Zwischen dunkler Seele & Stammtisch-Lüsternheit

In diesem Spannungsfeld lebt und wirkt Jan Weidner. Jan Weidner schreibt. Was er schreibt, das sitzt genauestens – ohne die Luft zu verlieren, die ein derart umsorgtes, niedergeschriebenes Wort zum Leben braucht. Zudem ist Jan Weidner ein wirklich ausgezeichneter Interpret seiner eigenen Texte!

So hofft man also, diesen schwarz behüteten, zu allerlei lakonischen Bemerkungen bereiten und einen abweisenden Charme versprühenden Mann öfter einmal in genau diesem, seinem Metier erleben zu können.

Jan Weidner zeichnet seine geistigen Ergüsse mit kompromissloser Ehrlichkeit, assoziativ und eher passgenau denn abstrakt. Gern zeigen seine Illustrationen diverse Geschlechtsmerkmale und – medial ungewohnte, aber nicht unbekannte – Perspektiven zu Posen, Zusammenhängen und Körperteilen.

Die Ausstellung:

La Nouvelle Justine et Juliette im Zuckerstudio Waldbrunn
kulturinventur, Buchstraße 1, Wedding.

Jan Weidner, Zuckerstudio Waldbrunn Zeichnung von Jan Weidner Der Kleine Tod

285 Stufen zum Himmel über Berlin

Manchmal ist es gut, die Sache mal aus einer anderen Perspektive zu sehen – schon allein, um nicht betriebsblind zu werden.

In diesem Fall ist die Sache Berlin und der Blick von der Siegessäule im Tiergarten richtet sich nach Berlin Ost: Vor dem Reichstag, der das Parlament der Bundesrepublik Deutschland darstellt (um es mal nicht zu ernst zu nehmen…) weht seit der sog. Wiedervereinigung im Jahre 1990 eine riesige Fahne. Eine deutsche Fahne. Dass das wieder etwas Großes und Gewalttätiges bedeutet, das erfahren wir seither mit jedem Tag mehr und mehr. Vor dem Brandenburger Tor feiern türkische BerlinerInnen anlässlich des türkischen Nationalfeiertags. Letzteres Detail bedeutet gerade für uns als überzeugte Multikulturalisten nicht nur Gutes. Weiter hinten steht der im „Rückbau“ befindliche Palast der Republik. Dass der Begriff Rückbau sich nicht allein auf das Gebäude bezieht, wissen die Meisten von uns. Gleich daneben steht der klotzige Berliner Dom – ohne goldenes Kreuz, denn das ist mittlerweile verrottet. Auch das bedeutet etwas. Aber denken kann ja jeder* Mensch selber.

*fast

Siegessäule - Wir danken für Ihren Besuch Berlin Ost

P.S. Wer sich beim nexten Besuch auf der Siegessäule von eben dieser hinunterstürzen möchte, der hätte mein vollstes Verständnis. Aber hey, lasst uns lieber kämpfen – für ein Berlin, wie wir es uns wünschen!

Zwangsarbeit mit Olga Benario

In der Galerie Olga Benario in Neukölln wird heute ein Film über Zwangsarbeit im Dritten Reich gezeigt. Der Film beschäftigt sich neben dem kollektiven Schicksal Abertausender vor allem auch mit Einzelfällen, bei denen die Betroffenen selbst zu Wort kommen.

Die kleine Galerie zeigt vor allem Antifa-Ausstellungen und bietet reichhaltige Informationsmöglichkeiten. So werden in der derzeitigen Kunst-Plakat-Ausstellung aktuelle Verschlechterungen wie die fortschreitende Entrechtung in Arbeitswelt und Gesamtgesellschaft thematisiert, und glücklicherweise wird nicht darauf verzichtet, die Schuldigen zu benennen.

„Rettet den Reichtum“: Texte, Collagen und Montagen zur Politik des globalen Kapitals. Eine Ausstellung der Arbeiterfotografie. In den Veranstaltungen geht es um die Geschichte des „Arbeitszwangs“, von den ersten Arbeitshäusern über Notstandsarbeit, Arbeitsdienst, Zwangsarbeit, bis zum aktuellen Ein–Euro-Job.

„Ich habe für das Richtige, das Gute, das Beste auf der Welt gekämpft.“

(Olga Benario)

Galerie Olga Benario