Beim Chansonfest im Ballhaus Mitte versuchen sich heute Einige in das Herz und in den Geist des Publikums zu singen. Da ist Manches ganz amüsant, wie zum Beispiel die Fernsehschauspielerin, die sich mit glockenklarer Stimme an ihren etwas zu schmalzig geratenen Texten abarbeitet, oder eine Kabarettistin, die ihre versierteren Texte leider weitaus stimmloser darbietet.
Tanja Ries führt gewohnt zickig durch den langen Abend, aber erst spät kommt wirklich Stimmung auf. Dota, die Kleingeldprinzessin bringt mit ihren Stadtpiraten den Saal zum Kochen und Cora Frost, die nach ihr auftreten soll, gewährt dem liedermachenden Nachwuchs noch eine Zugabe. Dota ist talentiert und selbstbewusst, wach und echt. Und sie ist wahrhaft musikalisch. Das überzeugt wie überrascht. Was also könnte nach dieser Ermunterung noch Großartiges folgen!?
Die Moderatorin verkündet Frosts Bitte, die vorderen Reihen abzuräumen, damit eine Tanzfläche entsteht, auf der laut Ries „geschwoft“ werden könne. Geschwoft? Wohl auch Tanja Ries ahnt nicht, was nun kommen wird. Es ist schon sehr spät am Abend, als Cora Frost die winzige Bühne betritt und eine atemberaubend leidenschaftliche Show ihrer Text- und Sangeskunst darbietet. Begleitet wird sie von so hervorragenden Musikern wie Gary Schmalzl und Toni Nissl. Auf der improvisierten Tanzfläche wird nun nicht geschwoft, sondern eher Pogo getanzt. Daneben: Eine schockgefrostete Tanja Ries.
„Und der Auftritt im Ballhaus ist das großartigste Erlebnis gewesen! Offene Münder und die üblichen Weggeher, aber die gehören ja irgendwie dazu! (…) Mit Dir ist das Leben wie ein Ringeltanz! Schmerz und Glück und Liebe! Und eingeflochtenes Engagement: Türken, Juden, Transidente und die Angespuckten dieser Welt und und und und und. (…) So einfach und so schwer ist das.
Wir lieben Dich!“