Whole New Thing

Dieser kanadische Film handelt vom sehr behütet und frei aufgewachsene Jungen Emerson, der mit seinen Eltern in einem abseits gelegenen Haus im Wald ein modernes, idealisiertes Leben führt, ja man könnte sagen: Sie sind späte Hippies.

Bislang blieb Emerson die Schule erspart, er wurde zuhaus unterrichtet. Nun aber soll er die „andere Welt“ kennenlernen und trifft in seiner Schule prompt auf allerlei Unverständnis, zumal er überdurchschnittlich gebildet ist und über einen ausgesprochen wachen Geist verfügt. Allein sein Klassenlehrer wird für ihn zur geistigen Herausforderung und zur Vertrauensperson. Emerson verliebt sich Hals über Kopf in ihn.

Sein Lehrer, der schwul ist und von seinem Freund getrennt lebt, kann das nicht richtig erwidern, fühlt sich aber durchaus von Emersons Geist angezogen. Es entsteht eine Art Freundschaft, in der Emerson aber die Grenzen zu überschreiten versucht. Der Lehrer lebt sein Schwulsein nach außen nicht, was ihm zusätzliche Probleme einbringt.

Eine Reihe vielsagender, überraschender Dialoge erwartet uns in diesem Film, der auch mit einigen poetischen Momenten aufwarten kann. Diese hätten auch gern noch intensiver herausgestellt und weitergeführt werden können, doch die Story hangelt sich streng an einer konventionellen Dramaturgie entlang. „Whole New Thing“ hätte gut eine unkonventionellere Filmkunst vertragen, denn der androgyne Hauptdarsteller Aaron Webber kann auf ganzer Linie überzeugen und ebnet den Weg für eine Mehrdimensionalität.

Ein verhinderter Klassiker!

Whole New Thing

Mutti im Sanatorium

Mutti – Der Film

Im Sanatorium 23 an der Frankfurter Allee gibt sich heute Hauptdarsteller Ades Zabel die Ehre und zeigt höchstpersönlich den Film, in dem er neben Biggy van Blond und Gert Thumser spielt.

„Mutti – Der Film“ ist eine Berliner No-Budget-Trash-Produktion mit außergewöhnlichen inhaltlichen wie auch filmerischen Einfällen. Nicht so überzeugend wie 18:15 ab Ostkreuz, in dem Ades Zabel neben Andreja Schneider in einer Doppelrolle als Karin Hoene und Hürriyet Lachmann zu sehen ist, aber trotzdem voller guter Einfälle und vielsagender Komik.

Im Anschluss legt Ades Zabel die herrliche Hausfrauen-Fantasie-Parodie „Ediths heiße Spalte“ auf, ganz nebenbei ein echter kleiner Pornofilm.

Vergeltungspoesie

Lady Vengeance im Central

Dieses bildverliebte Werk bereitet Schönheit, Rache und Schuld virtuos auf und mixt daraus einen fiesen Cocktail. Gleichzeitig bietet es Einblick in das südliche Korea von heute.

Blutig. Ehrlich. Teils genial, teils klischeehaft.

OT: Chin-Jeol-Han Geum-Ja-Ssi
Regie: Park Chan-wook
Drehbuch: Chung Seo-kyung, Park Chan-wook
Kamera: Chung Chung-hoon
Schnitt: Kim Sang-bum, Kim Jae-bum
Musik: Cho Young-wuk
Darsteller: Lee Young-ae, Choi Min-sik, Kwon Yea-young, Kim Si-hu, Oh Dal-su, Nam Il-woo, Tony Barry, Anne Cordiner, Oh Kwang-rok

Kino Central - Lady Vengeance

Lichter der Vorstadt

Ganz großes Kino von Aki Kaurismäki mit schwermütiger Anmut!

Die Hauptfiguren sind Helden der Arbeit, seelisch in Not geraten und voller Sehnsucht nach Zuneigung. Keine Kameraeinstellung ist dem Zufall überlassen, jede ist eine Inszenierung für sich. Kaurismäki hat eine ausgeprägte Vorliebe für die Abbildung der Moderne. Die finnische Stadt Helsinki bietet hier die entsprechende Kulisse.

