Ausschusszombies on tour

Liebe Lesende,

zur Zeit bin ich ja einer der „vier Hanseln“ (wie Abrisswolf Ugarte Chacón es formuliert, die im Sonderausschuss „Spreeraum“ die Initiative Mediaspree Versenken vertreten. Zu dem ganzen Drin, Dran und Drumherum habe ich bislang ausschweifend geschwiegen, auch im Ausschuss selbst habe ich noch keine Worte verbraucht. Nun aber möchte ich behutsam und liebevoll einsteigen und von meinen Eindrücken berichten.  Und ja, nennen wir es ruhig mal eine Begegnung der dritten Art. Viel Vergnügen!

Mediaspree verschönern: Ausschuss für kosmetische Eingriffe

Freitagmorgen, Osthafen in Friedrichshain. Sonnenschein. Ausschuss trifft Ausschuss. Wir, die sogenannten Bürgerdeputierten des Ausschusses Spreeraum, treffen auf einen Landesausschuss. Aber fangen wir die Geschichte an ihrem Ende an: Der Betriebsausflug des Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr des Abgeordnetenhauses endete am Freitagmittag äußerst versöhnlich: Die Ausschussmitglieder der fünf Fraktionen im Landesparlament – unter ihnen die „linke“ Grüne und Fraktionsvorsitzende Franziska Eichstädt-Bohlig sowie der Ausschussvorsitzende Thomas Flierl (die „Die Linke“), der bereits als Bildungssenator die „Die Linke“-Dialektik mustergültig vertrat, dazu die Vertreter von Mediaspree e. V., der Bauprojekte-Manager Jürgen Kilian und der „das Bezirksamt“ genannte grüne Bezirksbürgermeister Dr. Franz Schulz – all diese waren sich einig: Mediaspree badarf einer mutigen Korrektur.

So ging der gnädige Bürgermeister mutig in die Vollen und formulierte auf Bitten und Betteln hin fünf „Wünsche“. Für jede Fraktion einen, könnte man meinen. Aber bleiben wir ernst, denn schließlich wird hier über die Lebensqualität ganzer Stadtbezirke gescherzt entschieden. Sein mutigster Wunsch: 10 Meter mehr Ufer. Die sollten drin sein. 10 Meter solle man der landeseigenen BEHALA GmbH am Kreuzberger Victoriaspeicher und vielleicht sogar auch am Osthafen abverhandeln abwünschen. Auch bei den anderen Grundstückseigentümern solle ähnlich gewunschen werden. Aber da hatte der wünschelnde Bürgermeister die Rechnung freilich ohne den Wirt gemacht: Feist bot Herr Kilian 25 Meter! Als Gegenleistung dafür verlange er lediglich schnellstmögliche Genehmigungen. Nutzer habe er bereits an Land gezogen. Büros und Wohnen. Es könne sofort losgehen. Kilian war in bester Wunschlaune: Bitte sprechen Sie mit dem Liegenschaftsfonds, damit ich das so machen kann. – Ja gern, tun wir. „Das ist ein für alle Seiten befriedigender Kompromiss“, meinte Kilian stolz.

Zurück zum Wünschebürgermeister. Der fasste sich ein Herz und diktierte ein paar weitere ins Protokoll von Herrn Flierl, nachdem er zuvor herzerwärmend spaßig vom „letzten Anarchisten von Kreuzberg“ – der mit dem Lenin vor der Tür – schwadroniert hatte. Herr Zapf nämlich müsse nun mal Farbe bekennen, ob er nicht was abzugeben bereit sei von seinem schönen Spreegrundstück. Das erscheint jetzt flapsig? Hab ich auch gedacht. Aber es geht noch besser: Für ein Grundstück an der Cuvrystraße, wo die „Neuen Spreespeicher“ samt Pocketpark entstehen sollten, möge das Land doch bitte neue Leitlinien aufstellen. Etwas weniger Verdichtung und mehr Abstand zum Ufer – bitte. Die Baugenehmigung laufe Anfang Dezember aus, dann aber müsse sie allerdings unweigerlich verlängert werden, wenn es keine neue Leitlinie gebe, welche vom Senat festzusetzen sei. Tue der Senat dies nun alsbald, stünden aber dennoch die Chancen für einen noch fristgerechten, bürokratischen Genehmigungsverfahrenhürdenlauf schlecht.

