via MieterEcho

Logo: Unverkäuflich gegen Privatisierung.

MieterEcho, Zeitung der Berliner MieterGemeinschaft, Heft Nr. 322:

Unverkäuflich: Bündnis bekommt breite Basis

Berlin ist nicht nur Ausgangspunkt verschiedenster Initiativen und Bündnisse, sondern auch Heimat und Zukunftslabor für Künstler/innen, Medien- und Politaktivist/innen. Zwei von ihnen sind die Ostprinzessin und das Westmonster. Als sich im Februar 2006 das Bündnis gegen Privatisierung auf einem von der Berliner MieterGemeinschaft organisierten Kongress entwickelte, stand zeitgleich das Bündnis für den Palast der Republik vor seinem Ende.

Dem mehrheitlichen Widerstand der Bevölkerung zum Trotz hatte der Bundestag ein weiteres Mal den Abriss des geschichtsträchtigen Multifunktionshauses beschlossen. Eine Handvoll Palast-Aktivist/innen um Ostprinzessin und Westmonster gründete die Online-Plattform Abriss Berlin: „Aufgeben kam für uns nicht infrage.“ Nun wird dort die Berliner Stadtentwicklung ins Visier genommen. Neben dem Abriss denkmalwürdiger Gebäude werden die Privatisierung öffentlicher Einrichtungen und Anliegen alternativer Projekte thematisiert. Am wichtigsten ist den Aktivist/innen die Vernetzung von unterschiedlichen Menschen und Initiativen. Was vor über einem Jahr begann und mit einem Brückenschlag zur Initiative Zukunft Bethanien – die in einem erfolgreichen Bürgerbegehren mit 14.000 Unterschriften die Privatisierung des Bethaniens stoppte – seinen Fortgang fand, strahlt heute als Netzwerk in verschiedenste Spektren der Gesellschaft ab. Projekte wie der Wagenplatz „Schwarzer Kanal“ und zahlreiche Hausprojekte finden dort ebenso eine Plattform wie Initiativen zur Hochschulpolitik oder zur Rekommunalisierung der Wasserbetriebe.

Von Anfang an begleiten die Aktivist/innen auch das Bündnis gegen Privatisierung, das dem mehrheitlichen Willen der Bevölkerung Ausdruck verleihen will, die öffentlichen Güter der Daseinsvorsorge vor weiterer Ausplünderung zu bewahren. Trotz der entsprechenden Mehrheitsverhältnisse unter den Berliner/innen, vertritt das gewählte Abgeordnetenhaus in einer erschreckend großen Koalition aus SPD, PDS, Grünen und CDU den Mehrheitswillen nicht, sondern verscherbelt weiterhin öffentliches Eigentum und damit demokratische Einflussnahme. Die Geschichte zum Palastabriss scheint sich zu wiederholen. Damit es soweit nicht kommen muss, startet das Bündnis nun einige Volksbegehren, die direkt Einfluss auf die Privatisierungen nehmen sollen.

Als im Bündnis der Wunsch nach einer Homepage aufkam, wurde stehenden Fußes das Ost-West-Dosentelefon zwischen Westmonster und Ostprinzessin reaktiviert. „Kannst du da nicht was monstern?“, schallte es vom Osten in den Westen der Stadt. Musik, Blumen und Zitronen wurden für kurze Zeit beiseite getan. Dann wurde gemonstert. Die beiden Freunde stellten eine Online-Plattform und ein die unterschiedlichen Anliegen verbindendes Logo zur Verfügung: „Für uns ist Solidarität mehr als ein Wort.“ Die Website füllte sich rasend schnell und bietet nun einen überraschend großen Überblick über Privatisierung und die Bürger- und Volksbegehren. Die zahlreichen Bündnispartner/innen stellen dort sich selbst und die gemeinsamen Anliegen vor. Zu den Bereichen Wohnen, Sparkasse, Entsorgung, Wasser, BVG/Bahn, Gesundheit, Bildung, Ökologie und Stadtraum findet sich allerhand Informatives.

