Christoph Schlingensief fährt in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz eine ganze Reihe von provokativem Scheiß auf und das ist auch gut so.
Klar ist er der Narr, den sich jeder Hof hält, doch diese Rolle ist nur deshalb so festgefügt, da kaum ein anderer derart mutig und lautstark mit den üblichen, mitunter festgefahrenen Formen des Theaters bricht und ihnen sprachlich wie inszenatorisch allerhand Verstörendes hinzufügt. Gewiss, die dazugehörige Attitüde ist auf ihre Art auch festgefahren, denn niemand entwickelt sich weiter, wenn er nur um sich selbst kreist. Daher: Mehr Schlingensiefs!
Die bezaubernd kühle Irm Hermann stackst in bewährter Manie(r) durch turbulente Szenerie, ein süddeutscher Volksschauspieler verfällt dem sprichwörtlich nackten Wahnsinn und Schlingensief selbst taucht zur Hälfte hin gänzlich ab, was am heutigen Abend allerdings darauf zurückzuführen sei, dass er einen allergischen Schock erleidet, der ursächlich mit der vielen blauen Farbe zu tun haben wird, die er zuvor nicht nur über Bühne und Publikum, sondern auch über eigene, empfindsame Körperteile verteilte.