon
Schnitt: Kim Sang-bum, Kim Jae-bum
Musik: Cho Young-wuk
Darsteller: Lee Young-ae, Choi Min-sik, Kwon Yea-young, Kim Si-hu, Oh Dal-su, Nam Il-woo, Tony Barry, Anne Cordiner, Oh Kwang-rok

Kino Central - Lady Vengeance

Wollt ihr die totale Überwachung?

Ab Herbst beginnt für uns Alle wohl eine neue Phase der Überwachung.

Sämtliche Telekommunikationsunternehmen sollen dazu verpflichtet werden, Daten über die Kommunikation all ihrer Kunden verdachtsunabhängig auf Vorrat zu speichern. Zur verbesserten Strafverfolgung soll leicht nachzuvollziehen sein, wer mit wem im letzten halben Jahr per Telefon, Handy, E-Mail oder IP-Telefonie in Verbindung stand. Bei Handy-Telefonaten und SMS würde auch der jeweilige Standort der Personen festgehalten werden. Zudem soll die Nutzung des Internets einsehbarer werden.

Gegen diese orwellianische Entwicklung regt sich Widerstand. Hoffentlich!

Vorratsdatenspeicherung www.vorratsdatenspeicherung.de