O2 World bringt Glück und Segen

Hört mal in den Wind! Überall in der Stadt flüstert man sich zu:

„Wie konnte das nur genehmigt werden!“

Die dazugehörige Werbetafel im sog. East-Side-Park ist eine Kontamination des gesunden, ästhetischen Empfindens und verstellt eine vormals attraktive Perspektive auf das Stadtzentrum. Wer das genehmigt hat, ist einen Deal eingegangen, der Vielen – sehr Vielen – immer unverständlich bleiben wird.

Neben der überdimensionalen BASF-Beglückung am Turm der „Oberbaum-City“ und der weithin sichtbaren METRO-Tafeln, die ebenfalls die Stadt nachhaltig kontaminieren, stellen die Werbetafel von O2 und bald auch die komplett als Werbetafel konzipierte Frontfassade der O2-World-Halle einen mehrdimensionalen Skandal dar, der wieder einmal überdeutlich zeigt, welche kulturellen Werte gelten und wer in der Stadt das Sagen hat.

Schlimm ist, dass sich aus den politischen Ämtern heraus niemand dagegenstemmt – egal ob von den Organisationen PDS, GRÜNE oder SPD besetzt. Das könnten FDP und CDU nicht besser machen. Ihr verkauft die ganze Stadt!

O2-World-Werbetafel im East-Side-Park, Foto: Eva Bruhns  Foto: Eva Bruhns

Frei hoch drei

Späte Einsicht: Nach Andrej Holm sind nun auch Axel, Florian und Oliver auf freien Fuß gesetzt worden. Sie saßen seit Monaten in Untersuchungshaft – unter menschenunwürdigen Bedingungen.

Interessant ist auch, dass das Tun und Handeln der sog. Militanten Gruppe nicht als Terrorismus eingestuft wird. Das ist mit Erleichterung zur Kenntnis zu nehmen. „Terrorismus“ sollte ein Begriff mit klaren Abgrenzungen gegenüber anderen Gewaltakten sein und Taten von unmenschlichem Charakter beschreiben, nicht aber politisch motivierte Sachbeschädigungen.

Der Bundesgerichtshof hat heute entschieden, dass

1. die drei noch inhaftierten Anti-Militaristen Axel, Oliver und Florian von der Haft „verschont“ werden. Sie werden gegen eine Menge Auflagen und Kaution auf freien Fuß gesetzt. Die Haftbefehle bestehen allerdings weiter.

2. die Aktionen der „militanten gruppe“ nicht als Terrorismus einzustufen sind, also der §129a wegfällt; allerdings wird weiter nach §129 („Kriminelle Vereinigung“) ermittelt.

Subkultureller Humor

Humor und Ernst liegen hier nah beieinander:

Friedrichstadtpalast bleibt. Köpi auch. Subculture is culture.

Friedrichstadtpalast bleibt. Köpi auch. Subculture is culture.

gesehen in der Petersburger Straße, Friedrichshain

Die schlafende Armut

Das Unrecht läuft heute in feineren Kleidern
und tötet leise per Unterschrift.
Es ist umgeben von höflichen Neidern
und wandelt die goldenen Worte in Gift.

Es lächelt in Güte, wenn es zertritt.
Es spricht von der Freiheit hinter den Mauern.
Und von dem leider notwendigen Schritt.
Das Unrecht kann sehr überzeugend Bedauern.

Auf dem Buckelrücken des Geldstücks gebaut
wird das Schicksal geschaukelt zwischen den Toden.
Man macht sich mit Depressionen vertraut
und mit stählern werdenden Moden.

Der Kaufpreis der Freiheit ist wie immer das Geld.
Die es haben, werden es sicher nicht teilen.
Das gierigste Tier plündert die Welt
mit barmherzigen Gesten und blutigen Beilen.

Wer Geld hat, greift nach höheren Rechten
Und feiert sich selber voll Leidenschaft.
Aber hört ihr den Ruf aus den dreckigen Nächten?
Auch die schlafende Armut ­
Auch die Armut hat Kraft!

Es werden die Krüppel, die Bettler, die Alten,
es werden die, die ihr fortwerft wie Dreck,
plötzlich erscheinen in eurer kalten
Welt aus Bilanzen, Konto und Scheck.

Sie kommen aus ihren Löchern wie Ratten,
die Blicke voll Elend und Hilflosigkeit.
Da klettert die Angst über eure Krawatten,
bis ihr nach Schutz oder Sicherheit schreit.

Ihr könnt sie wie immer zertreten, zerschlagen,
in die hintersten Ecken drängen wie Vieh.
Zwischen Gewalt und verzweifelten Klagen
wird ihre Zahl so groß wie noch nie.

Der Tag gehört euch ­ gestylt und adrett!
Die blitzenden Banken. Der Schritt zum Kredit.
Alles, was leuchtet und bunt ist und fett!
Der Tag gehört euch ­ den nehmt ihr noch mit.

