Bingo!

Bunt. Laut. Authentisch. Sinnvoll.

Kiezbingo im SO36. Präsentiert von Inge Borg und Gisela Sommer.

An jedem 2. Dienstag im Monat (…). Der Erlös der Scheine geht an das jeweils anwesende Projekt, das sich über jede ausverkaufte Runde freut. Kreuzberger Läden spenden die Preise. Dazu spielt die Wild Flamingo Bingo Band.

Tuntenauflauf im Ackerkeller

Vera Titanic und Beulah Bounty als Fick und Fotzi, die spermageilen nymphomanischen Stewardessen im Bumb-Bomber nach Bangkok.

Show mit Open Stage, veranstaltet von der AHA.

Artikel in Arbeit

Die kalte Wärme der Tunten

Tatjana, Beverly Schnett und Gast Luxuria wärmen den Ackerkeller

„Tatjana’s Three Nights Only“, so der vielmeinende Titel der kleinen Programmreihe, in der uns Tatjana zu Playback-Klassikern diverser berühmt gewordener bzw. werdender Diven eine Vielzahl an Filmausschnitten und Bildern nie vergessener Filmstars vorführt. Brillant und auf den Punkt genau zusammengeschnitten, erleben wir hier die dramatischsten Momente diverser Filmperlen, in direkter Bezugnahme auf das unmittelbare Live-Geschehen auf der Bühne des Ackerkellers.

Nicht nur ob dieser überzeugenden Auswahl vermag die Show kalte Gemüter erwärmen. Souverän und ohne Stolpern präsentiert Tatjana die schönsten Anekdoten der Stars und flechtet ihre eigene Person geschickt in die teils wahren, teils erfundenen Geschichtchen ein. Ihre Kostüme strahlen den typischen, eher kalten Flair der Berliner Tunten aus, wobei man Tatjana allerdings nicht zwingend als sogenannte Trümmertunte identifiziert. Etwas prollig erscheint sie, etwas nuttig, doch dies in einer schier unverwechselbaren Art.

Das Format „Tatjana’s Three Nights Only“ passt ausgesprochen gut in den Ackerkeller, welcher im Normalfall mit der Unaufgeregtheit seines queeren Publikums zu glänzen weiß.

Rasche Kostümwechsel hinter dem Kleiderständer, der auf der Bühne platziert ist, führen zu keinerlei Unterbrechung der Show. Tatjana plaudert munter weiter und weiß das Publikum in genügend Spannung zu halten. Gelingende Abwechslung bringen die grandios vorgebrachten Einlagen von Beverly Schnett, die – Paradebeispiel einer wirklichen Trümmertunte – dem Programm nicht nur einigen Tiefgang zu verleihen vermag, sondern mittels ihrer beherzten, authentischen Art auch die Herzen des Publikums erreicht. Die prophezeiende Erläuterung der – weiterhin andauernden – Geschichte des Kapitalismus anhand zweier Luftballons wird dereinst – in postkapitalistischer Zeit – in bester Erinnerung geblieben sein. Unerbittlich hatte er uns in der Zange und auch seine Demontage hatte uns einige Anstrengung abverlangt, aber am Ende dann zersetzte sich der Kapitalismus an der ihm eigenen Gier.

Als Gast tritt die feurig-opulente Luxuria in Erscheinung. Mit einiger Musikalität weiß auch sie das Publikum in den Bann zu ziehen und vergessen zu machen, dass es sich letztlich nur um ein Playbackspektakel handelt, die Gesänge also leider ausschließlich vom Band stammen. Wie berührend es doch sein könnte, wenn die interpretationsgeübten Tunten sich live am Gesang probierten, ganz gleich, wie gebrochen es klingen möge! Doch Playback gehört wohl einfach zur ausgesprochenen Kälte der Tunten, einer Kälte aber, die – so haben wir wieder einmal lernen können – alles andere als unbeherzt ist.

Ein Hoch auf den Ackerkeller und die kalte Wärme der Tunten!

Tatjana's Three Nights Only, Ackerkeller Tatjana mit Beverly Schnett und Gast Luxuria im Ackerkeller Westmonster, Stammgast im Ackerkeller

Noch ein letztes Mal: Am 22.12.!

Schwule Klone

„Being Brian Kinney“ lautet das Motto der „Babylon“ getauften Party-Veranstaltung im Kulturzentrum Schlachthof in Bremen.

Etwa 1.000 fast ausnahmslos homophil-männliche Gäste können der Verlockung nicht widerstehen und erscheinen dort samt zahlreicher bester Freundinnen. Brian Kenney ist übrigens die Figur des vor Manneskraft strotzenden Hauptdarstellers der nordamerikanischen Fernsehserie „Queer as Folk“, die mittlerweile auch im hiesigen Fernsehen läuft. Darin angelt sich der attraktive und wohlhabende Aufreißer – meistens im angesagten Club Babylon – einen Typ nach dem anderen. Was für ein Vorbild!

Die Party-Veranstalter bieten neben einem akrobatischen GoGo-Tänzer auch eine ganz lustige Verwandlungsshow auf, in der ein Künstler nahezu sämtliche Diven des schwulen Musik-Himmels persifliert. Später dann moderiert die bekannte Hamburger Drag Queen Olivia Jones eine Wahl zur „Drag Queen Nordwest 2007“. Da die Show recht langweilig verstrich, sei hier nur erwähnt, dass eine postoperative, transsexuelle Kandidatin gewann. Dies erscheint zumindest überraschend, da normalerweise „Männer in Frauenkleidern“ solche Contests gewinnen.