An dieser Stelle nun könnte sich der geneigte Mitdenkende fragen, warum denn bitteschön der „Wunsch“ dann so spät komme. Ja warum bloß!? Diese Frage weiß wohl nur Herr Dr. Schulz höchstselbst zu beantworten.

Ebenfalls im Wünsche-Repertoire vertreten ist ein Treffen mit Frau Ingeborg Junge-Reyer, ihres Zeichens Stadtentwicklungssenatorin…, sagt man, weiß man, bedauert man…, sowie Lippi (Herr Holger Lippmann), seines ehrenwerten Postens nach Großer Vorsitzender des Liegenschaftsfonds, welcher das Land Berlin seit Jahren mittels der Verramschung von über 5.000 Immobilien reich macht. Zumindest lässt sich aus den Erlösen und Erlösungen ein Bruchteil der jährlichen Schuldzinsen bezahlen. Diese illustre Dreierrunde also wird gemeinsam darüber nachdenken, ob das Grundstück, auf dem zur Zeit das Maria am Ufer steht, nicht irgendwie mit einem den Forderungen des Bürgerentscheides näherkommenden „Kompromiss“ belegt werden kann, mit dem dann „alle Seiten zufrieden sein können“, um hiermit den liebevollen Gedanken von Filzexperte und Sumpfpflanze Herrn Projektentwickler Kilian aufzugreifen, der hier als Nachbar schon mal grundstücksübergreifend (!) vorgearbeitet hat. Immerhin patent, der Herr, nicht wahr, wenn man ihn mal mit den Kollegenpflanzen aus der professionellen Politik vergleicht.

Unser Bezirksamt, Dr. Franz Schulz, hat noch mehr Wünsche, die seiner eigenen Meinung nach zwar unrealistisch, aber deshalb noch lange nicht verschweigenswert sind: Man möge doch bitte noch einmal mit den Eigentümern des Grundstücks, auf dem der East Side Tower entstehen solle, sprechen. Dieser Tower nämlich sei schließlich seinerzeit als städtebauliche Lokomotive gedacht gewesen, aber die Waggons seien ja mittlerweile nicht mehr in Planung. Vielmehr sei zu beiden Seiten dieser Lok, die von Stofanel projektiert wird, der East Side Park sowie der Spreepark entstanden. Das sind übrigens die niedlichen, betonierten Flächen links und rechts der riesigen Leuchtwerbetafel der O2 World.

Für diesen illustren Vormittag mit erstmaliger (!) Ortsbesichtigung – seitens der Stadtentwicklungs-Ausschussmitglieder – bedanken wir uns herzlichst! Und wenn sie nicht „versehentlich“ in die Spree geschubst wurden, so treiben sie auch heute noch ihr Unwesen. Das mag hart klingen, aber nichts ist härter als die Härte der Ignoranz: Sämtliche vorgebrachten Ideen, Anmerkungen, Einwürfe und Korrekturen – egal ob sie charmant und freundlich oder weniger freundlich (seitens meiner Person) – vorgebracht wurden, fanden lediglich eine einstellige Resonanz – und zwar: 0.

Das kann man sich und anderen nicht mehr schönreden? Doch, Mann kann.

Zum Ausschuss Abschluss noch ein Zombiepsychogramm (inspired by Klaus-Peter von Lüdeke aus Steglitz-Zehlendorf, Checkerbunny und „Beratendes Mitglied“ im Ausschuss Stadtentwicklung, Lebensmotto: „Nicht träumen, handeln.“):

Schuld hat der Bezirk, nein der Senat, nein der Bezirk, nein der Senat, nein Senat und Bezirk, nein der Bürger, der wählende Lurch, der! „Erst Bethanien besetzen und dann Mediaspree versenken?“ – Ja genau.

Gegen 10, 20 oder 30 Meter mehr Ufer! Auf zu  n e u e n  Ufern!

Ausschüsse abschießen, wenn sie Ausschuss produzieren!

MfG, Ihre und Eure Ostprinzessin

Sonderausschuss

www.sonderausschuss.de

Ostprinzessin am Osthafen

Es ist ein unerwartet schöner Tag mit wundervollen Skulpturen aus Wolken und Licht am Himmel. Doch am Boden tut sich was, das harmlos aussieht, es aber in sich hat: Etwa 20 Menschen, die dem Aufruf der Initiative Mediaspree Versenken gefolgt waren und sich zu einer sogenannten Ideenwerkstatt auf das Gelände des Osthafens begaben, wurden argwöhnisch vom Vermietungschef der BEHALA, Herrn Michael Reimann, verfolgt. Dazu fuhr dieser mit seinem BMW den Osthafen auf und ab und wartete mitunter eine geschlagene halbe Stunde – mit verschränkten Armen neben seinem Wagen stehend – auf die Gruppe der Teilnehmenden, die sich ohne Zeitdruck den Osthafen entlang bewegte.

