Afrika, o Afrika

Vor nunmehr über zwölf Jahren erwarb die Ostprinzessin AFRIKA.

Und heute? Reue und Bedauern im Supermarktfunk: „In Afrika leben die reichsten, die schönsten Menschen, aber die meisten haben ein schweres und kurzes Leben. Verantwortlich dafür sind in erster Linie wir. Nachdem ich Afrika im Jahre 1996 unverhofft erworben hatte, wollte ich es den Menschen zurückgeben. Ausbeutung, Krankheit und Tod sollten ein Ende finden. Die gekauften Regierungen, die nur den Konzernen nutzen, sollten abgesetzt werden. Aber es kam ganz anders: Afrika wurde gierig verspeist. An unser aller Hände klebt die Schokolade. Und das ist eine Enttäuschung – herb, nicht edel. Liebe Kunden! Wir haben die Preise reduziert: Afrika Edelherb, nur 1,99!“

AFRIKA Afrika Edelherb

Genuss seit 1889.

Berlin fehlt ein Cafe Gnosa, aber keine HafenCity

In Hamburg wird sehr viel über Berlin gesprochen. Ständig fällt das Wort auf Berlin, aber ganz bestimmt nicht im Zusammenhang mit Kuchen. Das ist schade, aber es muss ja auch ein paar Gründe geben, über Hamburg zu sprechen, ohne die Worte Rote Flora, Elbphilharmonie oder HafenCity zu gebrauchen.

Leckerster Kuchen, wohlige Atmosphäre und Kaffeehaus-Charme: Cafe Gnosa, Lange Reihe 93, Hamburg-Sankt Georg.
Cafe Gnosa

On the top, dank Büffelmilch

Mit einem Superlativ soll man sehr sparsam umgehen, aber wenn es zutreffend ist, dann wäre es im vorliegenden Fall beinahe ein Verbrechen, es zu verschweigen: Hier gibt es die beste Pizza der Stadt.

Das „i DUE FORNI“ am Senefelderplatz in Prenzlauer Berg ist wohl einmalig: Die Wände sind über und über mit Sprüchen der Gäste aus allen Ländern der Welt verziert, die Stimmung ist einfach richtig gut und damit dem Schmaus in jeder Weise angemessen. Ob nun die Lauchzwiebeln oder der Büffelmilchkäse – wirklich leckeres Essen macht einfach glücklich. Über noch ein paar Dinge sollte man sich nicht wundern: Die Geräuschkulisse (als Teil des Erlebnisses), die verzögerte Bedienung und die gute Laune hinterher. Pure Lebenslust!

i DUE FORNI
Tipp: Ortolana und Diovola in Kombination bestellen – und einfach genießen!

Space Garden am Alexanderplatz

Das China Garden am Nikolaiviertel ist ein besonderer Geheimtipp, weil es eigentlich in der Touristenmeile um das Nikolaiviertel liegt, aber dennoch eher ein Schattendasein zu führen scheint.

Von drinnen schaut man von runden Sitzecken aus auf den Alexanderplatz und erlebt so die Metropole Berlin. Die Rundungen in der Einrichtung und in der Fassade versprühen den Charme eines Zukunftsbaus und zeigen abermals, dass sich modernistische Architektur selbstverständlich mit Gemütlichkeit und Tradition verbinden lässt.

Leider wird weder diese Erkenntnis, noch die Liebe zu futuristischer Baukultur vom kleingeistigen Senat für Stadtentwicklung geteilt. So bleibt Berlin dank des Fernsehturms und einiger weniger anderer Zukunftsbauten zwar nicht ganz im Schatten neuer Möglichkeiten in der Architektur, atmet aber gegenwärtig den Geist der Historisierung und der architektonischen Belanglosigkeit.

Nicht einmal der Palast der Republik wurde in seinen Potentialen erkannt und ausgebaut. Sein Abriss steht stellvertretend für die geistige Armut der Berliner Politik. Im China Garden lässt sich diese traurige Wahrheit für einen Moment lang vergessen.

Zwischen Rotem Rathaus und Palast der Republik China Garden und Azuma

Café des Westens

Die Kaffeerösterei in der Uhlandstraße ist eine der wenigen Anbieterinnen wirklich vorzüglichen Kuchens. Eigentlich ist das fast eine Untertreibung. Angeboten werden jedenfalls auch ungewöhnliche Kreationen, die nur so auf der Zunge zergehen!

Damit läuft dieses Café dem altbackenen und herabgewirtschafteten Café Kranzler den Rang ab. In der Kaffeerösterei nämlich wartet auf uns köstlicher Kuchen nach raffinierten Rezepten. Bravo! Das ist ja bei Leibe nicht selbstverständlich.

Weniger raffiniert dagegen ist die Einrichtung des Lokals. Der Raum wirkt zu groß, das Ambiente ist nur mäßig geschmackvoll. Für die Verweildauer eines Stücks oder zweier Stücken Kuchen lässt sich darüber aber hinwegsehen.

Insgesamt kann die Kaffeerösterei nahe das Kudamms zwar nicht mit der Konkurrenz im Osten der Stadt mithalten, aber immerhin beweist sie, dass auch in der „City West“, die sonst gern durch Konsumreligiösität und ein wa(h)rhaftes Werbebanner-Feuerwerk auf sich aufmerksam werden lässt, wahre Genüsse durchaus gefragt sind. 

Das Kaffeehaus Sowohlalsauch an der Kollwitzstraße im Prenzlauer Berg braucht die West- Konkurrenz jedenfalls nicht zu fürchten. Dort gibt es einfach den zuverlässig leckersten Kuchen in gemütlicher Kaffeehaus-Atmosphäre.

