Danke Regierung, aber nein

Ab Dienstag müssen Singles ab 21 Uhr allein bleiben, sagst du. Erbärmlich ist das, widermenschlich, sage ich. Dein Familienbild ist nicht meins, war es auch noch nie.

Seit Beginn der Pandemie begegne ich denen, die gegen Maßnahmen sind, mit Kritik, und ich plädiere für einen kurzen, heftigen Lockdown anstelle dieses ewigen Gewürges, doch die Hoffnung darauf ist gestorben, denn du bist zu dumm, fehlgeleitet, schwach.

Dienstag nach 21 Uhr empfange ich demonstrativ 1 Gast. Wir sehen uns in der Illegalität.

Lockdown Song

„Monna wanna“: der Song zum Lockdown. Mehrstimmige Produktion der Musikschule Fanny Hensel zum Sound von Mamma Mia.

E. Princess

Ich bleib wieder zu Haus, wie konnt‘ das nur geschehn? / Um die Freunde zu sehn, muss ich in den Park gehn / Sitz auf der Couch / Ess Kartoffelchips / Ich ging gern aus / Doch komm ich nur zum Edeka / Denn Gesellschaft find ich nur da / Was ist nur mit unsrem Leben geschehn? Möcht doch bloß in die Musikschule gehn / Oh oh oh oh

E. Princess

Monna wanna / Das vermiss ich sehr / Bla, bla / Immer auf dem Atem / Monna wanna / Mune mag ich auch / Blut, Blut / Tut dem Zwerchfell sehr gut / Ja, ja ich singe gerne / Aber nicht aus der Ferne / Online / Ist das eher schwieriger / Monna wanna / Arie oder Lied / Yeah, yeah / Mit oder auch ohne Beat

Heut bekomm ich Besuch, doch nur eine Person / Zwar ist das noch kein Chor, doch ich freue mich schon / Auf ein Duett / Hier im Wohnzimmer / Das wär doch nett / Doch krieg ich keinen Ton heraus / Pieps stattdessen wie eine Maus / Was ist nur mit meiner Stimme geschehn? / Wünscht ich könnt in die Musikschule gehn / Oh oh oh oh

E. Princess, M. Mühlenstein

Monna wanna / Das vermiss ich sehr / Bla, bla / Immer auf dem Atem / Monna wanna / Mune mag ich auch / Blut, Blut / Tut dem Zwerchfell sehr gut / Ja, ja ich singe gerne / Aber nicht aus der Ferne / Online / Ist das eher schwieriger / Monna wanna / Ach wie sing ich bloß? / La, la / Ladial, ludium / Monna wanna / A, E, I, O, U / Da du / Dir den Dolch dort dachtest / Monna wanna / Sopran oder Bass / Egal / Hauptsache mit viel Spaß / Monna wanna / Voller Zuversicht / Für mich / Sing ich im Homeoffice / Ja, ja ich singe gerne / Aber nicht aus der Ferne / Online / Ist das eher schwieriger / Monna wanna / Arie oder Song / O Mann / Wie man das vermissen kann

Was für ein Fehler

In der Mitte unserer Stadt erstand vor Kurzem ein Betonbau mit vorgehängten Natursteinplatten: das Berliner Schloss – bewohnt nicht etwa vom preußischen König, dem deutschen Kaiser oder der Ostprinzessin, nein, es musste internationaler sein, und so holte man das Beutekunst-Forum. Und das ist nicht einmal der größte Fehler.

Fangen wir im Kleinen an. Niemand wird die Imposanz dieses Baus, an dem überraschend vieles missglückt ist, bestreiten. Erinnerte er im Rohbau noch an die Atombombenkuppel von Hiroshima, was seinen ganz eigenen morbiden Charme hatte, insbesondere an Abenden, an denen eine Krähenschar lauthals ums Dach kreiste, so dürfen wir uns mittlerweile an andere dunkle Kapitel unserer Geschichte erinnern, derweil das Kuppelkreuz uns zur Unterwerfung gemahnt, was manchen angesichts der Defizite unserer säkularisierten Gesellschaft gewiss sympathisch erscheinen mag, während es anderen die Zornesfalten ins Gesicht malt: Kaiser und Vaterland, die Verantwortung zweier Weltkriege und diverser Genozide, und zu schlechter Letzt der Triumph des kalten Kapitalismus über den klammen Sozialismus. Und die Imposanz ist dabei Teil des Problems.

Dass es der rückwärtsweisenden Symbolik des Schlossneubaus bedurfte, um über die DDR zu triumphieren, muss bezweifelt werden. Wirklich schade ist dabei auch, dass dem Streben der Gestrigen – viele von ihnen mittlerweile tot –, die uns diese Rolle rückwärts befahlen, ein einzigartiges Bauwerk geopfert wurde, dessen Zukunftsfähigkeit heute fehlt: der Palast der Republik, samt seiner Geschichte als Scheinparlament der DDR und Vergnügungsstätte der Massen, der atemberaubenden Technik des Großen Saals, des glitzernden weißen Marmors und der die Sonne in wärmsten Tönen reflektierenden bronzefarbenen Thermofenster. Was blieb, sind die unzähligen persönlichen Anekdoten, die Menschen mit diesem Ort verbinden. Seine Vernichtung wird im Osten unseres Landes bis heute aktiv rezipiert. Die Siegermentalität des Westens zeigt nachhaltig Wirkung und schadet dem gesellschaftlichen Frieden in Ost, West, Nord und Süd gleichermaßen.

In den Jahren vor seinem Abriss hatte sich Palast der Republik als genau der Ort entwickelt, den wir heute brauchen würden: als Ort unterschiedlicher Kulturen, als Kulturort vieler Bedürfnisse, als Gedenkort, als Ort spannender Experimente alter und junger Leute, als Ort der Stunde Null, in der Zukunft möglich erscheint, ohne die Dominanz egal welcher Unrecht bringenden Ideologie auch immer – und nicht zuletzt als authentischer Ort, der die Geschichte des untergegangenen Staates DDR mit all seinem Recht und Unrecht wie kein zweiter exemplarisch zu erzählen vermag. Doch die Gestrigen siegten. Dass sie diesen Ort selbst nie nutzen würden, war dabei immer klar. In jedem Fall hinterließen sie uns eine Zumutung, die schönzureden uns gewiss nicht gelingen kann. Denn das Königliche Schloss war, ist und bleibt ein gewichtiger Fehler, der gegenwärtige und künftige Generationen belastet, ohne ihnen die Chance auf einen Neuanfang zu ermöglichen.

Auch das Humboldt Forum in den Fesseln des Berliner Schlosses ist nur bedingt hilfreich. Immerhin wird seine Präsenz im vielseits ungeliebten Neubau das Thema Raubkunst wachhalten und lang überfällige Auseinandersetzungen des Kolonialismus und Rassismus in die Mitte der Stadt tragen. Doch wäre nicht der transformierte Palast der Republik auch hierfür der spannendere Ort gewesen? Kluge Menschen im Palastbündnis stellten solche Fragen bereits vor 15 Jahren. Der Palast überdauerte gerade einmal 30 Jahre, dem neuen Schloss könnte es ähnlich ergehen.

Wer

East Princess, Atmen im Gegenwind

Das Zimmer kalt, das Fenster blind vom Atem
Der verbrauchte Äther gibt dem Zweifel Halt
Die Ranken der Ratlosigkeit fesseln meinen Arm
Was ich weiß, passt in eine kleine Hand: Träume
Ich seh den Weg, den Strand, die Erdbeerbäume
Den Wind, der die Beeren in meine Körbe weht
Ich steh an der Tür, die nur du öffnen kannst