Haus des Reisens

Unheil kündigt sich an:

„Das ‚Haus des Reisens‘ steht nicht unter Denkmalschutz und wird im Rahmen der Neuplanungen am Alexanderplatz durch den Neubau eines 150m hohen Hochhauses ersetzt.“ (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung)

Haus des Reisens, InnendeckeHaus des Reisens, InnendeckeHaus des Reisens, Innendecke

Haus des Reisens, Innendecke

Vielleicht aber überwindet das Haus erneut Zeit und Raum…

Haus des Reisens, ReliefHaus des Reisens, ReliefHaus des Reisens, Relief

Relief: Der Mensch überwindet Zeit und Raum

Fotos: Die andere Person

Mein Leben als Terrorist

„Wer terrorisiert hier eigentlich wen?“

Mit dieser Frage endet ein vor einer Stunde in der ARD gesendeter Fernsehbeitrag des rbb-Magazins polylux. Lang, lang hat es gedauert, bis diese Frage auch in der ARD einmal deutlich gestellt worden ist. Im ganz auf ihren Fall zugeschnittenen Beitrag kommen Andrej Holm und Lebensgefährtin Anne zu Wort und werden wirksam inszeniert.

Aus der Ankündigung: „Ohne stichhaltige Begründung wird eine Berliner Familie seit einem Jahr vom BKA überwacht, abgehört und beschattet. Die deutsche Terrorgesetzgebung – ein Orwellscher Alptraum.“

Für das betont moderne Fernsehmagazin polylux, das sich allerdings seit geraumer Zeit durch ein fragwürdiges, mindestens ambivalentes, um nicht zu sagen erbärmliches Niveau auszeichnet, stellt dieser Beitrag einen Meilenstein des – wieder erreichten – sinnreichen Journalismus dar. Endlich gelingt polylux fast eine ganze Ausgabe lang das, wofür es zwischenzeitlich zu Recht gelobt wurde: Investigative Beiträge, nah, direkt und unkonventionell, mit Mut zum Randständigen, in unterhaltsamer, ironischer Form.

Der Beitrag kann im polylog des TV-Magazins angesehen werden:
www.polylog.tv/videothek/videocast/9087

oder in der Wiederholung: Samstag, 03.11.2007, 11.45 – 3sat

Wichtige Nachrichten vom Tage

Ein bebilderter Beitrag im zweiten Nachrichtenblock in den Ferrero News der rbb-Abendschau Dussmann-Evening-Show bringt es auf den Punkt:

„Heute Nachmittag wurde im Sony-Center der 40-jährige Geburtstag der Kinder-Schokolade gefeiert (…).“

Die Ostprinzessin Barbie von Mattel ließ sich dieses Ereignis selbstverständlich nicht entgehen und entgegnete den kritischen Nachfragen eines öffentlich-rechtlichen Senders privaten Konkurrenten von Ferrero im konzerneigenen Fernsehen: „Eigentlich wollte ich heute meinen Geburtstag im neuen Calvin-Klein-Center feiern, aber dann habe ich in der Dr-Oetker-Apotheke zufällig von dieser tollen Veranstaltung gehört. Ich wollte schon immer mal die Milka-Kuh treffen. Leider waren hier nur blonde, blauäugige Pappkinder, aber später kam dann die HypoVereins-Fee und wir haben noch ein wenig in der O2-Lounge gefeiert. Das war mein schönster Geburts Vivantestag seit vielen Jahren!“

We love to entertain you. Und dann noch DAS Bekenntnis am Rathaus BertelsmannCenter Schöneberg Scheringberg: „Ich bin ein Kapitalist!“

Hasta la victoria siempre.

Mahnmal-Pläne und Gegenpläne

Der Hauptstadtblog verweist heute auf einige geplante Beglückungen. Die Berliner Morgenpost kündet:

Pläne für weitere Mahnmale in der Berliner Mitte

Die Berliner Stadtmitte soll weitere Denkmäler und Gedenkstätten von nationalem Rang erhalten. Der CSU-Politiker Hartmut Koschyk schlägt in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ einen „Ort der Trauer und des Gedenkens für die Opfer des Terrors“ der Roten Armee Fraktion (RAF) vor. Es solle in Berlin als Mahnmal gegen Gewalt dienen. Zudem dringen die Koalitionsfraktionen darauf, am 9. November, dem Tag des Mauerfalls, im Parlament die Errichtung eines Denkmals der „Freiheit und Einheit Deutschlands“ zu beschließen, das an die Wiedervereinigung von 1989 und an die „Einheitsbewegungen der vergangenen Jahrhunderte“ erinnern soll. Sein Bau solle bis 2009, bis zum 20. Jahrestag des Mauerfalls, abgeschlossen sein.

Der Baubeginn für das 2003 beschlossene Denkmal zur Erinnerung an die von den Nazis erfolgten und ermordeten Homosexuellen im Tiergarten soll noch in diesem Jahr erfolgen. Die Kontroverse um die Gestaltung des Mahnmals für die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma dauert dagegen noch an.

