Berlin. Zu einem mehrstündigen musikalischen Stelldichein fanden sich Gesangsschülerinnen und schüler der Musikschule Fanny Hensel im Puttensaal der Bibliothek am Luisenbad ein. Als Moderatorin der liedhaften Lustbarkeit konnte Carmen Nebels heimliche Zwillingsschwester Ines Paschke – die Bereichsleiterin der Musikschule – gewonnen werden. Dass dies für die Veranstaltung einen wirklichen Gewinn bedeutete, entzieht sich eines leisen Zweifels nicht.
Gänsehaut bereitend verlief der Auftritt von Han-na Byun, die auf buchstäblich atemberaubendem Niveau in berührend warmer Klangfarbe die Arie der Mimi aus der Oper La Bohéme darbot. Von ihr werden wir im längst angebrochenen asiatischen Weltzeitalter hoffentlich noch einiges zu hören bekommen.
Auch Charmeur Gilles Le Leuch vermochte als Graf Ollendorf das Publikum in den Bann einer unbändigen Leidenschaft zu ziehen. Ein Schülerinnenduo versuchte sich durchaus laudabel an Pergolesis fulminantem Stabat Mater, vermochte bei aller Tapferkeit jedoch die außergewöhnlich flirrend-melancholische Kostbarkeit des Werks nicht zu entfalten. Etwas weniger hoch gepokert hatte Hannes Diedrich, der daher sicheren Fußes Schuberts Winterreise antrat; versierte Begleitung fand er im 17-jährigen Schwennickebruder Richard, den er als Pianist gewinnen konnte.
Die wohlklingende Bassstimme von Andreas Künkel verschaffte sich mit der Arie „Wer ein Liebchen hat gefunden“ leichtes Spiel und betörte ihre Zuhörerinnen. Als wenig bezaubernd entpuppte sich Jakob Mayers Eigenwerk „Der ganze Plunder“, zu welchem Mayer sich an der Gitarre begleitete. Einigermaßen enttäuschend verliefen die Auftritte der Stimmbanditen unter der Leitung von Andreas Brauer. Vollkommen unterspannt und in gänzlich unangemessene Belanglosigkeit fehlgeleitet intonierte die Bande u. a. die bekannten Popklassiker „In the Ghetto“ und „Shame, Shame, Shame“. Auch die Formation MoaBeatBox vermochte mit ihrem Wise Guyes-Titel „Du bist dran mit Spülen“ kaum zu überzeugen. Überraschend schön hingegen geriet Lisa Voß‘ Interpretation des Welthits „Someone like you“ von Adele. Die noch kindhafte Nachwuchssängerin gehörte ohne Frage zu denjenigen, die sich an ihrer Titelauswahl nicht verhoben.
Der Glanz des zahlreich erschienenen Publikum changierte von bildungsbürgerlicher Hochnäsigkeit über kleinbürgerlichen Opportunismus und wahrhafte Herzlichkeit bis hin zu großbürgerlicher Demut. Im Verlauf des Abends erlöste sich die überspannte Atmosphäre im Lauffeuer kollektiver Klangträume. Okay, das jetzt war ge… . C’est la vie.
Für die Klang(t)räume am laufenden Stimmband sorgten: Die Stimmbanditen, Charlotte Schorle, Carola Schloicka, Sophie Gaffrontke, S. Holtz, Lisa Bromber, Susan Scheikh, Andreas Künkel, Hannes Diedrich, Richard Schwennicke, Jana Schmidt, Gabriele Segeritz, Sabrina Leibenatus, Michaela Mai, Sophie Amanda Soerensen, Han-na Byun, Gilles Le Leuch, Giulia Mirto, Chiara Mirto, Melina Brett, Birgit Hensel, Leontina Vujicic, Daniela Zourabian, Eva Meiserhahn, Jakob Mayer, Johannes Richter, Josefine Jacob, Lisa Voß, MoaBeatBox sowie die Lehrkräfte Barbara Fischer-Gerlach, Annette Goldbeck-Löwe, Leonie Gruner, Sylvia Krüger, Ute Sturm, Matthias Klünder, Volker Schnier und Berthold Kogut.