Knapp daneben: „MicMacs – uns gehört Paris!“

Beginnt wundervoll, besticht durch seine märchenhafte Fantastik und poetische Leinwandbilder, allerdings nur phasenweise, und gleitet dann leider teilweise in Klamauk ab, während dabei die Story allzu übersichtlich bleibt, obwohl ihre gesellschaftskritische Perspektive grundweg sympathisch anmutet.

Als Ankerthemen dienen diesem Werk des Erschaffers der fabelhaften Welt der Amélie die Abgründe von Waffenproduktion und Rüstungsexport sowie die damit einhergehende, in Frankreich und Deutschland gegenwärtige Charmelosigkeit, die hier auf die Spitze getrieben wird und sich plötzlich der konsequent radikalen Opposition einiger moralisch-anständiger Außenseiter gegenübersieht. Besagte Außenseiter jedoch werden in allzu klischeehaften Charakteren gezeichnet und überspringen somit nur selten die Hürde des bereits Bekannten oder Erahnten. Allenfalls eine unvermittelt in den Raum geworfene, abfällige Bemerkung über Schwule sorgt für Überraschung, wenn auch für eine unliebsame.

Es bleibt der Eindruck, zwar auf wichtige Themen, ein Sammelsorium großartiger Ideen und durchaus auch auf faszinierende Umsetzungen zu treffen, doch dann mit der Drift in den Klamauk leider auf Abwege geführt zu werden. Wer herzlich erfasst und erfüllt werden wollte, der muss sich letztlich damit begnügen, peripher tangiert worden zu sein. Schade.

MicMacs, Acud

Hartgekocht

Das Ei im Dialog – es
ward im Monolog nicht
froh, drum blieb es,
als Richtung Kopf es
flog, doch lieber roh.

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Gewidmet den Erfindern von Hartz IV.

Matinee in Hedwigs Kantine

„Sonntags-Matinee im Kesselhaus des Krankenhauses St. Hedwig, Berlin-Mitte
Schüler- und Lehrerkonzerte mit wechselnden Besetzungen“

Heute: Die Gesangsklasse von Annette Goldbeck-Löwe. Eintritt frei.

Die Schülerinnen und Schüler der Musikschule Fanny Hensel gaben ihr Bestes – und das Beste ist manches Mal so gut, dass man ihm nicht entkommen möchte. Insbesondere die furiose Darbietung von Günter Neumanns kabarettistischem Stück „Ein Neandertaler“, vorgetragen von einer der jüngeren Schülerinnen, vermochte die Zuhörer, die sich am Vormittag in der Kantine des Krankenhauses eingefunden hatten, zu begeistern. Im Finale zeigte sich dann auch die stets frohsinnige und adrette Chanson-Interpretin und Gesangslehrerin Annette Goldbeck-Löwe von ihrer klangvollsten Seite, so dass die Vorstellung stimmig endete.

Unerhörtes in seltenem Zusammenspiel

Musikvereinigung AYA betört zwei Abende lang mit unerhörten Klängen

Nein, hier ist nicht irgendwer zusammengekommen, um gemeinsam zu musizieren – die Musikerinnen und Musiker, die sich um den Rixdorfer Künstler Artus Unival versammelt haben, bestechen durch selten zu hörende Qualitäten. So können Marten Mühlenstein am Saxophon und Armin Marewski an der Gitarre dem virtuosen Anspruch des Free-Style-Musikers Artus Unival in der ganzen Breite der Improvisationskunst entsprechen, so wie auch Paul Schwingenschloegl (Trompete), dessen musikalischen Duelle mit Mühlenstein noch lang in begeisternder Erinnerung bleiben werden.

Mühlenstein, der bereits als Westmonster in sogenannten Monstcasts und mit eigenen Songs sein herausragendes Können offenbart, kann das Publikum sowohl an verschiedenen Saxophonen als auch mit spontanen Einlagen an kaum bekannten Mund- und Nasenflöten-Instrumenten begeistern. Armin Marewski dürfte Vielen bislang eher aus Fernsehen oder Kino bekannt sein, doch im Café im Körnerpark überrascht er mit seinem außerordentlich exzellenten Gitarrenspiel.

Die lebenden Fenster, die mittlerweile als Klassiker des Multimedia-Künstlers Unival gelten können, vermögen dem flüchtigen, aber einprägsamen musikalischen Moment ihrerseits eine temporär-virtuelle Note hinzufügen.

So möchte man auf weitere Momente hoffen.

cyber spectives Lebende Fenster, Musik: AYA