Artikel in Arbeit
Denkbar schlechte Comedy.
Die andere Welt beginnt hier und sofort
Artikel in Arbeit
Denkbar schlechte Comedy.
Die kleine *schnuppe am Himmel über einer tristen Zeitschriftenlandschaft ist durch und durch etwas Besonderes: Sie kündet von alter und neuer Liebe, Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Sozialer Wärme – von Kämpfen dafür und Widerstand dagegen.
In jeder *schnuppe findet sich eine Synthese aus dem Sein und dem Wirken der Ostprinzessin, das Innen und Außen ihres Antriebs, grundsätzliche sowie konkretisierte Auseinandersetzungen, jeweils poetisch, philosophisch, politisch, also in mehrerlei Hinsicht künstlerisch gerahmt.
Die erste *schnuppe streut die Essenz noch etwas breiter, die zweite trägt – wie wohl alle kommenden auch – die GLUT schwerpunktorientierter ans Publikum heran, bildet aber in den Texten und verschiedensten Collagen immer auch das Potpourri kaum gespiegelter Realitäten des Denkens und Handelns ab. Somit befindet sich jede *schnuppe auf einer ungewissen Reise in die Köpfe und Herzen ihres Publikums.
*schnuppe – ein Wunsch geht in Erfüllung.
Die *schnuppe ist kostenlos erhältlich, aus Prinzip, am besten an einer der Auslagestellen, und bestellbar per E-Mail: ep(at)ostprinzessin.de.
14. Reihe – die letzte Reihe, Sitzplatz außen, weit oben und sehr weit weg von der Bühne; jene insgesamt sehr dunkel, nur einige wenige Spots. Auf der fernen Bühne lässt sich eine Unzahl an weißen Stühlen, Sitzen und Bänken und auch Wippen entdecken. Soweit also die gar nicht mal so guten Vorbedingungen. Am Ende aber werde ich rege am Geschehen teilgenommen haben, beinah direkt auf der Bühne sitzend, ohne mich fortbewegt zu haben und ich werde unweigerlich in den Bann gezogen worden sein. Als dafür verantwortlich haben zu gelten: Drei Tänzer und eine Tänzerin, welche meistenteils zu einem ausdrucksvollen Klumpen verschmelzen und dennoch ihre Individualität behalten – und dazu wieder einmal Cora Frost, das immer wieder neu am Leben erkrankende und mit einer wundervollen Stimme versehene Engelstier, das zudem ein ums andere Mal das Wunder vollbringt, mit dem Publikum in den Abgrund zu springen, ohne dabei den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Und dabei habe ich nicht einmal vorgehabt, das Stück besonders gut zu finden. Andere haben sich das vielleicht sogar vorgenommen, dann aber offenbar mit ihren Ansprüchen so manche Mühe gehabt. Beinahe ein Zehntel der rund 400 Gäste verlässt mehr oder weniger leise nach und nach den Saal. Offenbar steckt Polarisierendes in dem Stück – und das ist sehr wünschenswert, denn allzu gefällige Stücke hat man schon allzu oft erlebt. Ob die einzelnen Zuschauer nun aber aufspringen, weil ihnen die Kunst zu hoch oder aber ebendiese nicht hoch genug erscheint, bleibt wohl ihr kleines Geheimnis.
Es handelt sich bei „Ars melancholiae“ um ein Tanzstück, das in seiner Interpretation tief in der menschlichen Seele zu Hause ist. Kunstreich ist es, aber dennoch nicht in den Höhen abgehobener Kunst-Sphären verendend; ein Stück mit berührendem Gesang, mit Chorälen und in einer glänzenden Beherztheit ausgeführt, die so manches arg verkünsteltes Stück matt aussehen lässt. Es wird entschlossen und erfolgreich mit all dem experimentiert, was wahrhaft menschlich ist: Mit zarter und mit intensiver Poesie, mit Humor und Komik, mit Erotik und mit allem Anderen, das Abgründe in sich birgt. Fantastisch dabei auch sowohl Einfall und Umsetzung des im Hintergrund auf weißem Tuch abgespielten Films, in dem das Publikum von einem melancholisch anmutenden Kind durch verschiedenste Sequenzen trauriger Zustände und Aktivität geleitet wird. Am Ende spricht das Kind – László Sandig – mit tiefem, traurigem Blick seine ersten und zugleich die letzten Worte des Stückes.