Das Gelände des Osthafens ist für die Öffentlichkeit zugänglich, dennoch gibt es dort Hausherren. Da ein großer Teil des Osthafens bereits verkauft ist, hat die BEHALA nur noch auf einigen der Grundstücke das Hausrecht. Deshalb wartete besagter Herr Reimann an den jeweiligen Demarkationslinien auf seinen Einsatz. Schon zu Beginn holte er die Polizei herbei, die sich zunächst aber nur zu einer Empfehlung entschließen wollte, einfach auf ein Grundstück zu gehen, über das die BEHALA nicht verfügen kann. Außerdem ließ sich der geneigte Dorfpolizist durchaus mittels glaubhaft vorgebrachter Behauptungen beeindrucken, dass die Ideenwerkstatt als Teil der Öffentlichkeitsbeteiligung und im Rahmen des Sonderausschusses Spreeraum und mit persönlicher Genehmigung der Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer, stattfinde. Auch die von einer Teilnehmerin ins Spiel gebrachte Privatnummer des Bezirksbürgermeisters Franz Schulz, zur sofortigen Rückfrage, verfehlte ihre beabsichtigte Wirkung nicht.

So konnte der Tross weiterziehen. Tatsächlich entwickelten eine Reihe von Anwohnerinnen und Anwohnern interessante Ideen für die Nutzung und Gestaltung des Osthafens und zeichneten diese umgehend in die ausliegenden Skizzen ein. Nur von Wenigen wurde die Ansicht geteilt, dass am Osthafen außerhalb eines 50-Meter-Abstandes Gebäude entstehen sollen. In der Initiative ist die Frage ohnehin seit längerer Zeit umstritten. Dennoch wurden in die nachträgliche Visualisierung der Ergebnisse erneut Gebäude eingezeichnet, die sich zum hochpreisigen Wohnen an einem attraktiven Grünstreifen entlang der Spree eignen.

Auch mahnten einige der Teilnehmenden die frisch gebackenen Bürgerdeputierten, die im Sonderaussschuss die Initiative und den erfolgreichen Bürgerentscheid vertreten, nach Möglichkeit keine Kompromisse einzugehen bzw. „so wenig wie möglich.“ Auch die Presse begleitete anfangs die Begehung. Am Ende kam man an der Elsenbrücke an, wo Zeitgenosse Reimann die Gruppe diesmal mit in jeder Hinsicht besser gerüsteten Polizisten in Empfang nahm, nachdem er zuvor die Annahme eines Geschenkes, dass die Initiative eigens für ihn gebastelt hatte, verweigerte. Die Polizei nahm eine Anzeige gegen einen der Aktivisten auf, welcher seit einiger Zeit bei der BEHALA Hausverbot hat. Die Gründe dafür liegen tief und haben mit dem Frust der landeseigenen BEHALA GmbH zu tun, der sich daran aufbaut, dass immer wieder Aktionen der Initiative am Osthafen stattfinden, die auf den Verkauf der Flächen, ihre Bebauung und die geplanten Projekte aufmerksam machen.

Eine Separation des Aktivisten durch die Polizei scheiterte am spontanen zivilen Ungehorsam der anderen Beteiligten.

Ostprinzessin am Osthafen Ideenwerkstatt am Osthafen Tagesspiegel-Mann befragt BEHALA-Mann Reimann Ausschuss-Mitglieder debattieren mit der Bullizei ... und überreichen Michael Reimann ein Präsent ... das er nicht annehmen mag Anzeige gegen einen Mediaspree-Versenken-Aktivist

Loft oder Liebe?

Beginnend am Rosenthaler Platz in Mitte, zogen heute mehrere hundert Menschen – unter ihnen auch eine Reihe von Kindern – gut „beschützt“ durch etwa gleichviele grün Uniformierte die Kastanienallee entlang. Auf Höhe der K86 erfreute ein Feuerwerk die Demonstrierenden. Vom geenterten Dach des Nachbarhauses rieselten außerdem zahllose Zettel mit der Aufforderung „Fuck Yuppies“ hinunter.