Sehr berührend und modern – zum Teil im Look der 50er-Jahre!

Dies ist der dritte und letzte Teil seiner „Trilogie der Verlierer“. Vorige Werke: Wolken ziehen vorüber und Der Mann ohne Vergangenheit.

Lichter der Vorstadt Gesehen im Filmtheater am Friedrichshain.

Japanischer Hippie-Trash-Horror

Im b-ware in der Corinthstraße 61 in Friedrichshain nimmt man auf breiten Sofas, auf Schaukeln oder auch gleich oben in den Betten Platz. Das kleine Kino in einem unsanierten Altbau ist ein fantastischer Ort, um nicht-gewöhnliche Filme zu sehen, in Originalsprache und mit Untertiteln.

Was die Filmemacher des Jahres 1977 wohl ritt, einen so reichhaltig kitschigen Film mit Beat-Musik und bestem Hippie-Sound zu unterlegen? Und als sie die surrealen Effekte immer kräftig in die wunderbar irren Szenen hineinmischten, hatten sie sicher eine Menge Spaß. Heraus kam ein gelungener Albtraum. Nicht nur für Untote!

hausu (house) japan 1977
regie: nobuhiko obayashi
darsteller: kimiko ikegami, kumiko ohba, yôko minamida

b-ware!

Schöne neue Welt

1. Friedrichshainer Filmwettbewerb

Bollyhain von Anna Theil, November, Buns und Die Nacht der lebenden Idioten von Eric Esser, Metalcreatures against gentrification von Andrea Behrendt und Tobi Moehring, EKW 1249 von Kai Eckhardt, Die Teletrabbies und Aus einer Mauer wurden tausend Zäune von Carsten Joost
Artikel in Arbeit

Filmwettbewerb

Proklamation der Freiheit

„Shortbus“. Die USA und der Elfte September.
In diesem Film zeigt „das andere Amerika“ Gesicht – und andere Körperteile.

Entgegen der weit verbreiteten Prüderie zeigt der Regisseur hier so Einiges auf, was in der freien Weltstadt New York schon lange zum Alltag gehört. Wirkliche Freizügigkeit, Natürlichkeit und nicht-theatrale Kreativität aber sind des Amerikaners Sache nicht und Abgründe sollen möglichst auf die persönliche Ebene beschränkt bleiben. In der Inszenierung von Effekten aber versteht man sich. Da findet also vor dem allzu süß triefenden Happy End eine Menge Drama, Einzelschicksal und Porno statt – und am Ende bleibt klar: Das ist eben Amerika.

Gute Show! Rührend, aber nicht rüttelnd.

Shortbus

Zwangsarbeit mit Olga Benario

In der Galerie Olga Benario in Neukölln wird heute ein Film über Zwangsarbeit im Dritten Reich gezeigt. Der Film beschäftigt sich neben dem kollektiven Schicksal Abertausender vor allem auch mit Einzelfällen, bei denen die Betroffenen selbst zu Wort kommen.

Die kleine Galerie zeigt vor allem Antifa-Ausstellungen und bietet reichhaltige Informationsmöglichkeiten. So werden in der derzeitigen Kunst-Plakat-Ausstellung aktuelle Verschlechterungen wie die fortschreitende Entrechtung in Arbeitswelt und Gesamtgesellschaft thematisiert, und glücklicherweise wird nicht darauf verzichtet, die Schuldigen zu benennen.

„Rettet den Reichtum“: Texte, Collagen und Montagen zur Politik des globalen Kapitals. Eine Ausstellung der Arbeiterfotografie. In den Veranstaltungen geht es um die Geschichte des „Arbeitszwangs“, von den ersten Arbeitshäusern über Notstandsarbeit, Arbeitsdienst, Zwangsarbeit, bis zum aktuellen Ein–Euro-Job.

„Ich habe für das Richtige, das Gute, das Beste auf der Welt gekämpft.“

(Olga Benario)

Galerie Olga Benario