So beseelt ist Schmerz selten auf die Bühne gebracht worden. Die in seinem Titel angekündigte und daher an jeder Ecke und Biegung vermutete Melancholie ist hier lediglich die Grundlage, ja die Sprungschanze für etwas, dass den Ruinen einer von Trauer überwucherten Seele entwächst. In Wahrheit werden hier auch die gar nicht so traurigen Lebensgeister geweckt, als Trauerkloß jedenfalls muss niemand den Weg nach Hause finden. Und wenn doch, dann kann man sich des des Frostschen Enthusiasmus erinnern: „Ich bin die gute Fee. Wo seid ihr denn alle? Och nee, das ist aber ein doofes Fest! Da, ein Prinz! Ein richtiger Prinz! Und ein kleiner Prinz! Eine Prinzessin! Eine echte Prinzessin!“
Ars melancholiae – ein Stück von und mit Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola, in der Ankündigung des Radialsystem V mit dem Begriff „Tristesse“ in Verbindung gebracht. Andere würden vielleicht von „Traurigkeiten“ sprechen. Jedoch: Tristesse ist letztlich eher ein oberflächlicher Zustand, Traurigkeit kann viel heißen und Trauer trägt man. Schmerz aber muss man fühlen.
Ars melancholiae – ein Stück, reich an aufrechter Menschlichkeit – ein Stück, an sich viel zu schade für das rückgratarm betriebene, seelenverkaufte Radialsystem.
Das Engelbrot ist für seinen unkonventionellen Stil bekannt. Nun ja, bekannt ist vielleicht etwas zuviel gesagt, denn das große Theater in Moabit ist so chronisch unterbesucht (und unterbeheizt) wie überignoriert.
Im Engelbrot wird experimentiert und laboriert, was das Zeug hält. In Ich, Georg Büchner beispielsweise wird dessen Leben nachgezeichnet und sein revolutionäres Schaffen (Dantons Tod, Woyzeck, Leonce und Lena, „Friede den Hütten, Krieg den Palästen!“) zu Live-Rockmusic-Klängen von Ludo Vici in Szene gesetzt. Nicht alles ist hier schon zuende gedacht, aber die Ideen und Ambitionen bilden gut den kreativen Geist des Theaters ab. Zu den intellektuellen Höhenflügen indes gehören sowohl die Generalangriffe der Engelbrot-Macher auf das alljährliche Theatertreffen als auch diverse Spitzen gegen die politischen und kulturellen Szenen der Stadt überhaupt. Und das ist auch gut so.
Aber um was genau handelt es sich bei folgendem Zitat aus dem Engelbrot-Programmflyer? Darin wird Friedrich Liechtensteins „Radioshow“ u. a. mit den Worten beworben: „Friedrich Liechtenstein begeistert im Theater Engelbrot von der ersten bis zur letzten Minute. Berliner Zeitung “.
Die Berliner Zeitung!? Sie wird hier als Güte-Referenz herangezogen. Doch hat die werte Berliner Zeitung die Show jemals zur Kenntnis genommen? – Nein. Aber hier hatte man.
Ist dies nun geniale Subversion oder schlicht und ergreifend das mehr oder weniger absichtliche Verdrehen von Tatsachen, ein Irrtum, eine Verwechslung, gar ein kleiner Fehler in der Recherche?
Kurzum: Die blumen & zitronen (www.bz-blog.de) und die Ostprinzessin möchten sich hiermit ausdrücklich gegen jegliche Verwechslung verwahren und insbesondere auch gegen jedwede Subversion! 😉
Um etwas zu gelten, müssen sich Nullen immer hübsch rechts halten.
Zeitschrift für A in B – Format 2: GLUT
23 Seiten über Bewegung, Brände, Brennendes und Verbranntes, Mahnungen, Warnungen und Tarnungen, über Multikultur, den ständigen Rand, über Rote Beete und Teppiche, die Ware und die wahre Welt, über Würde, Ehre, Zorn und Zeichen.
Die kostenlose Zeitschrift ist erhältlich an diversen Auslagestellen und weltweit bestellbar: ep(at)ostprinzessin.de.