Der Aufzug zog weiter durch die nahezu totgentrifizierte Oderberger Straße und weiter durch ebenso tote wie sterbende Straßen der Stadtquartiere um den Zionskirchplatz herum. Von den Balkonen aus prosteten frisch eingezogene Happy-Yuppie-Familien den lustigen Demonstrierenden auf der Straße zu. Irgendwie fühlte es sich anachronistisch an, überhaupt in dieser Gegend zu demonstrieren, die bereits in einer anderen Zeit angekommen ist und längst in akut fortgeschrittener Verwestdeutschung und Grünbürgerlichkeit und schal hipper (Ex-) Hipness danieder liegt.

In der Brunnenstraße 183 begrüßten unzählige aus dem Haus fallende Luftballons die Vorbeiziehenden. Ein Feuerspeier gab seine Kunst zum Besten, was sich gut machte in der zwischenzeitlich aufgekommenen Dunkelheit. Der Demonstrationszug langweilte sich dennoch bitterlich und zog unter verminderter Beteiligung weiter zur Linienstraße 206, wo es eine Überraschung gab: Nichts nämlich. Manche kehrten noch zur Volxküche in dieses wundervoll erscheinende Haus ein, welches immer noch den Baggern und den bereits über ihm kreisenden Kränen trotzt. Drei der Abriss Activists waren dabei und schließen sich dem Aufruf an: Linienstraße 206 bleibt!

Video von der Demonstration

1.000 Euro, Linie 206 bleibt! Hausprojekt Linienstraße 206 Fuck Yuppies Brunnenstraße 183 mit Umsonstladen

Ostprinzessin spricht Klartext

Klartext als Text oder als Video

Der Sonderausschuss zum außerordentlich erfolgreichen sog. Bürgerentscheid Spreeufer für Alle (87 % der abstimmenden Bevölkerung) ist gestartet. Die Ostprinzessin sagte gegenüber Radio 08/15 FM: „Mein erster Tag als sog. Bürgerdeputierter ist gerade vorbei, und eines kann ich jetzt schon sagen: Beim Versenken müsst ihr und müssen Sie alle helfen, sonst wird’s nix.“

www.sonderausschuss.de

Sonderausschuss

Und das macht die RBB-Abendschau draus: Sonderausschuss zu Mediaspree (Videobeitrag)

Drinnen Lametta, draußen Unwille

Die Eröffnungsfeierlichkeiten zur O2 World sollten ein fetter Event werden – und wurden es, allerdings anders als gedacht. Viele Menschen in Berlin und drüber hinaus fühlten sich wahlweise an das reale Grauen vergessen geglaubter Inszenierungen der Nationalsozialisten oder an die noch heute real existierenden Inszenierungen des nordkoreanischen Regimes erinnert. Manche hängten den Maßstab ein wenig tiefer und sahen vor ihrem geistigen Auge eher Inszenierungen aus der Endzeit der SED-Parteidiktatur: Drinnen Lametta, draußen Unwille.

Größen aus Wirtschaft (Philip F. Anschutz), Politik (Klaus Wowereit) und Showbiz (nicht der Rede wert) bildeten die Basisausstattung für diese Inszenierung. Allerdings fehlten dieser die zum Jubeln gerufenen Massen. Diese blieben einfach zu Hause oder schauten kurz vorbei und suchten dann abgeschreckt und angeekelt das Weite. Bezeichnenderweise fiel das Volks-Fest aus und stattdessen ließ es sich das ganz unvölkische Volk nicht nehmen, mehr fest als festlich, den trotz blendend schönem Wetter zu Indoor-Feierlichkeiten degradierten Festivitäten einen Besuch abzustatten. Dass dabei draußen geblieben werden musste, lag in der Logik der Feiernden drinnen. Aus Angst vor Kaviarklauern und anderen Spaßverderbern hatten nicht alle Geladenen den Weg in die Höhle der inszenierten Fröhlichkeit gefunden. Und die, die es sich nicht nehmen lassen wollten, ließen sich gern mit Falschmeldungen füttern, die ihnen den erschreckend großen Einsatz von paramilitärischen Einheiten – genannt Polizei – und deren massives Durchgreifen erklären sollte. Es wurde einfach behauptet, dass es einen Anschlag gegeben habe und überhaupt seien die Krawallieros wieder mal besonders krawallig. Dass das mit der Wahrheit nun wirklich gar nichts mehr gemein hatte, interessierte vornehmlich nicht.