Weniger überraschend ist der Blick ins Publikum: Wo sind nur all diese Klone ausgebrochen? Gewiss, vielleicht zwei oder drei Dutzend der Anwesenden könnte man wiedererkennen, wenn man ihnen auf der Straße begegnen würde, aber die große Mehrzahl der schwulen Männer jüngeren wie auch älteren Semesters pflegt offenbar eine nahezu identische Körperkultur, besucht den gleichen Friseur und bewegt sich eindeutig in den immer gleichen Konsumtempeln. Selbst ihr Gesichtsausdruck ist erschreckend ähnlich. Einheitlich übrigens auch der alternativlose Eintrittspreis: 10 Euro (!).

So viel Gleichförmigkeit überrascht ja gerade bei Menschen, die ihr Sein – abseits der Norm – an allen Ecken und Enden bewusst gemacht bekommen. Vermutlich lässt aber gerade die – offenbar ungeliebte – Hervorhebung des Andersseins die Normiertheit so attraktiv erscheinen. Außerdem kann man in der verwechselbaren Masse gut untertauchen – eine Überlebensstrategie?

Welche anderen Nöte treiben die schwulen Männer zu so viel Verlust an Individualität? Ein großer Schmerz muss hinter dieser Sucht nach Anpassung stehen. Das ist vermutlich auch gar nicht so verwunderlich, denn von allgemeiner Akzeptanz und Respekt kann noch längst nicht die Rede sein. Wie dem auch sei, es gibt in Bremen natürlich auch individuellere Schwuppen. Und als Berliner kann man – fast – aufatmen: Berlin ist ganz eindeutig zumindest die Hauptstadt der Alternativen.

Warum seht ihr alle gleich aus?

sagt und fragt die Ostprinzessin

Eintrittskarte Babylon; Olivia Jones Drag Queen Wahlzettel; Olivia Jones

Heute Nacht im Tuntenhaus-Vorhof

…regnete es Tausende von Papierschnipseln in die Menschenmenge. Der bezaubernde Hinterhof der K86 in Prenzlauer Berg während des Desperate HousebesitzerInnen Hoffests wieder einmal vollkommen überfüllt. Das Publikum war sehr gemischt, auch ein paar Kinder waren dabei. Auf dem Trottoir vor dem Haus, an dessen Fassade in großen Lettern „KAPITALISMUS NORMIERT ZERSTÖRT TÖTET“ prangt, warteten noch etwa einhundert Leute auf Einlass, als der Hof bereits aus allen Nähten platzte.

Die Bands und die Tunten-Show waren in diesem Jahr nicht besonders überzeugend und irgendwie schienen auch die Protagonisten selbst genau dies bereits zu ahnen, auch wenn Pünktchen am Ende zumindest teilweise als Marlene Dietrich brillierte. Die Moderateusen – unter ihnen die politisch kämpferische Steffi Gras – konnten zwar hin und wieder die Seele des Tuntenhauses hervorkehren, aber insgesamt fehlten klare Projekte und Anregungen. Auch Provakationen blieben leider aus.

Das ist zwar schade, aber auch nicht unendlich schlimm, denn der Hof und das Tuntenhaus gehören so oder so zu den fasziniernedsten Orten der Stadt. Den Kampf gegen den Hausbesitzer Dr. Brauner in Wittenau haben die Tunten und ihre Verbündeten jedenfalls längst aufgenommen, was angesichts der Umstrukturierungspläne auch nötig ist.

Am Schluss dann wurde die Internationale angestimmt. Einige der Gäste sangen mit. Dazu gab es Feuerwerk. Aber nun zurück zu den vom Himmel geregneten Schnipseln. Die Ostprinzessin hat einen aufgefangen:

remember: stonewall was a riotFight capitalism and heterosexism

remember: stonewall was a RIOT! FIGHT capitalism & heterosexism!

Trümmertunten sind unsere Seele

Das Tuntenhaus und Hof platzen heute aus allen Nähten. Doch das Tuntenhaus steht vor dem Aus, weil die Anleger und Besitzer, Herr Dr. Brauner, Herr Witte und Herr Schlothauer, das Haus totsanieren wollen.

Kapital- und Profitinteressen bedürfen dringend einer deutlichen Beschränkung und der Senat sollte endlich erkennen, welch zauberhafte Wunder in der Stadt gedeihen und diese dann kraftvoll unterstützen bzw. die nötigen Freiräume einräumen! Der streitbare queer underground, virtuell z. B. auf www.etuxx.com zuhause, ist ein Teil des Berliner Zaubers.

Bei der fantastischen Hofshow u. a. dabei: Brenda von Strick am Barren, das Vertriebenen-Theater, Strawberry Cake und Kaey Tering, allesamt mit Live-Darbietungen. Die Moderation übernehmen Helene Delirium und die fantastische Steffi Gras, welche – in zivil und kaum wiedererkennbar – am Nachmittag bereits bei einer Kundgebung während der Fuckparade zur aktuellen Situation des Tuntenhauses und der K 86 gesprochen hat.

Die Atmosphäre im Tuntenhaus ist zum Weinen schön… wie nur ist so ein Wunder möglich!? Berlin ohne Tuntenhaus, das wäre wie ein Garten ohne Blumen.

etuxx - queer underground Berlin ohne Tuntenhaus ist wie ein Garten ohne Blumen Der Kronleuchter über dem Hof Die Moderatoren Stefanie Gras und Helene Delirium Scarlet an der Bar Pünktchen als Marlene Dietrich Neuere Bewohner singen für ihr Haus