Trauer muss Elektra tragen

Was für eine Tragödie!

Die Schaubühne bietet Susanne Lothar als hassende Liebende, verschnupft wie immer, aber viel anmutiger als im Fernsehen. Rafael Stachowiak brilliert als sexy Irrer. Auch die unfassbar banalen Kommentare in den tragischen Momenten überzeugen das überraschte Publikum. Und das bloße Drehen der großen Bühne löst bei manchem Zuseher eine Träne der Rührung.

Das gibt es nirgendwo sonst.

Trauer muss Elektra tragen Trauer muss Elektra tragen Trauer muss Elektra tragen

Bankenstück

Was für eine Abrechnung!

Das Maxim Gorki Theater baut auf eine wahre Begebenheit: Die Strippenzieher der Berliner Bankgesellschaft haben unseren Stadthaushalt nachhaltig ruiniert. Wir alle bluten dafür noch jahrzehntelang und haben daher allen Grund, sie dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Leider bleibt die großartige Inszenierung eine Utopie. Und Rosa Enskat ist zwar wütend, aber sie könnte wütender sein – wir Alle könnten wütender sein!

Bankenstück

Sexy Gesellschaftskritik

Warum bewegt sich die Frau auf der Bühne so mühsam und seltsam fort? Der Grund dafür mutet simpel an: Sie hat einen Stein im Schuh.

Sie schleppt sich zu einer geschlossenen, gläsernen Bühne, die zudem der Wartesaal verschiedenster Figuren ist. Was dann folgt, ist ein dynamisches Feuerwerk aus Wahnsinn, Humor, Sex, nie zuvor gesehenen Choreografien und Bollywood-Theater. Constanza Macras entzündet hier ein Freudenfeuer der Kreativität, das mit einiger Perfektion vom Ensemble umgesetzt wird. Sie quält uns nicht mit der gepflegten Langeweile, auf die viele ihrer Kollegen setzen, weil sie fürchten, sonst nicht ernstgenommen zu werden.

Die Schaubühne zeigt uns das Theater unseres egomanischen Daseins im Hier und Jetzt.

Big in Bombay Big in Bombay Big in Bombay

Atta Atta Aktion 22

Christoph Schlingensief fährt in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz  eine ganze Reihe von provokativem Scheiß auf und das ist auch gut so.

Klar ist er der Narr, den sich jeder Hof hält, doch diese Rolle ist nur deshalb so festgefügt, da kaum ein anderer derart mutig und lautstark mit den üblichen, mitunter festgefahrenen Formen des Theaters bricht und ihnen sprachlich wie inszenatorisch allerhand Verstörendes hinzufügt. Gewiss, die dazugehörige Attitüde ist auf ihre Art auch festgefahren, denn niemand entwickelt sich weiter, wenn er nur um sich selbst kreist. Daher: Mehr Schlingensiefs!

Die bezaubernd kühle Irm Hermann stackst in bewährter Manie(r) durch turbulente Szenerie, ein süddeutscher Volksschauspieler verfällt dem sprichwörtlich nackten Wahnsinn und Schlingensief selbst taucht zur Hälfte hin gänzlich ab, was am heutigen Abend allerdings darauf zurückzuführen sei, dass er einen allergischen Schock erleidet, der ursächlich mit der vielen blauen Farbe zu tun haben wird, die er zuvor nicht nur über Bühne und Publikum, sondern auch über eigene, empfindsame Körperteile verteilte.

Atta Atta