Weitere Informationen unter:
www.unverkaeuflich.org
www.abriss-berlin.de
www.ostprinzessin.de
www.westmonster.de

Botschaft an Drüben

Zwischen uns steht eine unsichtbare Mauer, so massiv wie der hingeschlachtete Palast im Zentrum der Stadt Berlin, dessen Blut sich, quälend langsam und scheinbar unaufhaltsam, in sie ergießt. Inmitten der uferlosen Blutlache steht bebend die Prinzessin. Dort verharrend, mit nichts mehr als ihrer hoffenden Liebe, spiegeln sich die allerletzten Strahlen der wärmenden Palastsonne im bronzenen Haar.

Wenn das materielle Lebenslicht des Palasts erloschen sein wird, dann wird die Mauer fester sein denn je. Ihre Überwindung wird dereinst nach all jener Liebe verlangen, die der Palast noch bis in die letzten Momente der Existenz in die Herzen seiner scheiternden Ritter zu leuchten vermochte.

Die Ostprinzessin

Berlin Ost, den 7. Juli 2007

Palastsonne (Bild: Editha Künzel, 14.04.2006) Palastsonne, Ostprinzessin (Bild: Editha Künzel, 16.01.2006)
Bild 1 aus: Von Luft und Liebe leben

Rebellion auf Queerisch

Die Bullizei: sie beobachtet uns. Sie legt uns Steine vor’s Queeromobil, wo es nur geht. Sie geht gegen Überschreitungen und Ausschreitungen vor. Aber sie kämpft in einem asymmetrischen Krieg: Hier die queerdemokratische Basisstruktur, dort die hierarschische Befehlsstruktur. Hinter letzterer stehen: die Regierenden.

Die Regierenden also beehren uns mit ihrer hochheiligen Aufmerksamkeit. Auf jene können wir zwar traditionell gern verzichten, aber vielleicht haben die lieben Regierenden ja doch auch noch ein paar mehr Gründe, uns nicht aus dem Auge lassen zu wollen. Haben sie? Ja, haben sie. Sie werden wohl längst ahnen, dass auf (Repressions-) Dauer ihre Drohkulissen allein nicht ausreichen werden. Also müssen sie üben; Übung für den Ernstfall, für den Fall nämlich, dass unsere queerrevoluzzionäre Parade eines Jahres spontan den Abzweig nehmen wird, direkt hin zu ihren schicken Schreibtischen.

Oder habe ich geirrt? Wollen wir weniger?

Live queer and rebel! Diesen Gefallen sollten wir uns tun. Und ihnen auch. Allen.

Schon mal ans andere Ufer geschwommen?

Nein? Muss ja auch nicht sein. Wir empfehlen die Benutzung der Fähre Buchardi! Nach Heiligendamm? Nein, die Front war, ist und bleibt in Berlin! Mit der Fähre gelangt mensch trocken ans andere Ufer, insbesondere dann, wenn er in Spandau-Hakenfelde lebt und unbedingt mal ans andere Ufer möchte. Dort erwartet ihn dann nicht nur das putzige Wald- und Seeörtchen Tegelort, sondern auch die benachbarte Konradshöhe, wo er auf Beinahe-Regierungschefs wie Frank Steffel und illustre Vertreter des Unterhaltungsgipfels, sprich Matthias Reim und „Buchstabenfee“ Maren Gilzer, treffen kann. Und fantastisch naturnahen Wald und einen Ausblick auf den Tegeler See gibt es ungefragt dazu!

Könnte das andere Ufer schöner sein!?

Fähre Burchardi

Berlin ist Freiheit

Es sind keine leichten Zeiten für freie Menschen. Vermutlich waren sie für Freie noch niemals leicht. Wahrscheinlich ist das auch gar nicht möglich. Warum aber ist etwas so Wesentliches wie Freiheit so schwer zu begreifen und zu akzeptieren? Und warum wird Freiheit auch in Berlin so sehr bekämpft?

Sind wir nicht mehr stolz, dass Berlin unangepasst und wunderlich ist? Mischen wir uns nicht genug ein? Prägen wir diese Stadt am Ende viel zu wenig?

…sagt und fragt die Ostprinzessin.

Berlin ist Freiheit

Freiheit – man muss stets darüber nachdenken und sie jeden Tag leben.