Aber kaum wird es dunkel, sperrt ihr euch ein.
Und vergesst, daß draußen der Hunger schreit.
Es könnten Millionen Schreiende sein.
Eure Fenster verschlucken Geräusche aus Leid.

Ihr Reichen, ihr Schönen, ihr immer Gerechten,
ihr feiert euch selber voll Leidenschaft.
Aber hört ihr den Ruf aus den dreckigen Nächten?
Auch die schlafende Armut
­ Auch die Armut hat Kraft!

von Heinz Ratz

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Und zum Nachdenken in der „besinnlichen Zeit“ diese Soziale-Wärme-Aktion:

Lauf gegen die Kälte

Lauf gegen die Kälte

Harte Welle Modetipp

Neulich in Kreuzberg gesehen…

T-Shirt mit Flammen und Bundeswehrfahrzeug, Aufschrift:

Kriegsgerät interessiert uns brennend

Haus des Reisens

Unheil kündigt sich an:

„Das ‚Haus des Reisens‘ steht nicht unter Denkmalschutz und wird im Rahmen der Neuplanungen am Alexanderplatz durch den Neubau eines 150m hohen Hochhauses ersetzt.“ (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung)

Haus des Reisens, InnendeckeHaus des Reisens, InnendeckeHaus des Reisens, Innendecke

Haus des Reisens, Innendecke

Vielleicht aber überwindet das Haus erneut Zeit und Raum…

Haus des Reisens, ReliefHaus des Reisens, ReliefHaus des Reisens, Relief

Relief: Der Mensch überwindet Zeit und Raum

Fotos: Die andere Person

Mein Leben als Terrorist

„Wer terrorisiert hier eigentlich wen?“

Mit dieser Frage endet ein vor einer Stunde in der ARD gesendeter Fernsehbeitrag des rbb-Magazins polylux. Lang, lang hat es gedauert, bis diese Frage auch in der ARD einmal deutlich gestellt worden ist. Im ganz auf ihren Fall zugeschnittenen Beitrag kommen Andrej Holm und Lebensgefährtin Anne zu Wort und werden wirksam inszeniert.

Aus der Ankündigung: „Ohne stichhaltige Begründung wird eine Berliner Familie seit einem Jahr vom BKA überwacht, abgehört und beschattet. Die deutsche Terrorgesetzgebung – ein Orwellscher Alptraum.“

Für das betont moderne Fernsehmagazin polylux, das sich allerdings seit geraumer Zeit durch ein fragwürdiges, mindestens ambivalentes, um nicht zu sagen erbärmliches Niveau auszeichnet, stellt dieser Beitrag einen Meilenstein des – wieder erreichten – sinnreichen Journalismus dar. Endlich gelingt polylux fast eine ganze Ausgabe lang das, wofür es zwischenzeitlich zu Recht gelobt wurde: Investigative Beiträge, nah, direkt und unkonventionell, mit Mut zum Randständigen, in unterhaltsamer, ironischer Form.

Der Beitrag kann im polylog des TV-Magazins angesehen werden:
www.polylog.tv/videothek/videocast/9087

oder in der Wiederholung: Samstag, 03.11.2007, 11.45 – 3sat

Viva el Capitalismo

„Der Konsum von Dingen ist so verlockend – er verdeckt so sehr die Traurigkeit. Ablenkung benötigtst Du in erster Linie dann, wenn die Dinge, die Du tust, nur wenige Identifikationen mit Deinen Denkvorstellungen aufweisen. Schließlich muss die Spaltung – das Loch der Traurigkeit – gut gefüllt werden, stetig und immerzu sogar, denn versiegeln lässt sich dieser Zustand nicht.“

Die andere Person

Der Konsument Mehr…

Das kommt mir 129a vor…

„Nach diesem § nicht als ‚Terrorismus‘ zu wertende Taten sind als terroristisch zu bewerten, wenn hinter ihnen eine Markt, Wettbewerb und soziale Ungleichheit grundsätzlich kritisierende Begründung steht, die die Gefahr erzeugt, dass größere Gruppen der Bevölkerung sich mit dieser Kritik in staatsgefährdender Weise identifizieren. Dies gilt besonders dann, wenn diese Begründung sich als Wissenschaft tarnt.“ Wolfgang Neef

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Noch mehr getarnte Staatsfeinde:

getarnt

Das rosa Schweinchen arbeitet im Krankenhaus…
Der schielende Schlumpf lebt im Tuntenhaus
Der Masken-Clown verkauft Teppiche im Möbelhaus…
Der Indianer hilft nun Sterbenden in Afrika…
Der Gelbe mit den blauen Haaren ist tot…

und der Undercoveragent ist heute Ostprinzessin.