Die Wahrheit indes sah schlicht und ergreifend aus: Über 1.000 Menschen sammeln sich am Kottbusser Tor in Kreuzberg, ziehen strengstens bewacht bis vor die verschlossenen Tore der O2 World in Friedrichshain bzw. werden an den äußeren Außengrenzen des Areals gestoppt; daraufhin suchen und finden mehrere hundert Menschen andere Wege und machen sich dann lautstark vor der O2-World-Halle bemerkbar. Da diese Menschen und ihre Anliegen von der Moderation der dort befindlichen Spreeradio-Bühne verschwiegen werden, suchen ein paar von ihnen den direkten Weg in den Äther und werden daraufhin von der Polizei unter Lebensgefahr von der Bühne geschmissen – und zwar nicht nur sinngemäß.

In der gesamten Umgebung – über mehrere Quadratkilometer verteilt – blockierten derweil mehrere hundert Andere die Wege in den Kommerztempel. Krawalle gab es keine, aber viel Mut zum Unmut, viel zivilen Ungehorsam und viel Spaß bei der Begleitung der inszenierten Spaßveranstaltung, welche schlussendlich in einem Feuerwerk ohne Publikumsbeteiligung verrauchte. Immerhin: 6 der Abriss Activists waren mit dabeijewesen – mit Kostümierung und ohne, mit Redebeitrag und ohne, vor den Straßensperren und dahinter. Eine von ihnen nahm noch bei einer Veranstaltung der Basis der Die Linke teil, zu der sich der Bezirks-Fraktionsvorsitzende Lothar Schüßler jedoch nicht hintraute. Mit Recht: Der Groll gegen die Mediaspree-Planungen, die nach wie vor von der Partei Die Linke verteidigt werden, war dort allgegenwärtig.

Am Kottbusser Tor Anti-Konflikt... Black Block Ladies Ein langer Aufzug... Keine Tränen für homophobe Arschlöcher Grüne Armee versus Clownsarmee Ostprinzessin mit Begleitern

Yippie Yippie Yeah oder Remmidemmi?

Spreepirat_innen versenken „O2 World“ in der Spree

Heute eröffnet die O2 World mit einem großen Fest. Geladen sind unter Anderem 1.000 „very important persons“. Aber: Die Halle ist der Star.

Gestern empfingen bereits ein paar Spreepirat_innen die geladene (für Karin Schmidl von der Berliner Zeitung ist dies im doppelten Sinne gültig) und zahlreich erschienene Presse unter der Werbetafel der O2 World. Die zur Zeit nervös durch den Bezirk streifende Polizei kam zu spät zu dieser unangemeldeten Verabredung.  Doch Versenker, Piratinnen, Autonomen, Hippies, Märchenfiguren und andere Struppis waren mal wieder besser organisiert. So konnte sie denn auch nicht die symbolische Versenkung der O2 World verhindern. Vielleicht wollte sie es aber auch gar nicht. Kiezpolizist ist schließlich nicht gleich Sondereinsatzkommando.

Während wir in der Initiative Mediaspree Versenken vom grün-rot-roten Bezirksparlament in Friedrichshain-Kreuzberg nicht einmal zur bevorstehenden Konstituierung des zum erfolgreichen Bürgerentscheid hin versprochenen Sonderausschusses (an dem wir uns als fragende und mahnende Gäste sowie als sog. Bürgerdeputierte beteiligen werden) eingeladen oder auch nur davon in Kenntnis gesetzt werden, lädt die Anschutz Entertainment Group uns alle herzlichst zum Mitfeiern ein: „Ich lade alle ein, mit uns zu feiern und sich selbst ein Bild von unserer Halle und ihren Angeboten zu machen“, sagt Detlef Kornett, Europa-Chef der AEG. Und genau das werden wir – in zwei Stunden ist es soweit – tun, denn wir sind alle eingeladen. Allerdings bedeutet die O2 World für uns Spreebärchen alles andere als ein Paradies für Sport und Entertainment.

Während die Spreepirat_innen sich also vorerst auf die Versenkung der O2 World konzentrieren bzw. zusammen mit den anderen Versenkern an der personellen Flutung, zu der die Hedonistische Internationale einlädt, in feinstem Zwirn teilnehmen werden, wird in der taz Ungeheuerliches ungeheuer Sinnvolles gefordert:

„Bitte sprengen, ganz schnell!

