Publikum anzicken

Tanja Ries gratuliert zum Jubiläum des BKA im Luftschloss vor dem Palast der Republik.

Einige wenige Leute im Publikum schwatzen noch, als Tanja Ries bemüht ihre Klangkünste aufzubauen sucht. Leider ist sie dabei ambitionierter als ihr langweilender Text und deshalb wirkt es schon reichlich zickig, als Tanja Ries nörgelig unterbricht und das Publikum zur Ordnung ruft. Ob sie mal Lehrerin werden wollte?

Nun gut, die Dumpfbacken auf den billigen Plätzen, die vom Boulevard Unter den Linden eher zufällig hier ins BKA-Luftschloss geschwemmt wurden, nerven schon ein wenig, aber mit Wichtigtuerei nervt eine Künstlerin ebenso.

Tanja Ries Tanja Ries

Nexte Lied

Zum Jubiläum des BKA im Luftschloss vor dem Palast der Republik.

Cora Frost & Orkester gratulieren mit einer Wiederaufführung des jüngsten Programms Nexte Lied.

Cora Frost & Orkester Frost Cora Frost Nexte Lied

Brenne!

Romy Haag ist eine aufregende Frau – und mehr.

Nach ihrer flammenden Performance bei diesem Konzert im TiF – Theater im Fischereihafen – nimmt sich die Diva des rockig-soulig-rauchigen Chanson – wie immer – am Ende noch Zeit für ihre Fans. Es gibt immer ein paar, die gern einen Schwatz mit ihr halten und manchmal geht es auch ernster zur Sache. Vor lauter Aufregung halte ich ihr wortlos eine CD zum Signieren hin. Sie schaut zu mir hoch und sagt in ihrem unvergleichlichen Akzent „‚Hallo‘ vielleicht“! Das klingt enttäuscht und mahnend und gleichzeitig erfüllt es die Situation mit Liebe. Und sie hat ja Recht.

Zur Strafe schreibt sie meinen Namen falsch, nachdem sie sich vorher erfreut über den holländischen Klang gezeigt hat.

Wie man in ihrer Autobiographie „Eine Frau und mehr“ nachlesen kann, ist Bremerhaven für sie ohnedies mit einer herben Enttäuschung verbunden. Sie kam als Femme Fatale in deutsche Lande und schlug dabei zunächst in Bremerhaven auf. Dieses aber war wenig glamourös und menschlich für ein Geschöpf von Welt wohl eher schwierig. Aber zum Glück ist sie ja eine unvergleichliche Kämpferin der Menschlichkeit.

Brennendes Herz Romy Haag Huren und Engel Eine Frau und mehr

Sieh an, sieh an

Maren Kroymann ist eine wahrhaft schöne wie hübsche Frau. Ihr mitunter überragender Intellekt überraschte mich nicht und ist daher nicht in gleichem Maße erwähnenswert. Bekannt ist sie mir als die scharfsichtigste Fernseh-Kabarettistin unserer Zeit, doch ebendiese Schärfe lässt sich mit der trüben und verflachten Fernsehlandschaft offenbar nicht mehr vereinbaren.

Heute Abend in der Bar jeder Vernunft singt sie prägende Klassiker aus der Vergangenheit der Menschen, die sich in ihrem mittleren Alter befinden. Es überwiegt Country-Sound und nur ein Schelm würde bemerken wollen, dass sie nebenbei auch Madonna persifliert.

Singen kann sie wirklich gut und das macht zusammen mit ihren schnell gesprochenen Einleitungstexten auch richtig Spaß!

Maren Kroymann - Gebrauchte Lieder Maren Kroymann - Gebrauchte Lieder

Zauber auf der Weser

Merlin ist ein Schlacks aus Hamburg, der im Matrosen-Outfit mitunter über Sexappeal verfügt. Heute ist er – über die Nordsee – die Weser aufwärts gefahren und hat am Theaterschiff in der freien Stadt Bremen angedockt.

Einfach und ehrlich gemacht und mit schönen Liedern zu Klavierbegleitung. Ein kleiner Flirt am Rande.

Merlin Lieder von Sehnsucht, Matrosen und Meer Ja das Meer ist blau so blau

Heiliger Funny Abend

24. Dezember, allein in Berlin. Der einzige Berliner Freund ist in seine badische Heimat verreist, die Freundschaft zu meinem engsten Freund bricht – mit jedem Tag dramatischer werdend – auseinander und hinterlässt dabei einige Trauer und Wut. Familie ist fern, soziales Umfeld inexistent, und beim kaum vermeidbaren Blick in die heilig-abendlichen Stuben der anderen lässt sich mein verlorenes Dasein denn auch nicht mehr leugnen.

Zwanzig Minuten vor Konzertbeginn entscheide ich gegen Depression und für das volle, das flirrende Menschsein, spurte den Prenzlauer Berg hinunter und nehme Platz im großen Saal der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Allerhand buntes Volk ist hier zusammengetroffen, um den mir bis dato völlig unbekannten Funny van Dannen zu feiern – seine geradenach überdeutlich sozialkritischen Texte, begleitet von eingängigen, galoppierenden Melodien, dargereicht in absurden Metaphern voller Wahr- und Weisheiten, die vom eigensinnigen Humor des forschen Barden und vierfachen Familienvaters zeugen. Das Haus ist voll, das Bühnenbild minimalistisch: Zwei Strohpuppenengel sehen von hoch oben zu uns hinab.

Und so wird der diesjährige 24. Dezember zu jenem überaus erbaulichen Anti-Weihnachten, von dem ich vorher nicht zu träumen vermocht hätte. Die Tränen dieser Rührung rinnen bereits während des Konzerts über mein ebenso glücklich wie überrascht anmutendes Gesicht und zeugen von der unerwarteten Geborgenheit, die sich mir in der inhärenten Wut dieses Ereignisses erfährt.

Weihnachtskonzert Funny van Dannen Herzscheiße