Im Westen könnte man sich ruhig Einiges mehr aus dem Osten abgucken. Allerdings tut man sich ja damit allgemein sehr schwer – und im Osten wiederum guckt man sich vor Allem eines vom Westen ab: Die größten Scheußlichkeiten und Sinnverluste.

Ein Stück Kuchen auf die Hoffnung!

Überraschung im Café Kranzler

Das Café Kranzler ist Inbegriff westdeutschen Wirtschaftsaufbaus, der in den 50er Jahren in der Wiederbelebung der Flaniermeilen am Kudamm seinen Ausdruck fand. Das schon damals traditionsreiche Café Kranzler wurde zu jener Zeit in seiner heutigen Erscheinung errichtet. Es gilt als teuer aber lohnend und ist ein Markenzeichen der Westberliner Kaffeehauskultur.

Lange haben wir gezögert und Vorfreude für den Besuch des Café Kranzler aufgebaut. Was uns dann im Rund des Cafés erwartet, lässt sich in etwa so zusammenfassen: Eine Enttäuschung nach der anderen. Zunächst noch scheint alles gut zu werden. Die Auslage bietet über fünfzehn verschiedene Torten und Kuchen, wenn auch keinen Streuselkuchen. Wir setzen uns auf die berühmte Terrasse und genießen den Blick ins Werbe-Eldorado der City West. Von überall her drängen sich Werbelogos bekannter und weniger bekannter Unternehmen auf, seit kurzem sogar vom Dach des denkmalgeschützten Hochhauses am Zoo, wo nun eine stadtweit sichtbare Bayer-Reklame installiert wurde.

Als nächstes fällt auf, das Tische und Porzellan nicht zusammenpassen und die charakteristischen rot-weißen Geranien zwar herrlich anachronistisch wirken, jedoch die ansonsten stillose Dekoration nicht aufwiegen können. Die Preise sind wie erwartet hoch, die Bedienung unerwartet unherzlich und desinteressiert.

Der Kuchen wird in ungewohnt kleinen Stücken serviert, lässt sich aber auch nur mit Mühe genießen. Nach alter Tradition, die heute unüblich – mit Recht, möchte man sagen – geworden ist, werden die Kuchen mit reichlich Buttercreme angerichtet, lassen aber leider jeden Hinweis auf gelungenes Konditorei-Handwerk vermissen. Es scheint so, als seien den immergleichen Buttercreme- und Biscuit-Schichten einfach Aromen beigemischt, die Birne und Mango und dergleichen imitieren. Zur Krönung erhalten die Buttercreme-Häupter obenauf ein matschiges, kleines Stück Frucht aus der Konservendose. Die Getränke sind klein und werden lieblos dargereicht, teilweise nebst verschwindend kleinem, brüchigen Keks. Die Schokolade wird mit billiger Sahne aus der Tube angerichtet, die Schokolade selbst ist zwar nicht einfach ein Kakao, sondern wird aus bitterer Schokolade gewonnen, schmeckt aber nach Automatenware.

Fast ungläubig starren wir am Schluss auf die beinah einzige erfüllte Erwartung: Das Kranzler wird von einer bestimmten Sorte „Wilmersdorfer Witwen“ beehrt: Stolze Nazi-Witwen, die vermutlich im Zweiten Weltkrieg ihre Männer verloren, welche nicht eben selten in höheren Rängen den Terror befehligten. In unsagbar überkommener Kleidertracht, in Buntfaltenrock und gesteifter Spitzen- und Rüschenbluse, sowie in damaliger Frisurenmode, erscheinen sie beim Kaffeekränzchen im abgewirtschafteten Kranzler wie Exemplare eines überkommenen Geistes. Möge ihnen die Buttercreme die Mägen beunruhigen.

Café Kranzler Mitten im goldenen Westen Vielen Dank für Ihren Besuch

Ja, wir Wilmersdorfer Witwen verteidigen Berlin,

sonst wär’n wir längst schon russisch, chaotisch und grün.

Was nach uns kommt ist Schite,

denn wir sind die Elite.

(aus Linie 1)

„Ihr seid glücklich, habt alles?“

Dies fragte einer der freudestrahlenden Kellner des orientalischen Restaurants Sufissimo in Kreuzberg, und die einzig korrekte Antwort kann nur lauten: Ja, und wie!

Draußen tobt der Karneval der Kulturen, drinnen breitet sich kulinarisches Paradies.

Übrigens verabscheue, ja hasse ich „Menschen“, die Multikulti für nicht existent, für gescheitert oder für falsch halten. Ja, Hass, denn der Gegenpol ist die Liebe: Ich liebe real existierende Multikulti-Gesellschaften, alltags wie festtags. Wem es anders geht, soll es ruhig hinauspöbeln, doch für gescheitert oder inexistent kann er sie nicht erklären. Ich gehe noch weiter: Wer Multikulti nicht erkennt,  ist dumm, wer es nicht liebt, dem fehlt die Liebe überhaupt.

Sufissimo

Mauldäschle Party

In der baden-württembergischen Botschaft am Tiergarten spielt heute die Bigband des Gymnasiums aus dem odenwäldischen Osterburken.

Anziehungspunkt sind neben dieser Band voller talentierter Buben und Mädle aber vor allem die Maultaschen und anderen landestypischen Leckereien. Bei manch hungrigem Gast landen gleich 5 sättigende Mauldäschle auf einmal auf dem Teller!

Schön hier in Baden-Württemberg, aber waren Sie schon mal in Berlin! Gell?

Oder gehen Sie mal in die bremische Botschaft, deren roter Turm in unweiter Ferne, vom baden-württembergischen Garten aus, hervorlugt!

Botschaft von Baden-Württemberg Botschaft von Bremen Bremer Botschaft