Dazu sagte die Ostprinzessin in einem Radio-Interview auf RAV FM:

„Super Ideen unserer Volksverhetzer. Dann fordere ich aber auch einen fairen Wettbewerb. In das RAF-Denkmal sollte ein Hinweis integriert werden, der auf die nationalsozialistischen Strukturen der damaligen Gesellschaftseliten verweist und auf ihre heutigen Erben. Auch ein Hinweis auf den Völkermord in Vietnam und mindestens auch ein adäquater Hinweis auf die Einschränkung der Menschenrechte, die in Recht und Verteidigung, im Knast und bei den Ermittlungen der Behörden bestehen, sollten nicht fehlen. Zudem könnte es ein Mahnmal für die Opfer des Kapitalismus geben, vorzugsweise in Zehlendorf oder Grunewald, damit es sich auch gleich an die Richtigen richtet. Dann könnte es noch ein Mahnmal für die Opfer der Parteiendemokratie geben, vielleicht gleich direkt vor dem Bundestag. Und schließlich sollte man nicht die beschämensten Opfer der jüngeren Vergangenheit vergessen: Seit der Abschaffung der bedingungslosen Grundversorgung, der Sozialhilfe nämlich, ist nicht einmal mehr ein Mindestmaß an Humanität, also eine Existenzsicherung, gegeben. Da ich immer schon für aktive Mahnmale eingetreten bin und z. B. das schüchterne Betonguckkastenmahnmal für die ermordeten und verfolgten Homosexuellen für reichlich misslungen halte, könnten mobile Mahnmale durch die Lande fahren, die die systematische und strukturelle Herabwürdigung und das weitestgehende Verschweigen von homophilen Menschen und die Verweigerung einer Mindestexistenzsicherung thematisieren. (…) Haben Sie vielleicht noch eine Mahnmal-Idee?“

„Das war hier mein Lieblingsort“

Cottbus

Die Mokka-Milch-Eisbar – „das Sternchen“ – und die wohl schönste öffentliche Uhr des Ostens (die Berliner Weltzeituhr einmal ausgenommen) gehören zu den herausragenden Beispielen der futuristischen sozialistischen Moderne, welche reich an Kosmos- und Space-Symbolik ist.

Sie sind beseitigt worden. An ihrer Stelle der Stadtpromenade entsteht nun ein Einkaufszentrum – profan und belanglos.

Mokka-Milch-Eisbar, Sternchen, Stadtpromenade Cottbus Chronometer auf der Brücke, Stadtpromenade Cottbus Chronometer, Stadtpromenade Cottbus

„Diese Übertreiber!“ – Spreeufer für Alle

Kampagne gegen Privatisierungen – Unerwartet hoher Zuspruch

Die Aktionen gegen „Mediaspree“ nehmen drastisch zu und das vor zwei Wochen begonnene „Bürgerbegehren Spreeufer für Alle“ übertrifft bereits jetzt sämtliche Erwartungen. Etwa 2.000 Menschen haben schon unterzeichnet. An den Ständen herrscht reger Betrieb und ausnehmend gute Stimmung. Sehr viele Unterzeichnende äußern Glückwünsche, einige wollen selbst sammeln gehen. Viele haben aus den Zeitungen oder aus dem Fernsehen vom Widerstand gegen die „Mediaspree“-Planungen erfahren und können kaum erwarten, selbst auch zu unterschreiben.

Es fällt auf, dass Menschen aus dem gesamten Spektrum der Bevölkerung unterzeichnen. Die Ostprinzessin begeistert: „Am Sonntag auf dem Boxhagener Platz habe ich den schönsten Tag seit langer Zeit verlebt, weil die Menschen Schlange standen und alle Begleitumstände wunderschön waren. 477 Unterschriften kamen dort in wenigen Stunden zusammen: 77-jährige Spießbürger neben Punks aller Sorten neben Müttern und Vätern mit Kindern neben Anzugtypen neben Lesbenpärchen neben Galerieschwuppen neben Akademikerinnen neben Arbeitern neben Leuten, die grad den ersten Tag überhaupt in Berlin sind. Vor uns der Flohmarkt mit Puppenspieler und Musike, Sonne im Rücken und fallendes Laub, auf der Wiese eine Tunten- und Transen-Performance!“ Am Stand gab es fast keine Diskussionsnotwendigkeit oder negative Anmerkungen, dafür aber viele gute Wünsche und einige Denkanregungen. O.: „Die Leute sind sauer auf die ignorante Stadtplanung des Senats und sie können nicht verstehen, dass der Bezirk nicht mit aller Macht eingreift.“ Nun wird also an den Sammelständen abgestimmt. Eine 21-Jährige bringt ihren spontanen Eindruck vom „Mediaspree“-Planwerk erschrocken zum Ausdruck: „Diese Übertreiber!“