Klar ists immer wieder herrlich, wenn viele Menschen fröhlich feiern. Ob zu Musik, zu Brot und Spielen, zu plumpem Sport und Schalala. Der Mensch will glücklich sein ohne Unterlass. Doch Freudenschwärmerei braucht auch Prinzipien. Weil der Ekelklotz am Spreeufer eine kulturelle Kampfansage an Berlin ist, gehört die Halle boykottiert. Und wieder abgerissen. Bitte schnell.

Denn der aggressivste Werbeträger der Stadt ist nicht nur eine optische, sondern vor allem eine kulturelle Zumutung. Das meint nicht die vielen hübschen Events, die nun dort alle die bespaßen, die Mainstream zum Konzept erheben. Es meint: dass die Kultur des Mega-Events schlicht nicht nach Kreuzberg-Friedrichshain gehört, dem Kiez der Künstler ohne Bühne.

Hinterhofmusik, Straßenkunst und Graswurzeltheater – davon lebt Berlin nicht schlecht. Nun spricht ja nichts dagegen, auch mal zu tausenden im Chor zu singen. Doch ein Bau wie die Arena gehört an den Stadtrand. Wo sie jetzt steht, symbolisiert sie nur Kommerz – und zeigt, wohin sich diese Stadt entwickelt. Dagegen wird man sich doch wehren dürfen? Einfach mal keine Massenpanik. Dass die Halle nun steht – kein Argument. Wer Paläste abreißen kann, kriegt auch Sporthallen klein. Ginge es nach mir: Ich würde sprengen.

Martin Kaul“

Und wem die Begleitmusik für dieses legitime, pragmatische, aber eben auch mächtig ambitionierte Vorhaben noch fehlt, dem sei diese hier wärmstens ans Herz gelegt: Deichkind, Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah). Aber Achtung: Diese Band steht für Universal Music und damit für Mediaspree und den ganzen Lügenpfad. Yippie Yippie Yeah?

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Ostprinzessin in Spiegel TV zu sehen. Für 3,5 Sek. (Minute 2:12). In roten Hosen. 😉

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Und hier einige Impressionen von der versenkerischen Freiluft-Pressekonferenz:

O2 World, versenkt O2-World-Landesteg O2 World - Keine Profite für Rechtsklerikale! O2 World - Gebaut für Profit N24, O2 World - Gebaut für Profit Unterm O2-Werbeschild Spreepiratin im Interview Spreepiratin unterm O2-Werbeschild O2 World versinkt in der Spree O2 World - Das Ende einer Spaßarena

Fuckparade 2008

Das Westmonster schreibt dazu für ABRISSBERLIN:

Bei der 12. Fuckparade am vergangenen Samstag tanzten wieder 2.500 Personen, laut Aufruf gegen die Ugly Stadtumstrukturierung, Polizeiwillkür und Drogenhysterie (vor allem aber gegen Mediaspree). 1997 als Alternative zur kommerzialisierten Loveparade ins Leben gerufen, ist die Fuckparade in erster Linie eine sich durch die Straßen bewegende Party mit viel Musik, die Spaß macht.

The Ostprinzessin und das Westmonster nehmen seit einigen Jahren teil und wunderten sich dieses Jahr ein wenig darüber, dass während des Umzuges selbst so gut wie keine politischen Inhalte sichtbar waren.

Ist die Luft raus aus Mediaspree und Überwachungsstaat? Sind wir müde geworden? Oder ruhen wir uns etwa schon auf unseren Lorbeeren aus?

Hier einige herrliche Bilder!

Berliner Schnauze jewinnt

Ostprinzessin schippt am Osthafen

Bei einer feierlichen Begehung des Osthafens nahm die Ostprinzessin persönlich den Spaten in die Hand und half, ein Stück des Fundaments für einen dort entstehenden Neubau zuzuschaufeln. Zuvor hatte ein anderer Coverstar der Protestbewegung den Baustellen-Zaun ausgehebelt. Die herbeigeeilten Bauarbeiter verhielten sich freundlich.

Dem RBB-Fernsehmagazin Neue Heimat gegenüber sagte die Ostprinzessin: „Dieser Neubau hat hier nichts verloren. Wenn sogar 87 % der Wählenden unserer Kampagne Mediaspree Versenken zustimmen, sollte auch die Intendantin des biederen Hofberichterstattungskanals des Senats ins Grübeln geraten und die fehlgerichtete Politik endlich zum Thema machen. Der Osthafen darf nicht weiter privatisiert werden! Ein Angler hier am Kai rief uns vorhin ein Ick hab für euch jestimmt zu.“