Heute Mittag haben sich einige Aktivisten von Mediaspree Versenken an der O2-Werbetafel verabredet – zur Ablenkung, denn die Aktion fand ein paar Hundert Meter östlich davon statt: Am Osthafen. Dort war kurz zuvor ein BEHALA-Schild bemalt worden. An der Werbetafel allerdings trafen sie nicht nur auf die geladene Presse, sondern auch auf Polizei und 5 Security-Gorillas der Anschutz Entertainment Group. Auch eine Vertreterin der O2 World war vor Ort und erklärte ihnen und den staunenden Passanten, warum kurz zuvor das Loch in der Mauer der East Side Gallery, das eigens für den „freien“ Blick auf die O2-Halle geschaffen wurde, mit einem Bauzaun versperrt wurde, so dass kein Zugang zum Ufer möglich war. Achtung Baustelle! Betreten verboten! (Privatgrundstück) – eine interessante Behauptung. Angeblich waren zuvor Gotcha-Kugeln gegen die animierte Werbetafel geworfen worden und japanische Spezialisten müssten sich den Schaden näher ansehen.

Mit den bereitgestellten Gorillas und der Dame von O2 konnte man indes wunderbar philosophieren, wobei ihre Philosophien im Grunde darin bestanden, ihren Arbeitgeber in Schutz zu nehmen und von den entstehenden Uferbereichen zu künden. Investigative Nachfragen – bezüglich der diversen Lücken im „Park“, der (nicht nur) geistigen Umweltverschmutzung der O2-Tafel und der auf ihr montierten Kameras, sowie bezüglich der entstehenden, überwiegend prekären Arbeitsplätze (die allerdings ohnehin an anderer Stelle aufgrund der Konkurrenzsituation wegfallen) konnten oder wollten sie nicht beantworten.

Am bemalten Osthafen-Verkaufsschild, neben Universal-Zentrale und Labels, kam es unterdes zu einem weiteren Fotoshooting für die Presse. Der zuständige rbb-Reporter, der hier mit seinem Team für die Abendschau unterwegs war, machte zu guter Letzt noch ein paar Fotos und verabschiedete sich: „Vielen Dank! Viel Erfolg! Und Tschüss!“ Der zuständige Polizeibeamte (Polizei des Bezirksabschnitts) klopfte einem Aktivisten zum Abschied liebevoll auf die Schulter und bilanzierte seinerseits, dass die erwünschten Bilder nun ja entstanden seien. Das erfreute auch ihn sichtlich. Das bemalte Schild übrigens erregte keinerlei Anstoß.

Die Aktivisten von Mediaspree Versenken fordern den sofortigen Stopp aller Verkäufe von Landeseigentum. 50 % des Osthafens wurden bereits verscherbelt. Es wird bis 10 Meter ans Ufer heran gebaut: Büroblöcke. Zudem sind Hochhäuser vorgesehen. MTV nutzt „seinen“ Uferbereich am Osthafen übrigens besonders kreativ: Als Parkplatz.

Andrang: Begehren unterschreiben Boxhagener Platz: Unterschreiben gegen Mediaspree O2-Werbetafel hinter bewachten Gittern Am O2-Pier: rbb Kamerateam Polizei vor der O2 World BEHALA-Schild am Osthafen Gruppenbild mit OstprinzessinAbendschau am Osthafen Scheiss Musikindustrie
Foto 7: rbb-Reporter

Do it again – aber für uns alle

GDL – Do it again! Solidarität mit den streikenden Lok-Führern!

Die Ostprinzessin mahnt im LokLoveLetter an die GDL die streikenden Lokführer und Lokführerinnen zur offenen Solidarität: „Fast alle seid ihr doch dagegen, also streikt auch gegen die Privatisierung der Bahn! Denn die Folgen des Ausverkaufs unseres Wassers, des Stroms, der Müllabfuhr und vieler anderer Einrichtungen der öffentlichen Grundversorgung mahnen uns alle.“

GDL - Do it again!

Prenzlauer Berg: Eugen-Schönhaar-, Ecke Anton-Saefkow-Straße

Weinprinzessin

In der gestrigen Lila Late Night auf Radio Tumultikulti offenbarte sich die weiche Seite der Ostprinzessin: „So ist Berlin. Ein Gefühl von Befreiung. Der Groove, die tollen Ideen von Samira Fansa, die beharrlich ernste Art von Ari Som und dazu Fatmas innige Begleitung: das alles hat mich tief berührt. Dann flossen Tränen.“

Mediaspree versenken: Ein starker Rap gegen das Projekt „Mediaspree“ in Kreuzberg-Friedrichshain in Berlin. Der Rap ist ein politischer Spaziergang durch einzelne Orte in Berlin, radikal und queer. In seiner Form – aktuell einmalig als lesbisch-schwul-trans-queerer Videoclip – wird die zunehmende Kommerzialisierung, Verblödung und Stadtumstrukturierung von Ari Som, Fatma Souad, J-Fresh, Gysie, Toni Transit, DaDa d.Bil, Vic, Bubi Messy und Samira Fansa ins Visier genommen: Musikvideo auf kanalB.

Wir stellen uns queer.

Wir stellen uns queer.

Verrückte Killergurke & Ostprinzessin beim Transgenialen CSD.